Deutscher Orden will Missbrauch aufarbeiten

„Sexuelle Übergriffe verurteilen wir uneingeschränkt“, erklärte der Prior des Deutschen Ordens, P. Christian Stuefer. (c) Screenshot vom Youtube-Kanal „Deutscher Orden – Provinz Österreich-Italien“
Zuvor hatte der Innsbrucker Pfarrer Anno Schulte-Herbrüggen am 4. Dezember 2025 in der ORF-Sendung „Tirol heute“ berichtet, dass er als junger Mann und Theologiestudent vor rund 40 Jahren Opfer sexueller Gewalt durch einen Angehörigen des Deutschen Ordens in der Ordensniederlassung in Lana in Südtirol geworden ist.
Bei dem beschuldigten Priester handle es sich um den 2002 verstorbenen P. Theo Neuking, teilte der Deutsche Orden nun mit. „Wir erkennen das Dr. Anno Schulte-Herbrüggen zugefügte Leid und Unrecht an, bedauern es zutiefst und unterstützen ihn bei der Aufarbeitung“, sagte P. Christian Stuefer. Jegliche Verdachtsfälle oder Hinweise auf Missbrauch oder sexualisierte Gewalt könnten sowohl an die Ombudsstelle der Diözese Bozen-Brixen als auch an die Ordensleitung gemeldet werden.
„Wunsch, Betroffene zu ermutigen“
Pfarrer Schulte-Herbrüggen hatte im ORF-Gespräch von dem vor vier Jahrzehnten erlebten Missbrauch berichtet und geschildert, wie er traumatisiert von dem Geschehenen und der Reaktion eines Mitbruders, dem er sich anvertraute, als damals 19-Jähriger zunächst beschloss zu schweigen. Als 2022 das Gutachten zu sexuellem Missbrauch in der Erzdiözese München und Freising veröffentlicht wurde, fasste Schulte-Herbrüggen den Entschluss, gegen den Täter, der mittlerweile verstorben war, Anzeige zu erstatten. „Was mich motiviert, ist der Wunsch, andere Betroffene zu ermutigen“, erklärte er seinen Entschluss, als Betroffener von Missbrauch in der Kirche nun auch öffentlich zu sprechen.
Der Deutsche Orden bestätigte am Mittwoch, dass die Meldung 2022 über die Ombudsstelle der Diözese Bozen-Brixen an den Orden gelangt sei. Der Orden habe die Kosten einer Therapie übernommen und sei seither mit Schulte-Herbrüggen in Kontakt gestanden. Im Frühjahr 2025 habe auf Wunsch des Priesters hin auch ein persönliches Gespräch in Bozen stattgefunden, an dem auch der Bozner Diözesanbischof Ivo Muser teilnahm. Der Deutsche Orden wolle sich weiterhin für die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs einsetzen und arbeitet eng mit der Ombudsstelle der Diözese zusammen, erklärte der Prior. Parallel dazu würden Präventionsmaßnahmen eingeführt und weiterentwickelt, die man transparent öffentlich machen werde.
Diözese Innsbruck begleitet „mutigen Schritt“
Die Diözese Innsbruck hatte bereits am 4. Dezember 2025 erklärt, sie begleite den „mutigen Schritt“ von Pfarrer Anno Schulte-Herbrüggen „mit Respekt und Anerkennung“. „Dass er seine persönliche Geschichte öffentlich macht, ist ein starkes Zeichen für Offenheit und Verantwortung. Sein Anliegen, das Schweigen zu überwinden und andere Betroffene zu ermutigen, verdient unsere volle Unterstützung“, hieß es in einer Stellungnahme, in der Betroffene dazu aufgerufen wurden, sich an die unabhängige Ombudsstelle der Diözese Innsbruck zu wenden.
Quelle: kathpress