„Treffpunkt Benedikt“ mit Wolfgang Schüssel: Zuversichtlich in die Zukunft

Im „Treffpunkt Benedikt“ am 8. November 2025 war der ehemalige Bundeskanzler Wolfgang Schüssel zu Gast. (c) Treffpunkt Benedikt
Die Anwesenden konnten einen nachdenklichen, aber sehr hoffnungsfrohen Wolfgang Schüssel erleben, der sich mit seinen 80 Jahren als überzeugten „Possibilisten“ bezeichnet: Bei Problemen Lösungen möglich zu machen, darum sei es ihm stets gegangen. Sein Leben habe dramatisch begonnen. Mitten im Bombenkrieg von 1945 sei seine Mutter mit ihm in Wien schwanger gewesen, nach dem Krieg habe dann Hunger geherrscht. In der Zwischenzeit habe sich vieles verändert, heute gehe es uns gut.
Die Benediktiner und den hl. Benedikt – „eine spannende Figur“ – kenne er als Absolvent des Wiener Schottengymnasiums und durch Kontakte mit dem Stift Seckau schon lange. „Vieles steckt in der Regel des hl. Benedikt, etwa das Hören, gerade auch auf die Jüngeren, weil sie Dinge oft neu denken“, sagte er. Die Benediktiner hätten oft in dramatischen Situationen der Geschichte eine wichtige Rolle gespielt, was auch für die Klöster von heute mit ihrer Gelassenheit und dem rechten Maß gelte.
Kein Grund, nicht zuversichtlich in die Zukunft zu schauen
Schüssel nahm die großen Linien der Geschichte in den Blick und konstatierte darin eine unglaubliche Entwicklung, etwa durch die Zunahme von Wissen und Gesundheit. Es gebe überhaupt keinen Grund, nicht zuversichtlich in die Zukunft zu schauen. Insbesondere die christliche Zuversicht gebe das Vertrauen, dass uns die nötigen Kräfte in kommenden Herausforderungen zuwachsen. Dazu komme, dass Christen den Auftrag hätten, an der Schöpfung mitzuarbeiten, sie zu gestalten und Gutes zu tun, um das Leben zu verbessern, auch angesichts starker gesellschaftlicher Veränderungen. Habe es früher in Österreich eine starke katholische Jugend und große Katholikentage gegeben, seien die Christen heute eine Minderheit.
Auch nach seinem Vortrag stand Wolfgang Schüssel noch für Diskussionen mit den jungen Zuhörer:innen zur Verfügung. (c) Treffpunkt Benedikt
Nachdenklich mache ihn, dass sich der Philosoph Jürgen Habermas vor kurzem kritisch zu einem „Christentum light“ geäußert habe. Gerade die jungen Leute sollten daher seiner Meinung nach den Glauben mit dem heutigen Wissen und der gegenwärtigen Mentalität weitertragen. Dafür brauche es einen international vernetzten Blick, dass das Christentum in vielen Teilen der Welt lebendig sei, wie er es etwa bei einem Ostergottesdienst in Peking 1995 so eindrücklich erlebt hat.
Anhaltspunkte in katholischer Soziallehre
Landläufig heiße es, dass mit dem Alter die Weisheit komme, doch für sich persönlich warte er noch, wie er etwas verschmitzt sagte. „Auf der internationalen Bühne sind Menschen in vorgerücktem Alter nicht immer Vorbilder.“ Europa sei christlich geprägt und funktioniere gut, doch könnte es besser gehen, etwa durch den Einsatz junger Menschen. Für sie sieht er in der katholischen Soziallehre wichtige Anhaltspunkte, etwa das Prinzip der Subsidiarität. Es wäre wichtig, meinte Schüssel, europäisch und benediktinisch in christlichem Auftrag weiterzugehen.
In diesem Sinne ermutigte Wolfgang Schüssel seine jungen Zuhörer:innen, auf ihre Weise Salz der Erde zu sein, jeden Tag als Geschenk zu sehen und sich zu fragen, wen sie heute ein wenig glücklicher machen könnten. Er schloss seinen Vortrag mit Worten von Br. David Steindl-Rast: „Es ist eine dunkle Welt, doch wenn ihr ein wenig leuchtet, wird es heller.“ Er gab seinen Zuhörer:innen mit: „Leuchtet also!“
Quelle: Treffpunkt Benedikt