Klösterreise 3: Musik ist für Propst Klaus Sonnleitner „ein Teil von Seelsorge“

Musik ist für Propst Klaus Sonnleitner „ein Teil von Seelsorge“. (c) ÖOK/Elisabeth Mayr-Wimmer
„Ich bin überzeugt: Musik kommt von Gott her und führt zu ihm hin“, sagte der gefragte Organist im Gespräch mit Journalist:innen und unterstrich: „Klöster sind gerade in Österreich geistliche, kulturelle und wirtschaftliche Zentren, wo Kunst und Wissenschaft immer wichtig waren.“ St. Florian sei im Unterschied zu manch anderem österreichischen Stift materiell nicht besonders gut ausgestattet. Hauptaufgabe sei die Seelsorge in den 33 zum Stift gehörenden Pfarren mit seinen derzeit 22 Chorherren. Ordensleute seien allein schon durch ihre Existenz und ihr geistliches Leben „wie Fragezeichen in der Landschaft“, die Menschen zum Nachdenken herausfordern, sagte Propst Klaus Sonnleitner.
Unerwarteter Zuwachs aus der Ferne
Das Klosterleben bereite auch Überraschungen: So haben sich kurz nach seiner Wahl unerwartet und aus der Ferne Interessenten am Klosterleben in St. Florian via Internet gemeldet. Konkret gebe es derzeit drei Postulanten im Alter von 21 bzw. 25 Jahren aus dem Kongo, die sich als Anwärter auf die Aufnahme in die Klostergemeinschaft vorbereiten und derzeit vor Ort einen Sprachkurs belegen.

Die Öffnung auf drei neue Ordensbrüder hin „ist für uns ein großer Schritt“, sagte Propst Klaus Sonnleitner. (c) ÖOK/Elisabeth Mayr-Wimmer
„Sie wollen wirklich hier bleiben und wir im Stift wollen und müssen sie und ihre Spiritualität verstehen lernen, damit sie sich bei uns angenommen fühlen.“ Die künftigen Mitbrüder böten eine „Chance, durch ihren echten, herzlichen Glauben unseren Glauben aufzufrischen“. Die Öffnung auf drei neue Ordensbrüder hin „ist für uns ein großer Schritt“, sagte der Propst.
Zur Person
Klaus Sonnleitner wurde am 6. November 1970 in Bad Ischl geboren. Nach der Matura an der Handelsakademie folgte das Studium am Mozarteum in Salzburg. Seit 1997 ist der promovierte Theologe Chorherr des Stiftes St. Florian. Als Seelsorger war er unter anderem in den Pfarren Attnang, Vöcklabruck, Ebelsberg, St. Gotthard, Walding oder Herzogsdorf im Einsatz. Zudem wirkte er 18 Jahre als Stiftsorganist, Stiftskantor, Musikarchivar und Gastmeister. Am 6. Februar 2025 wurde er als Nachfolger von Johannes Holzinger zum 58. Propst des Augustiner-Chorherrenstifts gewählt.

An der Wirkstätte von Anton Bruckner gab Propst Klaus Sonnleitner den Medienschaffenden eine Darbietung an der Bruckner-Orgel des Barockstiftes. (c) ÖOK/Elisabeth Mayr-Wimmer
Bedeutendes Barockkloster
Das südöstlich von Linz gelegene Augustiner-Chorherrenstift Sankt Florian zählt zu den größten und bekanntesten Barockklöstern Oberösterreichs. Der Überlieferung nach wurde der erste namentlich bekannte Christ auf dem heutigen Gebiet Österreichs, der heilige Märtyrer Florian, nach seinem Tod im Jahr 304 auf dem heutigen Stiftsgelände bestattet. Die heute bestehende prachtvolle Klosteranlage – zu ihr gehört die Stiftsbasilika – entstand zwischen 1686 und 1750 unter den Baumeistern Carlo Antonio Carlone, Jakob Prandtauer und Johann Gotthard Hayberger.

Das Stift St. Florian ist eines der größten und bekanntesten Barockklöster Oberösterreichs. (c) ÖOK/Elisabeth Mayr-Wimmer
Während der Ursprung des Stiftes nicht durch Quellen belegt ist, gehen erste schriftliche Zeugnisse einer Klosteranlage auf die Karolinger-Zeit um 800 zurück. 1071 belegte schließlich der Passauer Bischof Altmann die Priestergemeinschaft des Ortes mit der Chorherrenregel. Im 13. Jahrhundert wurde eine neue Kirche erbaut, 1289 starb die im Ruf der Heiligkeit stehende Inklusin Wilbirg. Ein weiteres markantes Ereignis war die Errichtung einer Klosterschule im 14. Jahrhundert, die bis 1807 bestand, als dem Stift bis 1848 die Leitung des Linzer Gymnasiums übertragen wurde.
Eine Unterbrechung im Klosterbetrieb gab es 1941, als die Gestapo das Stift beschlagnahmte und ab 1942 zum Sitz der NS-Reichsrundfunkgesellschaft ausbaute. Die ausgewiesenen Chorherren, die im Kloster Pulgarn bei Steyregg ihr Gemeinschaftsleben aufrechterhalten konnten, kehrten nach Ende des Zweiten Weltkrieges wieder nach St. Florian zurück. 33 Pfarren gehören heute zum Stift.

Im Stift St. Florian befindet sich auch die Grabstätte Anton Bruckners. (c) ÖOK/Elisabeth Mayr-Wimmer
Anton Bruckners Wirkstätte
Musik hat in St. Florian hohen Stellenwert, verbunden vor allem mit dem Namen des Komponisten Anton Bruckner (1824-1896): Der „Musikant Gottes“ war 1848 bis 1855 Stiftsorganist und wurde nach seinem Tod unter der „Brucknerorgel“ in der Kirche bestattet. An ihn erinnern seit 1997 die internationalen „Brucknertage St. Florian“. Deutlich länger – bereits seit 1071 – verfügt das Stift über einen Knabenchor, die „Florianer Sängerknaben“, der ähnlich professionell geführt ist wie die Wiener Sängerknaben und rund 50 Sänger umfasst. St. Florian ist auch Austragungsort der OÖ-Stiftskonzerte und zahlreicher Orgelfestivals.
Quelle: kathpress