Causa „Goldenstein“: Kritik an medialer Inszenierung

Generalsekretärin Sr. Christine Rod hat im Interview mit dem Rupertusblatt die mediale Inszenierung der Causa „Goldenstein“ kritisiert. (c) ÖOK/emw
Kirchenrechtlich sei die Lage klar. Wenn Ordensgemeinschaften zu klein werden oder die Mitglieder ein sehr hohes Alter erreichen, bestimmt das Dikasterium für Orden im Vatikan einen Ordensoberen – entweder aus der eigenen Ordensfamilie oder aus einer anderen Gemeinschaft.
Im Fall der Goldensteiner Schwestern seien dies die Föderationspräsidentin der Augustiner Chorfrauen in Deutschland, Sr. Beate Brandt, sowie Propst Markus Grasl, der als Ordensoberer eingesetzt wurde. Sr. Christine Rod: „Propst Markus war in der Übergangsphase jede Woche einen Tag vor Ort zum Gespräch, zum Organisieren, vor allem aber zum Begleiten.“
Altersgerechte Betreuung
Auf menschlich-emotionaler Ebene gehe es um Fragen der altersgerechten Betreuung – ähnlich wie in jeder Familie. Aufgrund des hohen Alters und des Gesundheitszustandes sei ein selbstständiges Leben im Kloster nicht mehr möglich gewesen, sagt Sr. Christine Rod: „Da auch die eigens angestellte Assistenz nicht mehr ausreichend war, brauchte es einen weiteren Schritt.“
Der gewählte Heimplatz sei nicht irgendein Heim, sondern eine Einrichtung der Halleiner Franziskanerinnen. Damit sei gewährleistet, „dass die Schwestern nicht nur professionelle Pflege und Betreuung erhalten, sondern ihr geistliches und spirituelles Ordensleben weiterführen können, sehr nahe am Kloster“. Die jetzige Umdrehung der Tatsachen mache sehr betroffen, sagt Sr. Christine Rod. Es habe etwas Tragisches, die Lösung, die der Orden für die verdienten Schwestern geschaffen hat, so darzustellen.
„Wir leben im Zeitalter medialer Inszenierung und die lebt von Überspitzung, Konflikt und Einseitigkeit.“ Im Fall von Goldenstein sei das sehr deutlich. Sie finde es schade, „dass sich Menschen hier so einseitig hineinvermengen lassen“. Natürlich hätten die Bilder eine große Macht: Die drei Nonnen würden für Außenstehende „exotisch“ erscheinen. Es sei auch seltsam, „dass sich die mediale Öffentlichkeit an einer Welt abarbeitet, die es eigentlich so nicht mehr gibt: Nonnen in strenger Tracht, Schulheime und ein Flair von Trapp und Romy Schneider“.
Aufgeheizte Situation
Zur Frage, wie sie persönlich die Berichterstattung zur Causa Goldenstein empfindet, antwortete Sr. Christine Rod: „Es hat etwas Tragisches, die Lösung, die der Orden für die verdienten Schwestern geschaffen hat, so darzustellen. Was macht man mit ihnen? Braucht es die Inszenierung mit Boxhandschuhen oder auf der Sprossenwand? Das entspricht nicht ihrer Lebenskultur und ihrem Alter.“
Darauf angesprochen, wie es nun weitergehen kann, räumte Sr. Christine Rod ein: „Wir wissen es derzeit nicht. Solange die Situation so aufgeheizt ist, wird es wohl keine gemeinsame Lösung geben.“ Wenn man wieder miteinander reden könne, sei vielleicht ein neuer Anlauf möglich.
Vom Heim der Franziskanerinnen abgemeldet
Die drei Ordensfrauen haben sich laut ORF-Bericht (16. September 2025) offiziell vom Heim der Franziskanerinnen abgemeldet. Unterstützerinnen und Unterstützer würden sich nun um die drei betagten Frauen kümmern; von der Pflege bis zu den Lebenshaltungskosten, für die bereits ein Spendenkonto eingerichtet wurde.
Das für die Frauen zuständige Stift Reichersberg zeigt sich weiter besorgt. Stiftssprecher Harald Schiffl betonte, die Verantwortung liege nun bei jenen, die die Schwestern ins Kloster zurückgebracht haben. „Wenn die Schwestern im Haus einen Unfall haben, dann sind jetzt jene verantwortlich, die sie in das Haus zurückgebracht haben“, sagte der Sprecher im ORF. Plätze im Heim stünden weiterhin bereit.
Quelle: kathpress