Zeitkapsel im Turm der Innsbrucker Jesuitenkirche geborgen

Die Vergangenheit in Händen, die Zukunft im Blick: Kirchenrektor P. Bruno Niederbacher SJ freut sich über den Fund der Zeitkapsel. © Jesuiten Innsbruck
Seit Mitte Juli werden an den beiden Türmen und der Kuppel der Innsbrucker Jesuitenkirche dringend notwendige Sanierungsarbeiten durchgeführt. Am 28. Juli stießen Mitarbeiter der mit der Sanierung beauftragten Firma im Westturm auf eine Zeitkapsel, die sich in der Turmkugel befand. Wenig später wurde sie im Beisein von Vertreterinnen und Vertretern der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG), des Denkmalamts, der Jesuitenkirche und des Jesuitenkollegs geöffnet. Die Jesuitenkirche gehört seit der Aufhebung des Jesuitenordens im Jahr 1773 dem Staat und seit dem Jahr 2000 der Bundesimmobiliengesellschaft, die für deren Instandhaltung zuständig ist.
Dokumente aus zwei Jahrhunderten
Die Kapsel bestand aus einem äußeren Kupferbehälter, in dem sich – eingebettet in Asche – eine zweite Röhre befand. In dieser entdeckte man drei Urkunden aus dem Jahr 1901, dem Zeitpunkt des Baus der beiden Kirchtürme. Bei einer ersten Dachsanierung 1977/78 wurden die Unterlagen um weitere Zeitzeugnisse ergänzt: eine 100-Schilling-Silbermünze, eine komplette Schilling-Münzserie sowie ein Kirchenführer aus jener Zeit.

Nach der feierlichen Ignatiusmesse am 31. Juli hatten die Messbesucherinnen und -besucher die Gelegenheit, die geborgenen Objekte zu betrachten. © Diözese Innsbruck / Arno Cincelli
Neues Kapitel für die Zukunft
Mit Abschluss der Sanierungsarbeiten wurde die historische Kapsel am 9. September 2025 wieder im Turm eingesetzt. Auch eine neue Zeitkapsel aus Messing mit einer von Vertreter:innen der BIG und der Jesuiten unterzeichneten Urkunde über die laufenden Renovierungsarbeiten, einem aktuellen Folder, Euro-Münzen und der Predigt zum Patrozinium sowie einem Multifunktionstool, einem Zollstab und einem „BIG ART“-Spaziergang wurde in den Knauf des Westturms eingesetzt.
Somit befinden sich nun zwei Zeitkapseln im Westturm – verschlossen bis zu einer zukünftigen Sanierung. Wenn sie eines Tages wieder geöffnet werden, werden sie nicht nur Einblicke in die Geschichte der Jesuitenkirche gewähren, sondern auch vom Alltag und Selbstverständnis unserer Zeit erzählen.
Ein Brauch mit Geschichte
Zeitkapseln sind keineswegs eine moderne Erfindung. Schon seit Jahrhunderten werden bei Grundsteinlegungen, Kircheneinweihungen oder Turmbauten Behältnisse mit Dokumenten, Münzen oder anderen Objekten eingebracht. Sie sollen ein Abbild der Zeit geben, in der ein Bauwerk entstand oder saniert wurde, und künftigen Generationen ein Fenster in die Vergangenheit öffnen. Besonders in Kirchtürmen ist diese Tradition verbreitet. Dort gelten Kapseln als symbolische Verbindung zwischen Himmel und Erde, zwischen den Menschen von gestern, heute und morgen. Die Asche, in die die Dokumente oft eingebettet werden, dient als Schutz vor Feuchtigkeit und Verfall.
Quellen: ORF, Jesuiten Innsbruck