Steyler Missionare: Ökologisches Engagement auch christliches Anliegen

P. Franz Helm und Br. Emanuel Huemer (v.l.) setzen sich nicht nur für den Umweltschutz ein, sondern sind auch immer wieder auf Demonstrationen anzutreffen. (c) SVD
Als Mitglieder einer weltweit tätigen Ordensgemeinschaft erleben die Steyler Missionare die Auswirkungen des Klimawandels hautnah. „Unsere Mitbrüder und -schwestern aus Indonesien oder dem Kongo erzählen, wie sich der Klimawandel auf ihre Heimat auswirkt: Starkregen und Dürren, Erdrutsche und Überschwemmungen. Die Fragen der globalen Gerechtigkeit stellen sich für uns als weltweite Ordensgemeinschaft noch direkter, weil wir mit diesen Brüdern und Schwestern zusammenleben“, berichtet P. Franz Helm. Gerade im globalen Süden seien Menschen von den Folgen viel stärker betroffen und gleichzeitig schlechter geschützt.
Br. Emanuel Huemer verweist auf das Bild der „globalen Tischgemeinschaft“. „Dadurch, dass ich im globalen Norden geboren bin – wofür ich nichts kann –, lade ich strukturelle Schuld auf mich, weil meine Gesellschaft auch deswegen so vermögend ist, weil sie geschichtlich andere Kontinente ausgebeutet hat. Als Mensch mit Gewissen treibt mich das um“, sagt er.
Kein neues Thema
Für die Steyler Missionare ist Umweltschutz kein neues Thema. Schon ihr Ordensgründer hatte als Naturwissenschaftler eine besondere Sensibilität für die Natur. In der Mitteleuropäischen Provinz der Ordensgemeinschaft wurde das Thema vor über einem Jahr außerdem dadurch aufgewertet, dass ein Dreierteam statt wie bis dahin üblich eine Einzelperson für den Bereich Gerechtigkeit, Friede und Bewahrung der Schöpfung zuständig ist. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Klimagerechtigkeit.
Von diesem Standpunkt aus werden dann Gottesdienste zum Thema gefeiert oder Aktionen durchgeführt. So fand in Wiener Neudorf beispielsweise eine Maiandacht zum Thema „Schutzmantel-Madonna“ statt. P. Franz Helm ist außerdem bei „Religions for Future“ aktiv und hält Vorträge zur Schöpfungsverantwortung und ökologischen Umkehr. Br. Emanuel Huemer engagiert sich zum Beispiel bei der Verhinderung der Ostumfahrung in Wiener Neustadt. „Wir sind also zum einen ganz praktisch unterwegs und besuchen darüber hinaus unsere Steyler Gemeinschaften, um dieses Thema zu besprechen. Immerhin waren einige Steyler in anderen Provinzen auch schon im Umweltschutz aktiv und bringen neue Perspektiven und Ideen mit“, erklärt Br. Emanuel Huemer.

Ein Anliegen von Br. Emanuel Huemer (2.v.r.): Die Verhinderung der Ostumfahrung in Wiener Neustadt. (c) SVD
Alltägliche Schritte sind zu wenig
Mit alltäglichen Schritten wie Mülltrennung oder weniger Fleischkonsum allein sei es allerdings nicht getan, betont Br. Emanuel Huemer: „Das ist ja schön und gut, aber leider viel zu oberflächlich und trifft den Kern der Ursachen der Klimakatastrophe nicht. Denn wir Menschen machen keine Anstalten, uns von unserem imperialen Lebensstil wegzubewegen.“ Während Menschen in Burundi durchschnittlich nur 0,3 Tonnen CO₂ pro Jahr verursachen, liege der Verbrauch in Deutschland oder Österreich bei rund neun Tonnen – rund acht Tonnen zu viel, um das Pariser Klimaschutzabkommen einzuhalten.
Für P. Franz Helm ist hier der Rückgriff auf die christliche Tradition hilfreich. ergänzt: „Franziskus und seine Gefährten haben im 12. und 13. Jahrhundert das Eigentum in Frage gestellt – in einer Zeit des Umbruchs. Heute sind wir wieder in einer Umbruchszeit und müssen uns neu die Frage nach Eigentumsrechten angesichts globaler Bedrohungen stellen.“
Glaube und Engagement gehören zusammen
Die Bewahrung der Schöpfung und der Glaube sind für die beiden Steyler Missionare untrennbar miteinander verbunden. „Wir dürfen uns nicht über die Schöpfung stellen, sondern müssen uns als Mitgeschöpfe verstehen“, ist Br. Emanuel Huemer überzeugt. P. Franz Helm ergänzt: „Unser Missionsverständnis als Steyler besagt, dass Gott immer schon da ist und wirkt. Wir müssen nur die Augen öffnen und entdecken, was schon in seinem Sinn geschieht – und mitmachen. Alles ist miteinander verbunden – dieses Mantra von Papst Franziskus in ‚Laudato si’‘ (Enzyklika 2015) kann ich wirklich erleben.“
Dass Superreiche weiterhin enorme Umweltschäden verursachen, frustriert die Missionare zwar, doch sie lassen sich davon nicht entmutigen. „Ich kann nicht unterbinden, dass Jeff Bezos ins All fliegt – das liegt außerhalb meines Machtgebiets. Aber ich kann in unserer Gemeinschaft darüber diskutieren, ob wir ein neues Auto brauchen – und wenn ja, welches. Ich kann mich dafür einsetzen, dass die ökologischste Lösung gefunden wird. Jedes Gramm CO₂, das wir einsparen, ist wichtig“, sagt P. Franz Helm. Seine Hoffnung gründet im Glauben: „Oft haben Menschen Katastrophen verursacht, und Gott hat sie nicht verlassen. Das ist meine Hoffnung, und die ist unerschütterlich.“
Quelle: „Leben jetzt“