Blumen, Mut und Glaube: Die Ordensfrau hinter Karl Leisners Priesterweihe

Mutig und entschlossen: Als Kandidatin im Orden der Schulschwestern nützte die junge Josefa Mack ihre Fahrten zur SS-Gärtnerei nicht nur für den Blumeneinkauf, sondern auch für den Kontakt mit inhaftierten Geistlichen. © Archiv der Armen Schulschwestern / Pixabay (Angeles Baleguer, Onur Kircak)
„Ohne Schwester Imma wäre Karl Leisner vielleicht nie Priester geworden“, gibt Sr. Beatrix Mayrhofer von den Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau zu bedenken. „Sie hat als junge Frau das Unmögliche möglich gemacht – mit einem Fahrrad, einem offenen Herzen und einer großen Portion Mut.“
Glaube hinter Gittern
Im Jahr 1944 war Josefa Mack, wie sie damals noch hieß, Kandidatin im Orden der Schulschwestern und im Waisenhaus in Freising tätig. Ihre wöchentlichen Fahrten zur Gärtnerei des SS-Versuchsguts bei Dachau galten offiziell dem Blumeneinkauf für das Kloster. Doch was als scheinbar harmloser Auftrag begann, wurde zu einem lebensgefährlichen Einsatz im Dienst der Menschlichkeit.
Auf diesen Fahrten erkannte Josefa das Elend der Häftlinge – und sie brachte in Erfahrung, dass sich unter ihnen ein Diakon befand, der zum Priester geweiht werden sollte: Karl Leisner. Ebenso erfuhr sie von einem Bischof im Lager – Gabriel Piguet aus Clermont-Ferrand –, der die Weihe vornehmen könnte. Was fehlte, waren die liturgischen Utensilien, die offiziellen Dokumente – kurz: alles, was eine gültige Priesterweihe erforderte.
Geheime Weihe im Konzentrationslager
Josefa handelte entschlossen. Unterstützt von ihren Mitschwestern im Kloster, schmuggelte sie unter dem Decknamen „Mädi“ Hostien, Messwein, Kerzen, heilige Öle, liturgische Gewänder und sogar die amtliche Zustimmung zur Weihe ins Lager. Am 17. Dezember 1944 konnte Karl Leisner, bereits schwer an Tuberkulose erkrankt, in einer geheimen Zeremonie im KZ Dachau zum Priester geweiht werden – durch Bischof Piguet und unter den Augen der inhaftierten Priester.
Nur wenige Monate später, am 12. August 1945 – kurz nach der Befreiung des Lagers –, starb Leisner an den Folgen seiner Haft. 1996 wurde er von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.
Warum Schwester Imma Azaleen liebte
Später trat Josefa in den Orden ein und nahm den Namen Schwester Imma Mack an. Ihre Erinnerungen an die Zeit von Mai 1944 bis April 1945 hielt ihre Mitschwester M. Alicia Blattenberger in dem Buch „Warum ich Azaleen liebe“ fest – ein berührendes Zeugnis der Hoffnung in dunkler Zeit. Der Titel verweist auf ein Erlebnis, das sie zutiefst berührte: Häftlinge schenkten ihr Azaleen für ihre Mutter, als sie sich in die Ferien verabschiedete – ein kleines Zeichen von Menschlichkeit inmitten des Grauens.
Für ihren mutigen Einsatz wurde Schwester Imma vielfach geehrt, unter anderem mit dem deutschen Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, dem Bayerischen Verdienstorden und der Aufnahme in die französische Ehrenlegion. Sie starb am 21. Juni 2006 in München.

Priesterweihe im KZ: Anlässlich des 80. Todestages von Karl Leisner lädt die Wiener Augustinerkirche zu einem Gedenkabend am 12. August 2025 ein. © Lukas Ruegenberg OSB / Nazik Madziuk (unsplash)
Ein Abend im Zeichen von Karl Leisner
Am Dienstag, dem 12. August 2025, lädt die Wiener Augustinerkirche in der Augustinerstraße 3, 1010 Wien, zu einem vielfältigen Gedenkabend anlässlich des 80. Todestags von Karl Leisner ein:
- 17.30 Uhr: Filmvorführung „Karl Leisner – Christ aus Leidenschaft“
- 18.30 Uhr: Im Gespräch – Karl Leisners Nichte Monika Kaiser-Haas & Dechant P. Matthias Schlögl
- 19.30 Uhr: Pontifikalmesse mit Abt Maximilian Heim OCist
Quelle: Arme Schulschwestern von Unserer Lieben Frau