„Glaube zum Anfassen“ – Ein indonesischer Missionar auf Zeit in Österreich

Frt. Edith Erian Dita SVD verbrachte im Rahmen seiner Ausbildung eineinhalb Jahre in Österreich – hier im Missionshaus St. Gabriel. (c) SVD
Kurz vor Weihnachten 2023 kam Frt. Edith Erian Dita SVD in Österreich an, um hier für eineinhalb Jahre im Rahmen des OTP-Praktikums seine ersten missionarischen Erfahrungen zu machen. Das „Overseas Training Program“ ermöglicht es Steyler Seminaristen nach dem ersten Teil ihres Studiums auf einem anderen Kontinent in eine andere Kultur und Sprache einzutauchen und zu lernen, wie es ist, in einem fremden Land zu leben und zu arbeiten.
Nach einigen Monaten Sprachstudium und Mitleben in der SVD-Gemeinschaft im Missionshaus St. Gabriel ging Frt. Erian nach Bischofshofen, um in der dortigen Pfarre mitzuarbeiten. Im Juni 2024 ist der junge Steyler in seine Heimat Indonesien zurückgekehrt, um seine Theologiestudium fortzusetzen. Frt. Edith Erian Dita SVD erzählt im Interview von seinen missionarischen Erfahrungen in Österreich.
Warum hast du dich gerade für Österreich für dein OTP entschieden?
Frt. Edith Erian Dita: Ich habe Österreich als Ort für mein pastorales Orientierungsjahr gewählt, weil das Land eine tief verwurzelte katholische Tradition hat, aber die Art und Weise, wie der Glaube gelebt und ausgedrückt wird auch stark durch den Säkularismus in Europa geprägt ist. Ich habe mich auch für Österreich entschieden, weil es für mich als Musikliebhaber ein Traum war, in einem Land zu leben, das die Heimat von Mozart, Beethoven und Schubert ist.

Pastoralpraktikum in der Pfarre Bischofshofen: Frt. Erian (rechts) mit Pfarrer P. Edwin Reyes SVD und Kooperator P. Paulus Sujianto SVD. (c) SVD
Welche Freuden und Herausforderungen hast du bei deinem Pastoralpraktikum erlebt?
Frt. Edith Erian Dita: In der Pfarre Bischofshofen, in der ich mein Praktikum machte, unterstützte ich die Priester bei den Messfeiern, las das Wort Gottes, diente am Altar und half bei den Vorbereitungen für besondere Feiern wie Weihnachten, Ostern, Erstkommunion und Firmung. Ich hatte große Freude daran, bei der Messe zu assistieren, Musik zu machen, die Ministranten zu betreuen und an Prozessionen teilzunehmen.
Es gab jedoch auch Herausforderungen: Die rückläufige Zahl aktiver Kirchgänger, vor allem unter jungen Menschen, erschwert die pastorale Arbeit. Die kulturellen Unterschiede – z.B. die kritische Haltung der europäischen Jugend gegenüber dem Glauben - war anfangs eine Herausforderung für mich, aber letztendlich auch eine Bereicherung.
Wer hat dich während deines Praktikums begleitet?
Frt. Edith Erian Dita: Ich hatte das Glück, von engagierten Priestern, ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen und einer offenen Pfarrgemeinde begleitet zu werden. Meine Steyler Mitbrüder P. Edwin Reyes SVD und P. Paulus Sujianto SVD, die Priester der Gemeinde halfen mir, die missionarische Arbeit im europäischen Kontext besser zu verstehen. Die Ministranten-Verantwortlichen und die Mitglieder der Katholischen Jugend Salzburg gaben mir wertvolle Einblicke in die Jugendarbeit. P. Richard Cardozo SVD, Jugendseelsorger der Erzdiözese Salzburg, lud mich regelmäßig zu Aktivitäten mit den Jugendlichen ein. Die Begegnungen mit den Bewohnern des Seniorenheims und den Kindern, mit denen ich arbeitete, waren ebenfalls lehrreich und interessant.

Auch bei der Steyler Woche im Missions-Privatgymnasium St. Rupert brachte sich Frt. Erian musikalisch ein. (c) SVD
Wie siehst du die missionarische Arbeit in Europa?
Frt. Edith Erian Dita: Missionarische Arbeit in Europa ist anspruchsvoll. Der Glaube wird oft nicht einfach akzeptiert, sondern rational hinterfragt und auf seine Relevanz geprüft. Gerade junge Menschen suchen einen Glauben, der sinnvoll und dialogfähig ist. Es reicht also nicht aus, nur traditionelle Frömmigkeit zu vermitteln - der Glaube muss im Alltag erfahrbar und erlebbar gemacht werden.
Dennoch haben Wallfahrten, Marienverehrung und liturgische Rituale in Bischofshofen nach wie vor eine besondere Kraft. Die Kirche bleibt ein spirituelles Zentrum, aber um lebendig zu bleiben, braucht sie zusätzliche kreative pastorale Initiativen - wie Jugendgruppen, soziale Projekte oder musikalisch bereicherte Liturgien, die offen für neue Ausdrucksformen sind. Die Herausforderung besteht darin, Tradition und Innovation in Einklang zu bringen.
Was waren wichtige Erfahrungen für dich?
Frt. Edith Erian Dita: Diese Zeit hat mich gelehrt, wie wichtig Anpassungsfähigkeit in der Missionsarbeit ist. Jeder kulturelle und gesellschaftliche Kontext erfordert einen eigenen Ansatz. Ich habe gelernt, dass es wichtig ist, die Menschen dort abzuholen, wo sie sind - ihre Fragen ernst zu nehmen, ihre Sichtweisen zu verstehen und einen echten Dialog zu führen. Ich erlebte den Reichtum des Glaubens und wie Traditionen, Rituale und gemeinschaftliche Feste die spirituelle Identität prägen.
Wie geht es nach deinem OPT-Einsatz für dich weiter?
Frt. Edith Erian Dita: Das OTP hat mich in vielerlei Hinsicht geformt - in Bezug auf meinen Charakter, meine Perspektive und meine geistliche Reife. Mit dieser Erfahrung fühle ich mich bereit, meine theologischen Studien und meine Ausbildung am St. Paul Seminar in Ledalero fortzusetzen.
Quelle: steyler.at