Schulführungskräfte im Dialog über den Umgang mit herausforderndem Verhalten
Bereichernde Tage: Das Symposium war für die Teilnehmenden eine wertvolle Gelegenheit, sich auszutauschen, fachkundige Impulse für die tagtägliche Praxis zu bekommen und selbst gestärkt wieder in den Alltag zurückzukehren.© ÖOK/mti
Rund 40 Führungskräfte katholischer Mittelschulen aus ganz Österreich kamen in Salzburg zusammen, um sich über wissenschaftlich fundierte Ansätze, bewährte Praxisbeispiele und spirituelle Impulse zum Thema „Neue Autorität“ auszutauschen.
Interdisziplinäre Grundlagen und systemische Zusammenhänge
Zum Auftakt vermittelten Gudrun Gruber-Gratz und Barbara Herzog von der Pädagogischen Hochschule Salzburg einen differenzierten Einblick in die medizinisch-psychologischen, pädagogischen und soziologischen Grundlagen von Verhaltensauffälligkeiten. Im Fokus standen individuelle und strukturelle Einflussfaktoren, Präventions- und Interventionsstrategien sowie die Notwendigkeit, systemische Unterstützungsnetzwerke zu stärken.
Die Referentinnen warben für einen Paradigmenwechsel: Weg von problemzentriertem Denken – hin zu lösungsorientierten Kreisläufen, getragen von Kreativität, Haltung und gemeinsam getragener Verantwortung.
Neue Autorität: Beziehung statt Kontrolle
Im ganztägigen Workshop mit Brigitte Gartner-Denk (KPH Wien/Krems) wurde das Konzept der „Neuen Autorität“ des israelischen Psychologen Haim Omer vertieft. Es bietet pädagogischen Führungskräften ein praxisnahes, aber wertebasiertes Modell, das auf Präsenz, wachsamer Sorge, Selbstkontrolle, Transparenz, Versöhnungs- und Beziehungsgesten sowie gewaltfreiem Widerstand basiert.
Statt auf Sanktionen und Machtausübung setzt die Neue Autorität auf beziehungsorientiertes Handeln und das Aufbauen eines stabilen Netzwerks, das Verhalten professionell auffängt und begleitet. Besonders betont wurde die Notwendigkeit, als Leitungsperson selbst Haltung zu entwickeln, Eskalationen zu vermeiden und Konflikte mit Beharrlichkeit und Klarheit zu bearbeiten.
Internationale Inspiration: Schulbesuch in Fürstenzell
Ein Highlight des Symposiums waren zwei Schulbesuche: Direktor Michael Warter führte durch die Schule vor Ort, die Private Mittelschule Michaelbeuern, und gab Einblick in zahlreiche Sozialprojekte. Ein weiterer Besuch galt der Heimvolksschule St. Maria in Fürstenzell (Bayern), einer Grund- und Mittelschule unter der Trägerschaft des Seraphinischen Liebeswerks Altötting. Die Einrichtung umfasst auch eine Kinderkrippe, einen Kindergarten, heilpädagogische Wohngruppen sowie einen inklusiven Hort.
Schulleiter Max Lehner und Stiftungsratsvorsitzender Johannes Ebertseder führten durch die Einrichtung und präsentierten das pädagogische Konzept des Churer Modells sowie der sogenannten „Gelben Schule“. In beeindruckender Weise wurde gezeigt, wie mit Kindern und Jugendlichen mit sozialen und emotionalen Belastungen strukturgebend, beziehungsstark und wertschätzend gearbeitet wird – ein inspirierendes Praxisbeispiel für wirksame Inklusion und professionelle Führung.
Dienende Klarheit statt Kontrolle: Sr. Faustine Malodobry OSB zeigte auf, wie die jahrhundertealte Regel des heiligen Benedikt auch heute noch eine Quelle für Führungshaltung und Verantwortung sein kann.© ÖOK/mti
Spirituelle Tiefe: Die Regula Benedicti als Quelle pädagogischer Haltung
Zum Abschluss des Symposiums gab Sr. Faustine Malodobry OSB, Benediktinerin und selbst Trainerin für Neue Autorität, einen bemerkenswerten spirituellen Impuls. Sie zeigte auf, wie die jahrhundertealte Regula Benedicti – die Regel des heiligen Benedikt – auch heute noch eine Quelle für Führungshaltung und Verantwortung sein kann.
In ihrer Auslegung betonte sie, dass Leitung nicht Kontrolle, sondern dienende Klarheit, Achtsamkeit, Stabilität und Demut bedeutet. Diese Haltungen – tief verwurzelt in benediktinischer Spiritualität – können helfen, reflektiert, ruhig und wirksam auf Herausforderungen im Schulalltag zu reagieren. Ihre Worte schlugen eine Brücke zwischen spiritueller Tradition und moderner Führungskultur.
Zufriedenes Fazit: Christa Rohrer-Fuchsberger (li) und Marie-Theres Igrec (re) blicken auf vier gelungene Tage zurück.© ÖOK/mti
Fazit: Gemeinsam Haltung zeigen – Kinder stärken
„Das Symposium bot den Teilnehmenden eine wertvolle Gelegenheit, sich zu einem Thema, das Schulen heute zunehmend fordert, auszutauschen, fachkundige Impulse für die tagtägliche Praxis zu bekommen und – nicht zuletzt durch die Gemeinschaftserfahrung - selbst gestärkt wieder in den Alltag zurückzukehren“, zeigten sich die Leiterinnen des Symposiums – Marie-Theres Igrec, Leiterin des Bildungsbereichs der Österreichischen Ordenskonferenz, und Christa Rohrer-Fuchsberger, Referentin für katholische Privatschulen der Erzdiözese Salzburg – überzeugt. Die Kombination aus wissenschaftlichem Input, Praxisbezug, interregionalem Austausch und spiritueller Reflexion machte deutlich: Herausforderndes Verhalten verlangt nicht nach Kontrolle, sondern nach Haltung – im Team, im System und im Herzen.