Parallel zur Papstwahl: Ordensoberinnen aus aller Welt tagten in Rom

950 Ordensoberinnen aus aller Welt tagten von 5. bis 9. Mai 2025 - parallel zum Konklave - in Rom. © UISG
Es war eine denkwürdige Vollversammlung: Sie war einerseits geprägt vom Tod von Papst Franziskus, doch auch die Wahl des neuen Papstes Leo XIV. fiel in die Zeit der Tagung. Außerdem feierten die Ordensoberinnen das 60-jährige Bestehen der Internationalen Vereinigung der Ordensoberinnen (UISG). Ein paar Zahlen zur Einordnung: 950 Ordensfrauen aus 97 Ländern an 97 Tischen mit je zehn Plätzen.
„Ein gutes Stück Hoffnung“
Sr. Susanne Krendelsberger, Generalleiterin der Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis und Vorstandsmitglied der Österreichischen Ordenskonferenz, erinnert sich: „Die Tagung heuer war etwas ganz Besonders: Durch die Verbindung zum Konklave und dem Thema Hoffnung – angelehnt an das Motto des Heiligen Jahres ‚Pilger der Hoffnung‘. Es hat gutgetan, sich mit anderen Ordensfrauen aus der ganzen Welt auszutauschen. Die Tagung war geprägt von einem guten Stück Hoffnung – das war zu spüren.“
„Ich war beeindruckt von der Größe und der Vielfalt. Es war eine Buntheit von Kleidung, Sprache, Hautfarbe und eine spürbare frohe Stimmung. Die Tagung hat mir sehr viel Mut und Hoffnung gegeben“, schildert Sr. M. Birgit Dorfmair, Generaloberin der Franziskanerinnen von der christlichen Liebe. „Die zentrale Botschaft war, dass das geweihte Leben durch unser Tun und unser Wirken immer im Mittelpunkt stehen muss und nicht aus den Augen verloren werden darf. Geweihtes Leben ist Verkündigung und wir geben dadurch die unerschütterliche Hoffnung vom auferstandenen Herrn weiter und tragen Hoffnung in die Welt. Unsere Aufgabe ist es, Menschen auf der Suche nach dem Sinn und Zweck ihres Lebens zu begleiten.“
Ein wichtiges Thema bei der Tagung war auch das Thema Führung und Autorität, erinnert sich Sr. M. Birgit Dorfmair: „Bei allen Führungsaufgaben soll immer die Begegnung im Zentrum stehen. Liebe, Würde und Wertschätzung gegenüber den Mitschwestern muss vor der Autorität kommen.“
Ein Highlight waren die synodalen Gesprächsrunden an den runden Tisch, auch für Sr. Susanne Krendelsberger (rechts). (c) Sr. M. Birgit Dorfmair
Auf dem Programm der UISG-Tagung stand unter anderem ein Vortrag von Sr. Simona Brambilla, Präfektin des Dikasteriums für das geweihte Leben, mit dem Titel „Auf welche Weise stellt das geweihte Leben eine verwandelte Hoffnung dar?“. Dabei sprach sie u.a. von der „Zeit des Mondes“: „Unsere Zeit kann auch ein Stück weit als Nacht gesehen werden. Die Sonne ist untergegangen, es ist die Zeit des Mondes. Der Mond befähigt zum inneren Blick, führt in das Unsichtbare hinein und befreit von den Irrlichtern all dessen, was nicht dem Evangelium entspricht.“
Außerdem wurden Themen wie das Martyrium, die Selbsthingabe für die Armen und die prophetische Kraft des Evangeliums behandelt. Ordensfrauen berichteten aus der kolumbianischen Amazonasregion, vom Grenzgebiet zwischen den USA und Mexiko und aus Myanmar. „Ordensfrauen aus Krisen- und Kriegsgebieten berichteten von ihrem Leben. Diese Erzählungen haben mich betroffen gemacht“, erzählt Sr. M. Birgit Dorfmair, „60 Millionen Frauen weltweit sind von Verfolgung, Menschenhandel, Ausbeutung oder Gewalt betroffen. Wir alle sind verantwortlich und dürfen uns nicht davor verschließen.“
Vier Ordensoberinnen aus Österreich waren bei der Tagung dabei, darunter auch Sr. M. Birgit Dorfmair (rechts). (c) Sr. M. Birgit Dorfmair
In den Vorträgen der verschiedenen Referent:innen sei die Globalität und Interkontinentalität stark zum Ausdruck gekommen, berichtet Sr. M. Birgit Dorfmair. Dabei habe sich eine aufblühende Ordenswelt vorgestellt und zur Unterstützung und Zusammenarbeit aufgerufen. „Im Gegensatz zu dieser lebendigen und wachsenden Ordenswelt sahen wir Europäerinnen uns eher einer Zeit der Vollendung gegenüber gestellt. Es ist uns wichtig, dass wir den alten und kranken Ordensmitgliedern ein würdiges und wertschätzendes Leben bis zum Ende geben.“
Synodale Gesprächsgruppen
„Mich haben vor allem die synodalen Gesprächsgruppen berührt. Es war beeindruckend, mit welcher Offenheit wir in der Gruppe gesprochen haben. Die Fragestellungen, wie zum Beispiel ‚Was habe ich in der Präsentation gehört, das mich angesprochen hat und mich zur Veränderung drängt?‘, haben zu einem guten und wertvollen Austausch angeregt“, erzählt Sr. Susanne Krendelsberger von den synodalen Gesprächsrunden bei der Tagung. Sieben Ordensfrauen tauschten sich an einem runden Tisch nach konkreten Regeln der Gesprächsführung aus: Jede Ordensfrau kommt mit gleicher Redezeit zu Wort, alle anderen üben sich im Zuhören, erst in der nächsten Runde wird reflektiert.
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„Weißer Rauch“ während der Eucharistiefeier bei der UISG-Tagung in Rom. Ein neuer Papst wurde gewählt - die Freude ist groß. © Sr. Susanne Krendelsberger
„Weißer Rauch während der Tagung“
Vor allem, dass die Wahl des neuen Papstes genau in die Zeit der Tagung fiel, sorgte für eine ganz besondere Stimmung, erinnert sich Sr. Susanne Krendelsberger. „Wir haben gerade Eucharistie gefeiert. Plötzlich wurde es unruhig im Raum, manche schauten aufs Handy und dann haben wir vom weißen Rauch erfahren. Die Freude war groß und wir haben ein Halleluja gesungen“, erzählt Sr. Susanne Krendelsberger.
Am Abend fuhr sie mit Sr. Margret Grill (Marienschwestern vom Karmel) noch auf den Petersplatz, um noch etwas von dieser einzigartigen Stimmung einzufangen. „Ein einmaliges Erlebnis. Es war zu spüren, dass etwas Besonders geschehen ist“, erzählt Sr. Susanne Krendelsberger.
Abendliche Stimmung auf dem Petersplatz nach der Papstwahl. Sr. Susanne Krendelsberger und Sr. Margret Grill besuchten Abends nach der Tagung noch den Petersplatz, um noch etwas von der besonderen Stimmung einzufangen. © Sr. Susanne Krendelsberger
Ordensfrauen wollen Zeichen der Hoffnung bleiben
In der Abschlusserklärung bekräftigten die Generaloberinnen ihr Engagement als „Frauen des Friedens, die unter dem Kreuz ausharren, die an den Grenzen der Welt stehen, die in der Nacht wachen.“ Sie verstehen sich als Begleiterinnen, die inklusive, dem Evangelium nahestehende Gemeinschaften wachsen lassen. Auch im Alter und in der Krankheit wollen sie Zeichen der Hoffnung bleiben.
Die UISG
Die Ordensfrauen sind in der internationalen Oberinnen-Vereinigung „UISG“ zusammengeschlossen, ihr gehören mehr als 1.900 Gemeinschaften aus 97 Ländern an. Insgesamt gibt es weltweit mehr als 500.000 katholische Ordensfrauen. Vorsitzende des weltweiten Dachverbands ist seit 2013 die aus Irland stammende Ordensoberin Mary Barron.
Quellen: Sr. Susanne Krendelsberger, Sr. M. Birgit Dorfmair, kathpress, Vatican News