Augustiner über Leo XIV.: "So wie heute auf der Loggia war er bisher"

Erst vor wenigen Monaten war der jetzige Papst Leo XIV zum 675. Weihejubiläum der Wiener Augustinerkirche in Wien. © kathbild.at / Franz Josef Rupprecht
"Sprachlos und voller Freude" sind die österreichischen Augustinerpatres über die Wahl ihres bisherigen Ordensoberen Robert Francis Prevost zu Papst Leo XIV. "Er ist einer von uns - ein Bruder, der jetzt Papst ist. Aber er bleibt einer, der mit uns geht, der diesen Weg mit der Kirche gemeinsam weitergeht", sagte Pater Dominic Sadrawetz, Prior des Wiener Augustinerkonvents, am Donnerstagabend unmittelbar nach der Bekanntgabe des neuen Kirchenoberhaupts im Interview mit der Nachrichtenagentur Kathpress. Schon die ersten, auf Ordensgründer Augustinus von Hippo zurückgehenden Worte nach der Wahl hätten das deutlich gemacht: "Mit euch bin ich Christ, für euch bin ich Bischof."
Als Generalprior des Ordens habe Leo XIV. versucht, die weltweite Augustinergemeinschaft stärker zu vernetzen. "Er hat Initiativen gesetzt, um den Orden zusammenzuführen, als globale Gemeinschaft zu denken - eine Gemeinschaft, in der man sich als Christ und Katholik überall zu Hause fühlen kann", erklärte Sadrawetz, der schon in seiner früheren Funktion als Regionalvikar Prevost öfters begegnet ist. Dabei sei dem nunmehrigen Papst besonders wichtig gewesen, neue Wege zu beschreiten: "Er hat uns immer wieder ermutigt, nicht in alten Mustern zu verharren, sondern offen zu sein für neue Szenarien, für andere Lösungen. Dass wir nicht nur reagieren, sondern gestalten."
Auch die Synodalität - das gemeinsame Unterwegssein - habe bei Prevost immer einen hohen Stellenwert gehabt. "Er hat Synodalität nicht nur als Struktur verstanden, sondern als Geisteshaltung - als eine Haltung der Aufmerksamkeit füreinander und der Bereitschaft, gemeinsam zu suchen, was der Geist heute sagt." Dies sehe er als eine große Parallele zu Papst Franziskus. Und doch sei Leo XIV. kein bloßer Nachahmer: "Er verfolgt ganz eindeutig seinen eigenen Stil, hat seinen eigenen Weg. Aber das gemeinsame Hinhören, das Sehen der Not der Menschen - das ist beiden gemeinsam."
Bereits mehrmals in den vergangenen zwölf Jahren ist Prevost nach Österreich gekommen - zuletzt im November 2024, berichtete Sadrawetz. "So, wie er heute auf der Loggia des Petersdomes stand, haben wir ihn auch bisher kennengelernt. Er hat in der Augustinerkirche auf Latein zelebriert, auf Englisch gepredigt - und auch ein bisschen Deutsch verstanden", berichtete Sadrawetz. Der neue Papst lasse sich sehr auf andere ein, sprachlich wie auch menschlich, nehme sich dafür Zeit. Leo XIV. sei ein "zugänglicher Mensch, der zuhört, den Einzelnen sehr wichtig nimmt, sich für die Menschen interessiert, für ihre Probleme und für das, was sie bewegt".
Weiters habe er Prevost als einen tief spirituellen Menschen erlebt, so Sadrawetz weiter. "Er ist durch und durch ein geistlicher Mensch - das spürt man in seiner Präsenz, in seiner Art zu sprechen und zuzuhören." Die Spiritualität des Augustinerordens - das Leben in Gemeinschaft, das gemeinsame Suchen nach Gott - habe Prevost stets tief verinnerlicht. "Wir leben als Brüder miteinander, wir begleiten Menschen, die selbst auf der Suche sind. Wir haben keine fertigen Antworten, aber wir stellen uns gemeinsam den Fragen des Lebens - im Dialog, im Mitgehen, in guten wie in schwierigen Zeiten."
Quelle: kathpress.at