Oberösterreichs Äbte und Pröpste trafen sich zum Austausch

Trafen sich erstmals in neuer Zusammensetzung (v.l.): Propst Klaus Sonnleitner (St. Florian), Abt Nikolaus Thiel (Schlierbach), Abt Lukas Dikany (Schlägl), Abt Bernhard Eckerstorfer (Kremsmünster), Abt Reinhold Dessl (Wilhering), Abt Maximilian Neulinger (Lambach) und Propst Markus Grasl (Reichersberg). (c) Stift Kremsmünster/P. Josef Stelzer
Die sieben Äbte und Pröpste Oberösterreichs kommen regelmäßig zu Abstimmung und Austausch zusammen. Manche haben die Leitungsfunktion schon viele Jahre inne, manche wurden gerade erst gewählt. Am 7. Mai 2025 trafen sie sich erstmals nach den Abt- und Propstwahlen in Kremsmünster und St. Florian in neuer Besetzung. Gastgeber war einer der „Neulinge“, Abt Bernhard Eckerstorfer aus dem Stift Kremsmünster.
Der dienstälteste Abt in Oberösterreich ist derzeit Maximilian Neulinger vom Stift Lambach. Geboren 1967, wurde er am 7. Mai 2008 zum Abt gewählt und im Mai 2020 für weitere zwölf Jahre wiedergewählt. Der dienstjüngste Klostervorsteher ist Klaus Sonnleitner, geboren 1970 und am 6. Februar 2025 zum Propst von Sankt Florian gewählt. Nur knapp zwei Wochen davor, am 25. Jänner 2025, wurde Bernhard Eckerstorfer (Jahrgang 1971) zum Abt des Stiftes Kremsmünster gewählt. Er leitet das älteste Kloster Oberösterreichs – die Gründungsurkunde des Stiftes Kremsmünster stammt aus dem Jahr 777.
Der derzeit Älteste unter den Äbten und Pröpsten ist Abt Reinhold Dessl vom Stift Wilhering, der 1962 geboren wurde und seit 2013 Abt des Stiftes ist. Er ist auch der Vorsitzende der Ordenskonferenz der Diözese Linz. Der „Junior“ der Runde ist Propst Markus Grasl vom Stift Reichersberg, der 1980 geboren wurde und seit 2016 dem Stift vorsteht. Das jüngste Stift in Oberösterreich ist übrigens das Stift Schlierbach, das 1355 als Zisterzienserinnenkloster gegründet und ab 1620 Zisterzienserkloster wiedererrichtet wurde. Geleitet wird es von Abt Nikolaus Thiel.
Austausch über gemeinsame Herausforderungen
Bei ihrer Zusammenkunft sprachen die Ordensoberen auch über gemeinsame Herausforderungen. Dazu gehört die Frage des Ordensnachwuchses. Laut Statistik vom 31. Dezember 2024 gab es in Oberösterreich 725 Ordensleute: 214 männliche in 16 Gemeinschaften und 511 weibliche Ordensmitglieder in 17 Gemeinschaften.
Die Äbte und Pröpste Oberösterreichs tauschten sich im Stift Kremsmünster aus. (c) Stift Kremsmünster/P. Josef Stelzer
Den größten Teil der männlichen Ordensmitglieder in Oberösterreich stellen die sieben Stifte. Ein hoher Altersdurchschnitt der Gemeinschaften und sinkende Mitgliederzahlen prägen die letzten Jahrzehnte. „Es hat in den Stiften in den letzten Jahren aber auch einzelne Eintritte gegeben, die zur Hoffnung Anlass geben“, meint Abt Reinhold Dessl. Die Berufungspastoral ist eine große Herausforderung für die Klöster, für die es in den einzelnen Stiften unterschiedliche Initiativen gibt. So wie in vielen Priesterseminaren und Klöstern in ganz Österreich setzt man in manchen Stiften auch zunehmend auf Kandidaten aus anderen Kontinenten.
In Schlierbach, Kremsmünster, Schlägl und Lambach hat es in den letzten Jahren Neupriester gegeben. Ewald Nathanael Donhoffer OPraem vom Stift Schlägl wird am 6. Juni 2025 in der Stiftskirche Schlägl von Diözesanbischof Manfred Scheuer zum Priester geweiht.
Stifte als wichtige Arbeitgeber
Die Stifte sind wichtige regionale Arbeitgeber. In unterschiedlicher Größe sind sie in der Forstwirtschaft tätig und unterhalten auch andere Betriebe. Da die ordenseigenen Kräfte in diesen Bereichen immer weniger werden, besteht eine Herausforderung darin, geeignete Laienmitarbeiter:innen zu finden, die die Wirtschaftsbetriebe im Sinne des jeweiligen Stiftes professionell und loyal weiterführen. „Die allgemeine schwierige Wirtschaftslage macht auch vor den Klostermauern nicht Halt und lässt Ausschau halten nach Ausgabenminderungen und neuen Einkommen“, meint Abt Reinhold Dessl.
Fünf von den sieben Stiften betreiben bzw. beherbergen auch Schulen und sind regionale Bildungsnahversorger. Die Stifte übernehmen damit viele Aufgaben, die sonst von der öffentlichen Hand getätigt werden müssten. „Obwohl die Lehrer:innen vom Bund bezahlt werden und Eltern ihre Beiträge leisten, bleiben den Stiften noch große finanzielle Ausgaben für Neubauten und Gebäudesanierungen etc. Die Herausforderung ist, den Kontakt von Stiften und Schulen aufrechtzuerhalten, Begegnungsmöglichkeiten zu schaffen und eine zeitgemäße Schulpastoral zu initiieren“, erläutert Abt Reinhold Dessl.
Trotz der unterschiedlichen Orden gleichen die oberösterreichischen Stifte einander sehr. Alle sieben Stifte leisten einen erheblichen Beitrag zur Seelsorge in vielen Pfarren und Pfarrgemeinden. Ein Aufrechterhalten der priesterlichen Dienste ohne die Stifte in Oberösterreich wäre nicht möglich. Herausfordernd ist der momentane Pfarrstrukturprozess der Diözese, von dem alle Stifte betroffen sind. „Alle Beteiligten müssen sich in einer neuen Rolle zurechtfinden. Eine neue Zusammenarbeit mit Seelsorgeteams und Gremien muss eingeübt werden“, erklärt der Abt von Stift Wilhering und Vorsitzende der Ordenskonferenz der Diözese Linz. Das teilweise Ausdünnen der pastoralen Landschaft hebt aber umgekehrt auch die Bedeutung der Klöster und Stifte als geistliche Zentren hervor, wie er sagt: „Gerade zu kirchlichen Hochfesten ist eine steigende Tendenz von Gottesdienstbesucher:innen aus verschiedenen Gemeinden in unseren Stiften festzustellen.“
Klöster als verlässliche Orte des Gebetes, der Spiritualität und der Gastfreundschaft
Stifte haben generell über Jahrhunderte hinweg einen langen Atem bewiesen. „Natürlich hat es auch Aufhebungen und Schließungen wie jüngst im Stift Engelszell gegeben, die zu bedauern sind. Aber wir haben die Zuversicht, mit einer kleineren Zahl von Mitbrüdern und engagierten Laienmitarbeiter:innen auch in Zukunft wesentliche Aufgaben erfüllen zu können“, meint Abt Dessl. Klöster sind verlässliche Orte des Gebetes, der Spiritualität und der Gastfreundschaft.
Trotz aller menschlichen Begrenztheiten sind die Klostergemeinschaften Orte gelebten christlichen Glaubens, die eine Ausstrahlung nach außen hin haben. „Mit Kulturangeboten allein werden wir unserer Mission nicht gerecht – und doch ist die Zahl der kulturellen Initiativen beachtlich. Der ‚Stein gewordene Glaube‘ in den imposanten Klosterbauten und Stiftskirchen unterstützt das Zeugnis in einer mehr und mehr säkularisierten Welt“, ist Abt Reinhold Dessl überzeugt.
Neuer Papst soll „Brückenbauer in einer polarisierten Zeit“ sein
Als der Termin für das Zusammentreffen am 7. Mai vereinbart wurde, konnte noch niemand ahnen, dass an diesem Tag auch das Konklave in Rom beginnen würde. Auch die oberösterreichischen Äbte und Pröpste blicken gespannt nach Rom. Was bleibt in der Rückschau von Papst Franziskus? Abt Reinhold Dessl fasst für alle zusammen: „Der einfache Lebensstil, mit dem er sein Pontifikat geprägt hat, das durch eine tiefe Spiritualität und beherzte Solidarität gekennzeichnet war. Sein Hauptanliegen war, die Barmherzigkeit Gottes erfahrbar zu machen. Glaube muss sich ‚beweisen‘ in der Hinwendung zu Menschen, besonders zu denen am Rande.“
Und wie soll der neu gewählte Papst sein? Dazu Abt Reinhold Dessl: „Wir wünschen uns von einem neuen Papst, dass er seiner Aufgabe als ‚Pontifex‘, als Brückenbauer in einer polarisierten Zeit gerecht wird und die weltweite Kirche eint. Er soll kraftvoll den Glauben in der heutigen Welt zeitgerecht verkünden und dabei aus der reichen Tradition der Kirche schöpfen. Der Papst wird wie seine Vorgänger eine mahnende Stimme für Frieden und Gerechtigkeit in dieser Welt sein.“
Quelle: Diözese Linz