Ordenskonferenz würdigt Papst Franziskus als Erneuerer, Brückenbauer und Hirte

Am 21. April 2025 verstarb Papst Franziskus. Die Österreichische Ordenskonferenz würdigt ihn als Erneuerer, Brückenbauer und Hirte. (c) Pixabay/Günther Simmermacher
Erzabt Korbinian Birnbacher: Papst Franziskus war echter Erneuerer
„Papst Franziskus hat viele neue Wege in der Kirche und im Vatikan beschritten. Er war ein echter Erneuerer und hat oft auch kräftig umgerührt in der kirchlichen Selbstverständlichkeit. In seinem unermüdlichen Einsatz für eine arme und menschennahe Kirche hat er Barrieren abgebaut, alte, eingefahrene Strukturen aufgebrochen und einem überzogenen Klerikalismus den Kampf angesagt.
Den Ordensleuten hat er stets die echte Freude am Leben zugetraut und nichts hat ihn mehr aufgebracht als wenn eine ‚Inkohärenz‘, eine skandalöse Differenz zwischen Sein und Schein, offensichtlich wurde. Papst Franziskus durften viele Schritte hin zu einer weltoffeneren, menschlicheren Kirche gelingen – nicht zuletzt mit dem weltweiten synodalen Prozess.
Darüber hinaus hat er uns eine geradezu poetische Theologie der Zärtlichkeit geschenkt und vorgelebt. Besonders freute mich, dass er in der Priesterausbildung neben den großen Texten der Theologie auch auf profane, klassische und zeitgenössische Literatur setzte. Papst Franziskus hat immer über den Tellerrand der kirchlichen Selbstbezogenheit hinausgeschaut und damit auch in der Welt durch symbolträchtige Handlungen für Aufmerksamkeit und positives Staunen gesorgt.
Auch war er ein ‚Papst der ersten Male‘: Seine Begrüßung der Weltkirche am Tag seiner Wahl mit einem schlichten ‚Buona sera‘ vom Balkon des Petersdomes aus, das Besipiel der Fußwaschung an Frauen und Gefangenen am Gründonnerstag, oder auch sein Besuch auf Lampedusa als erster Papst – all das waren Zeichen eines neuen Stils. All dies fand aber nicht immer nur Bewunderer, sondern rief oft auch Widerstand hervor.
Papst Franziskus war ein großer Papst. Sein prophetisches Zeugnis wird der Kirche fehlen.“
Sr. Franziska Madl: Papst Franziskus als Brückenbauer
„Papst Franziskus war für mich vor allem ein Brückenbauer, also ein ‚Pontifex‘ im wahrsten Sinne des Wortes. Er hat es verstanden, Menschen unterschiedlichster Herkunft, Weltanschauung und religiöser Überzeugung zusammenzubringen, und ist ihnen stets auf Augenhöhe und mit Respekt begegnet. Gleichzeitig hatte er innerkirchlich viele Kritiker. Den einen ging es mit Reformen nicht schnell genug, den anderen war jeder kleine Schritt schon einer zu viel.
Papst Franziskus ist trotz allem stets authentisch und seiner Berufung treu geblieben, obwohl es sicherlich oft schwer für ihn war. Dass er das ausgerufene Heilige Jahr 2025 besonders unter das Motto der christlichen Hoffnung gestellt hat, war wohl kein Zufall. Unvergessen bleiben mir die Szenen während der Corona-Pandemie, als er fast ganz allein auf dem leeren, dunklen Petersplatz stand und für die Welt und alle Menschen betete. Das hat mich nachhaltig beeindruckt.
In den letzten Wochen und Monaten war Papst Franziskus selbst von schwerer Krankheit gezeichnet. Ausgerechnet am Ostermontag, als die Jünger auf dem Weg nach Emmaus dem Auferstandenen begegnen, durfte er heimgehen und sein Leben zurücklegen in Gottes liebende Hand. Ich wünsche ihm von Herzen, dass er die Erfahrung machen darf, als ‚tüchtiger und treuer Diener‘ die Stimme Christi zu hören: ‚Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn!‘ (Mt 25,21)“
Sr. Christine Rod: Papst Franziskus war ein ungewöhnlicher Mensch
„Papst Franziskus war ein ungewöhnlicher und unruhiger Mensch. So unruhig, dass wir durch ihn begriffen haben, was in einer heutigen Kirche notwendig ist. Und wir haben durch ihn gelernt, was alles möglich ist oder möglich sein könnte. Wir verdanken Papst Franziskus den großen synodalen Prozess, der zwar nicht fertig ist, aber der unumkehrbar ist. Vieles von dem, was er im Laufe seiner Papstjahre angestoßen hat, ist zum Segen geworden.“

Im Mai 2022 war Sr. Christine Rod mit einer Frauendelegation zu Besuch bei Papst Franziskus. (c) VaticanMedia
Papst Franziskus und die Orden
Hervorzuheben ist auch die Prägung von Ordensgemeinschaften im Leben von Papst Franziskus: 1985 trat er in den Jesuitenorden ein. „Die Berufung zur Mission und die strenge Disziplin der Jesuiten faszinierte ihn (vgl. Papst Franziskus: Leben – Meine Geschichte in der Geschichte). Als Papstname wählt er ‚Franziskus‘ in Anlehnung an den hl. Franz von Asissi, dem Gründer des Franziskanerordens. Er war damit der erste Papst in der Geschichte, der diesen Namen trug. Auch die Namenswahl kann als Zeichen gedeutet werden – ein Zeichen an die Armen dieser Welt, der hl. Franz von Assisi war ein Bettelmönch, er war für die Ärmsten da, er war Reformer und ein großer Kritiker der reichen klerikalen Kirche.
Die Kindheit und Priesterberufung von Jorge Mario Bergoglio war stark geprägt von den Salesianer Don Bosocs. Don Ernrico Pozzoli, ein salesianischer Missionar war maßgeblich für Bergoglios Familie und für seine persönliche Berufung zum Priester. Mit seiner Hilfe wurde Bergoglio und zwei seiner Geschwister ins Internat der Salesianer geschickt. Dort verspürte er mit 12 Jahren das erste Mal den Wunsch, Priester zu werden.
Es war auch eine Ordensfrau, die ihm, laut eigenen Aussagen, 1957 das Leben rettete. Nach einer schweren Lungenentzündung pflege ihn die italienische Ordensfrau Schwester Cornelia Caraglio vom Orden der Dominikanerinnen. Sie war es, die bemerkt hat, dass die Penicillin-Dosis, die die Ärzte ihm verschrieben hatte, zu niedrig war und rettet ihm damit sein Leben. (vgl. Papst Franziskus: Leben – Meine Geschichte in der Geschichte)
Auch einen lang gehegten Wunsch von Ordensgemeinschaften hat er wahrwerden lassen: Seit 2022 können auch Brüder ohne Priesterweihe höhere Obere werden.
Papst Franziskus – ein Freund von Frauen
Papst Franziskus war ein großer Freund und Förderer von Frauen. Er hat Frauen und im besonderen auch Ordensfrauen in kirchlichen Führungspositionen ernannt. So zum Beispiel Sr. Simona Brambilla, Präfektin des Dikasteriums für die Institute des geweihten Lebens oder Sr. Raffaella Petrini zur Regierungschefin im Vatikan ernannt. In vielen Reden und Predigten hat er die Rolle der Frauen gestärkt und immer wieder die oft noch vorherrschende „männlich-chauvinistische Kultur“ kritisiert.