Stift Kremsmünster: Abtbenediktion von Bernhard Eckerstorfer

Am 30. März 2025 fand im Stift Kremsmünster die Benediktion von Abt Bernhard Eckerstorfer statt. (c) SchauMedia
Die Gottsuche und die Liebe zu Jesus Christus stellte Bischof Scheuer in den Mittelpunkt seiner Predigt: „Die Gottsuche möge stärker sein als die eigenen Interessen, als die eigenen Krisen und Probleme, die Gottesfrage wichtiger als die Kirchenfrage und Kirchenkrise, auch als die Berufungskrise“, sagte Scheuer wörtlich. In der Regel des hl. Benedikt ist das Gott-Suchen das Kriterium für die Aufnahme in die klösterliche Gemeinschaft.
Zur Feier in der bis auf den letzten Platz gefüllten Stiftskirche waren zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der Orden gekommen, u.a. Erzabt Korbinian Birnbacher, der Vorsitzende der Österreichischen Ordenskonferenz, Benediktiner-Abtpräses Johannes Perkmann und Abt Theodor Hausmann, Vorsitzender der Salzburger Äbtekonferenz, der Vereinigung der höheren Oberen aller Benediktinerklöster des deutschen Sprachraums. Auch die Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz, Sr. Christine Rod und „Jugendbischof“ Stephan Turnovszky waren gekommen. Die Politik war an erster Stelle durch den oberösterreichischen Landeshauptmann Thomas Stelzer vertreten. Auch Alt-Landeshauptmann Josef Pühringer nahm an der Abtbenediktion teil.
Einrichtungen des Stifts eingebunden
Die verschiedenen Einrichtungen des Stifts, so etwa die Schüler und Lehrer des Gymnasiums, aber auch die Stiftspfarren und die vielen Mitarbeitenden des Stifts waren in die Feier eingebunden, für die musikalische Gestaltung zeichnete neben dem Kirchenchor etwa eine Band junger Musiker verantwortlich. Am Beginn des Gottesdienstes stand eine Taufgedächtnisfeier, bei der der evangelische Superintendent Gerold Lehner ein Gebet sprach.
Bischof Manfred Scheuer ging in seiner Predigt auf die Ordensregel des Hl. Benedikt ein. (c) SchauMedia
Bischof Scheuer ging in seiner Predigt auf verschiedene Impulse der Ordensregel des Hl. Benedikt ein. Benedikts Prinzip von „ora et labora“ stelle Arbeit und Kontemplation auf eine Stufe. „Wir verdanken der benediktinischen Tradition eine gute Ordnung des Lebens“, meinte Scheuer: In der benediktinischen Lebensordnung solle die Seele zur Ruhe kommen können. „Die Seele braucht Zeiten der Stille, braucht Freiräume, in denen wir uns nicht gehetzt und gedrängt fühlen, unter Druck und Zwang“, sagte der Bischof. Eine positive Kultur der Einsamkeit sei Voraussetzung für jede schöpferische, geistige und geistliche Tätigkeit. Kontemplation sei „einfaches Dasein vor Gott“.
Innerlichkeit bedarf konkreter Verwirklichung
Persönliche Kontemplation und Gemeinschaft in der Liturgie würden einander bedingen: „Ohne personalen Glauben, ohne Innerlichkeit bleiben Gesetz, Form, Institution sinnlos. Andererseits kommt der Mensch durch Innerlichkeit allein Gott nicht nahe. Innerlichkeit bedarf der konkreten Verwirklichung im Tun.“
Es sei dabei laut Scheuer nicht der Enthusiasmus oder die starke äußere Begeisterung, die die Benediktiner prägen, „sondern die Kontinuität und die Nachhaltigkeit des Lebens und Betens“. Ein Abt habe einmal vom Charisma der Unaufgeregtheit gesprochen: „Bei allen Schwierigkeiten, bei allen Krisen und auch Abstürzen wird gebetet, wird der Tag geheiligt, wird Gott gelobt.“
Benediktsregel wichtig für Kommunikation und Gemeinschaft
Auch für Kommunikation und Gemeinschaft sei die Regel des hl. Benedikt eine gute Schule, betonte Scheuer: „Wie gehen die Alten mit den Jungen um? Wie können Begegnungen von Einfühlung und Aufmerksamkeit geprägt sein und zugleich Nähe und Distanz in ein ausgewogenes Verhältnis bringen?“ Gehorsam sei für den hl. Benedikt „die Haltung derer, denen die Liebe zu Christus über alles geht.“
Gehorsam sei von der Regel des hl. Benedikt her dabei alles andere als ein Korsett, als Drill, als Unmündigkeit. Der Gehorsam sei in ein vielschichtiges Beziehungsgefüge eingebunden. Primäre Bezugspunkte seien Gott und sein Evangelium. Das personale Gegenüber seien „der Abt, aber auch die Gemeinschaft, die Brüder, der Jüngere und der Geringe“, sagte Scheuer. Nachsatz: „Gehorsam ist die Bereitschaft zur ständigen Bekehrung.“
Im Nächsten Christus erkennen
Benedikt sei davon überzeugt, dass ein Bruder, der eine ldealgemeinschaft nach eigenen Vorstellungen kreieren möchte, Gefahr läuft, die Mitbrüder seinen Vorstellungen zu unterwerfen und sie wie Objekte behandelt. Es gehe vielmehr darum, im Nächsten Christus zu erkennen. So verlange Benedikt zum Beispiel vom Abt und den Brüdern, sich auf die Kranken und Schwachen der Gemeinschaft einzulassen, denn die schwachen Glieder hätten die Funktion, der Gemeinschaft ihre Wunden zu zeigen, führte Bischof Scheuer aus.
Sprach ein Grußwort: Benediktiner-Abtprimas Jeremias Schröder (vorne). (c) SchauMedia
Am Ende des Gottesdienstes sprachen Benediktiner-Abtprimas Jeremias Schröder, Landeshauptmann Thomas Stelzer und der evangelische Superintendent Gerold Lehner ein Grußwort.
Stift auch für Land Oberösterreich wichtig
Der Landeshauptmann benannte die vielfältigen Aufgaben- und Tätigkeitsfelder des Stiftes: vom spirituellen klösterlichen Zentrum und der Pfarrseelsorge über die Wissenschaft und Bildung bis zur Kultur und den Wirtschaftsbetrieben. Das Stift trage damit auch wesentlich zum gesellschaftlichen Zusammenhalt und zur positiven Entwicklung des Landes bei. Gerade in so herausfordernden und unsicheren Zeiten wie jetzt brauche es die Benediktiner von Stift Kremsmünster ganz besonders, meinte Stelzer. Sein besonderer Dank galt auch Altabt Ambros Ebhart für dessen langjährigen Dienst an der Spitze des Klosters. Abt Bernhard Eckerstorfer versicherte er auch für die Zukunft vonseiten des Landes die Bereitschaft zur engen Zusammenarbeit.
Superintendent Lehner kam ebenfalls auf die geschichtliche Umbruchszeit zu sprechen, in der man sich gerade befinde. Gerade in so schwierigen Zeiten brauche es „Orte, die quer zum Zeitgeist liegen“. Das Stift Kremsmünster bzw. die Mönche würden mit ihrem Lebenszeugnis in dieser Weise quer stehen, „und das ist gut so“, sagte Lehner. Die Ordensleute stünden „für eine tief gegründete Hoffnung, die trägt“. Insofern seien die Orden auch für evangelische Christen eine große Bereicherung.
Lebendiger Ort der Hoffnung bleiben
Abtprimas Jeremias Schröder schlug in die gleiche Kerbe: Er wünsche dem Stift, dass es gelinge, ein solcher lebendiger Ort der Hoffnung zu bleiben. Er dankte zugleich Abt Bernhard für seine Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen und „da zu sein, wo man gebraucht wird, was nicht immer dem entspricht, was man sich vielleicht gewünscht hat“. Er zeigte sich zudem zuversichtlich, dass die engen Banden zwischen Kremsmünster und der Abtei Sant'Anselmo auch weiterhin bestehen bleiben. Eckerstorfer war bis zu seiner Abtwahl seit Jänner 2020 Rektor des Päpstlichen Athenäums Sant'Anselmo, der internationalen Benediktinerhochschule in Rom.
„Schön hier zu sein“
Abt Bernhard Eckerstorfer zeigte sich in seinen Dankesworten u.a. zutiefst dankbar für die Klostergemeinschaft. Er habe in den vergangenen Wochen seit seiner Rückkehr aus Rom den Reichtum des Klosters und des Miteinanders der Mönche neu kennenlernen dürfen. „Es ist schön hier zu sein“, sagte Eckerstorfer wörtlich. Er sprach in diesem Zusammenhang u.a. auch die intensive Jugendarbeit des Klosters an und zeigte sich zuversichtlich, dass das Stift auch künftig ein Ort sein wird, von dem sich junge Leute angezogen fühlen.
Die Stiftskirche in Kremsmünster war bis auf den letzten Platz gefüllt. (c) SchauMedia
Zugleich fühle man sich auch ganz als Teil der Ortskirche, meinte Eckerstorfer. Er stehe für ein bewusstes Miteinander mit der Ortskirchen und das in ökumenischem Bewusstsein, so der Abt. Er sei sich auch der gesellschaftspolitischen Bedeutung der Aufgabenbereiche des Stifts bewusst und man wolle in einer zunehmend gespaltenen Gesellschaft integrierend wirken. An erster Stelle, aus der alle anderen Aufgaben folgen, stehe freilich die Suche nach Gott. Entsprechend lautet Eckerstorfers Wahlspruch als Abt auch „Gott suchen – Quaerere Deum“.
Die Abtbenediktion wurde live auf dem YouTube-Kanal des Stifts Kremsmünster übertragen und kann hier nachgeschaut werden:
Das Stift Kremsmünster
Dem Stift Kremsmünster gehören 39 Ordensbrüder an, die 29 Pfarren in der Region betreuen. Im Stiftsgymnasium werden 450 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Das Kloster beschäftigt 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 2027 wird das Kloster 1250 Jahre alt.
Mehr Eindrücke der Abtbenediktion sind in der Bildergalerie zu finden:
Quelle: kathpress