90 Jahre Missionsschwestern Wernberg: „Ein Zeugnis, das weit ausstrahlt“

Zusammenkunft mit Symbolkraft: In der Kirche Maria Wörth, wo die Schwestern am 22. Februar eine feierliche Vesper beteten, vertraute einst die damalige Generaloberin den Klosterschlüssel von Schloss Wernberg der Muttergottes an. © Kloster Wernberg
Es seien „90 Jahre voller Hingabe, seelsorglichem Einsatz und gelebter Nächstenliebe“, auf die die Ordensfrauen zurückblicken dürfen, bedankte sich der Kärntner Bischof. Mehr und mehr sei das Kloster zu einem spirituellen Ort geworden, „mit dem Lebensbeispiel von geistlichen Schwestern, die mit der Zeit leben und die Zeichen der Zeit zu deuten wissen“, unterstrich Josef Marketz.
Die Schwestern in Wernberg hätten nicht wie große Missionsorden Schulen, Krankenhäuser und Waisenhäuser gegründet, wohl aber „eine Landwirtschaft betrieben, einen Klosterladen eröffnet, einen Kindergarten gegründet, Hostien gebacken, Priestergewänder hergestellt, zuletzt eine Bildungseinrichtung aufgebaut, vor allem aber das Herz des Evangeliums in die Welt getragen: die frohe Botschaft von der Liebe Gottes, die keine Grenzen kennt“.
Engagement für Flüchtlinge und interreligiösen Dialog
Wenn man Gott wirklich lieben wolle, müsse man sich für die Menschen begeistern, erklärte Marketz, „vor allem für diejenigen, die in der Situation leben, in der sich das Herz Jesu offenbart hat: im Schmerz, in der Verlassenheit, vor allem in dieser Kultur der Marginalisierung, in der wir heute leben.“ Der Bischof würdigte diesbezüglich besonders den Einsatz der Schwestern für Flüchtlinge und für den interreligiösen Dialog, auch mit den Muslimen. Sie führten diesen mit einer Leidenschaft, „wie ich sie in Kärnten sonst nirgends kenne“, war Marketz voll des Lobes.
Festgottesdienst als Höhepunkt: Diözesanbischof Josef Marketz war gekommen, um sich bei den Jubilarinnen für 90 Jahre voller Hingabe, seelsorglichem Einsatz und gelebter Nächstenliebe zu bedanken. © Kloster Wernberg
Bischof Marketz sprach in seiner Predigt auch die Überalterung der Klostergemeinschaft an. Viele frühere Dienste könnten von den Schwestern nicht mehr ausgeführt werden. In diese Situation hinein wolle er sagen: „Nur Mut, Schwestern, lasst euch nicht entmutigen, viele von euch sind alt und krank, der Herr, euer Gott, ist größer als eure Krankheiten, als alle Ungewissheiten, er nimmt euch an der Hand und streichelt euch, er ist euch nahe, er hat Mitgefühl, er ist zärtlich. Er ist euer Trost. Gott lässt euch nicht allein. Er ist die Zukunft und wird auch euch Zukunft schenken.“
Festakademie mit spannenden Vorträgen
Im Anschluss an den Festgottesdienst in der Klosterkirche Wernberg fand eine Festakademie im Festsaal des Klosters statt. Nach der offiziellen Eröffnung und Begrüßung durch Provinzoberin Sr. Pallotti Findenig stand ein Vortrag von Peter Wiesflecker (Universität Klagenfurt) zum Thema „Ein mehrfaches Zeichen für Kirche und Welt. Aus der Geschichte von Schloss und Kloster Wernberg“ sowie ein Referat von Generalassistentin Sr. Wallburga Ballhausen CPS aus Rom über „Wernberg im internationalen Kontext“ am Programm.
Drei Tage im Zeichen des Jubiläums
Den Auftakt zu den Jubiläumsfeiern des Klosters bildete bereits am Freitag ein Podiumsgespräch zum Thema „Brücken bauen - eine Mission“.
Brücken bauen – eine Mission: Am Freitagabend luden die Missionsschwestern vom Kostbaren Blut zu einem Podiumsgespräch mit den Vorsitzenden der in der Gemeinde Wernberg tätigen politischen Parteien und Migrant:innen ein. © Kloster Wernberg
Am Samstag wurde in der Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Wörth eine Vesper gefeiert. Der Ort hat für die Missionsschwestern besondere Bedeutung: Nach dem Kauf des Schlosses Wernberg im Jahr 1935 vertraute die damalige Generaloberin den Klosterschlüssel symbolisch der Muttergottes von Maria Wörth an und stellte deren Wirken unter den Schutz der Gottesmutter.
Größter Frauenorden in Kärnten
Die Kongregation der Missionsschwestern vom Kostbaren Blut wurde 1885 vom österreichischen Trappistenabt Franz Pfanner als aktiver Missionsorden in Mariannhill/Südafrika gegründet. Sie ist die größte weibliche Ordensgemeinschaft Kärntens. Das Kloster Wernberg ist Sitz der österreichischen Provinz und beherbergt 37 Ordensfrauen. Zwei kleine Gemeinschaften mit jeweils zwei Missionsschwestern vom Kostbaren Blut leben und wirken in der Stiftspfarre Gurk und in der Pfarre Hermagor. Weltweit zählt die Kongregation rund 700 Schwestern in 97 Niederlassungen.
Das Kärntner Kloster befindet sich in den Räumen des ehemaligen Schlosses, das 1227 erstmals urkundlich erwähnt und von Herzog Bernhard von Spanheim erbaut wurde. Seit dem von Georg Freiherr von Khevenhüller im späten 15. Jahrhundert beauftragten Umbau präsentiert sich das Gebäude in der heutigen Form. 1672 erwarben die Benediktiner von Ossiach das Schloss und erbauten die Kirche. 1783 wurde das Kloster jedoch aufgehoben. 1935 erwarben die Missionsschwestern vom Kostbaren Blut das mittlerweile verwahrloste Schloss Wernberg, und das Kloster wurde in Folge zum Provinz- und Ausbildungshaus der internationalen Kongregation. Aus wirtschaftlichen Gründen war es den Schwestern erst 1962 möglich, die Kirche zu renovieren und ihrer ursprünglichen Bestimmung zuzuführen.
Vom Schloss zum Kloster: Das im 13. Jahrhundert errichtete Schloss Wernberg wurde 1935 von den Missionsschwestern vom Kostbaren Blut in verwahrlostem Zustand übernommen und saniert. © Johann Jaritz, CC BY-SA 3.0 AT, via Wikimedia Commons
Das Kloster Wernberg bietet ganzjährig verschiedene Bildungsangebote. Die Schwestern und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter führen einen Klosterladen, einen Kindergarten und ein Gästehaus mit 40 Betten. Zum Kloster gehört auch eine Landwirtschaft, die seit zwölf Jahren verpachtet ist.
Quelle: kathpress