Fachkongress in Stuttgart beschäftigte sich mit Berufung

Unter den Vortragenden am Fachkongress an der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart (Deutschland) war auch eine der bekanntesten Ordensfrauen der Welt: Sr. Nathalie Becquart. (c) ÖOK/Sr. Anne Buchholz
Die katholische Kirche steht vor einem Umbruch: Die von Papst Franziskus energisch geforderte und von der Weltsynode nach dreijährigem Prozess per Beschluss skizzierte „Synodalität“ soll mehr Mitsprache und Entscheidungsbefugnisse für Gläubige und neue Ämter mit sich bringen – die Kirche also anziehender machen.
Die Frage, ob sich damit auch Berufungen vermehren lassen, konnte auf dem Fachkongress nicht mit einem Patentrezept beantwortet werden, angesprochen wurde eher ein Abschiednehmen von alten Konzepten. Von jenem etwa, dass Gott in jeden Menschen ein bestimmtes Bild gezeichnet habe, das dieser – wie bei einem „Malen nach Zahlen“ – nur freilegen müsse. Das sei das klassische Bild gewesen, das zu sehr an einer nicht mehr zeitgemäßen Idee von Vorherbestimmung ausgerichtet sei und das Tor zu geistlichem Missbrauch öffne.
Neue Formen religiösen Zusammenlebens
Gleichzeitig wurde deutlich, dass es neue Formen religiösen Zusammenlebens gibt, ökumenische kloster-ähnliche Gemeinschaften als Experiment beispielsweise und suchende Menschen, die sich davon angezogen fühlen. Auch von abstoßenden Erlebnissen war die Rede: Frauen erzählten, dass sie sich durchaus zum geistlichen Amt berufen fühlten, von der Kirche aber ausgebremst würden. Diese teils erschütternden Lebensberichte zählten zu den wichtigsten Punkten des Kongresses.
Der deutsche Jesuit P. Klaus Mertes war einer der Vortragenden am Fachkongress zum Thema Berufung. (c) YouTube-Kanal der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart
Als prominenteste Rednerin war Sr. Nathalie Becquart, die erste Frau im Sekretariat der Welt- und früheren Bischofsynode, aus dem Vatikan gekommen. Sie sprach von einem Aufbruch, den die Synode gebracht habe und von einer in Zukunft damit dezentralisierten, vielfältigeren Kirche. Auch die Jesuiten P. Klaus Mertes und P. Clemens Blattert, der Kapuziner Br. Stefan Walser sowie Sr. Christine Klimann von der Kongregation der Helferinnen waren als Vortragende mit dabei.
„Müssen kirchliche Strukturen ändern“
Akademiedirektorin Verena Wodtke-Werner fasst den Kongress und die Herausforderungen an die Kirche so zusammen: „Es ist klar geworden, dass sich was ändern muss. Wir müssen kirchliche Strukturen ändern, verflüssigen, damit wir den Talenten Raum geben. Unsere Strukturen sind zu eng, um der Fülle, die wir im Christentum haben, Raum zu geben. Das muss in der Wissenschaft genauso geschehen wie in den Formen, in denen Kirche unterwegs ist.“
Quelle: Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart