UN Interfaith Harmony Week: Katholische Schulen und ihr Beitrag zum Frieden

Unter den hochkarätigen Redner:innen der Konferenz waren u.a. (v.l.): Tatev Mnatsakanyan (Armenische Künstlerin), Elmar Kuhn (Präsident der Coalition of Faith Based Organizations (FBOs) Europe), Marlies Ladstätter (Koordinatorin von Jugend und Studenten für den Frieden Europa), Humphrey Sarfaraz Peters (Präsident der Coalition of Faith Based Organizations (FBOs) Pakistan, ehemaliger anglikanischer Bischof von Peshawar), Marie-Theres Igrec (Bereichsleiterin Bildung und Ordensschulen der ÖOK), Androniki Barla (Theologin und Orthodoxe Kirchenrechtlerin). Peter Haider, Präsident der Universal Peace Federation Austria, (re.) hielt die Eröffnungsrede. © Anthony Cook
Bestandsaufnahme
In Österreich gibt es 292 katholische Privatschulen und etwa 600 Kindergärten, die rund 7 Prozent des Schulsystems ausmachen. 75 Prozent der Schüler:innen sind katholisch, der Rest setzt sich aus Schüler:innen ohne Religionszugehörigkeit sowie aus Kindern anderer Religionen zusammen. Aufgrund der zunehmenden Säkularisierung und der pluraler werdenden Gesellschaft wird der Anteil der Nicht-Katholiken in den kommenden Jahren steigen. „Katholische Schulen müssen ihr konfessionelles Erbe pflegen, in dem sie es in eine zeitgemäße Sprache übersetzen und sich dabei den Herausforderungen einer pluralistischen Gesellschaft stellen. Ihr Ziel ist es, Kinder und Jugendliche zu verantwortungsbewussten Individuen zu erziehen, die aktiv am gesellschaftlichen Diskurs teilnehmen können. Letztziel des Bildungsauftrags der katholischen Schule ist ihr Beitrag zu einer Humanisierung von Gesellschaft“, betonte Marie-Theres Igrec in ihrem Statement.
Marie-Theres Igrec, Bereichsleiterin Bildung und Ordensschulen der ÖOK, sprach zum Thema „Multireligiosität und Friedenserziehung an katholischen Schulen in Österreich“. © Anthony Cook
Die besondere Rolle des Religionsunterrichts in der Friedenserziehung
Eine besondere Rolle kommt diesbezüglich dem Religionsunterricht zu. Hierbei stellt die gesetzliche Lage in Österreich ein Unikum dar: So sieht das Konkordat vor, dass in Österreich jede gesetzlich anerkannte Religionsgemeinschaft Religionsunterricht erteilen darf. „Dieses Recht, den Religionsunterricht der eigenen Konfession zu erhalten, macht nicht vor den Toren der Katholischen Privatschulen halt. Das heißt konkret, dass ein muslimisches Kind, das in Österreich eine katholische Privatschule besucht, auch islamischen Religionsunterricht erhält“, erklärte Marie-Theres Igrec und weiter: „Voraussetzung für einen gelingenden interreligiösen Dialog im gemeinsamen Schulleben ist, dass die Schüler:innen Raum zur Identitätsbildung in der eigenen religiösen und kulturellen Verwurzelung bekommen.“ Viele Eltern anderer religiöser Bekenntnisse wählen bewusst katholische Schulen aufgrund der besonderen Religionssensibilität.
„Wo Verständnis der eigenen Wurzeln und Toleranz und Wertschätzung gegenüber Andersdenkenden und Andersgläubigen eingeübt werden können, da leisten die Schulen direkt oder indirekt einen wertvollen Beitrag zur Friedenserziehung“, ist Marie-Theres Igrec überzeugt.
Die Bildungsexpertin der Ordenskonferenz betonte den Beitrag von Katholischen Privatschulen und im Speziellen des Religionsunterrichts in der Friedenserziehung. © Anthony Cook
Herausforderungen
Die Herausforderung liege, laut der Bildungsexpertin, darin, nicht zur Verstärkung von Differenzen durch getrennte konfessionelle Gruppen beizutragen, sondern gemeinsame Räume für interreligiöses Verständnis zu schaffen. Wissenschaftlich begleitete interreligiöse Begegnungen sind entscheidend für den Erfolg dieses Ansatzes, was sowohl die Lehrer:innenfortbildung, die religionspädagogische Forschung als auch die organisatorische Entwicklung der Schulen und ihrer Schulkultur erfordert.
Sprecher:innen bei der Interfaith Harmony Week-Konferenz:
- Afsar Rathor – ehemaliger Mitarbeiter der UN-Friedensmission und der UNIDO (Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung)
- Mohammed Sameer Salem Hindawi – Botschafter des Haschemitischen Königreichs Jordanien
- Bischof Humphrey Sarfaraz Peters – Präsident der Coalition of Faith Based Organizations (FBOs) Pakistan, ehemaliger anglikanischer Bischof von Peshawar
- Caroline Hungerländer – Geschäftsführerin, Institut für Umwelt, Frieden und Entwicklung (IUFE)
- Alexander Rieger – Task Force „Dialog der Kulturen“, Ministerium für Europäische und Internationale Angelegenheiten (tbc)
- Elmar Kuhn – Präsident der Coalition of Faith Based Organizations Europa
- Marie-Theres Igrec – Bereichsleiterin Bildung und Ordensschulen der Österreichischen Ordenskonferenz
- Hassan Mohiuddin Qadri – Vorsitzender des Obersten Rates der Minhaj-ul-Quran International Foundation
- Marlies Ladstätter – Koordinatorin von Jugend und Studenten für den Frieden Europa
- Tatev Mnatsakanyan – Armenische Künstlerin, Foto-Projekt „Gebet für den Frieden“
- Dr. Androniki Barla, Theologin and Orthodoxe Kirchenrechtlerin
Ursprung und Geschichte der World Interfaith Harmonay Week
Die World Interfaith Harmony Week (WIHW) wurde 2010 von König Abdullah II. von Jordanien bei den Vereinten Nationen vorgeschlagen. Sie zielt darauf ab, die Harmonie zwischen allen Menschen zu fördern – unabhängig von ihrem Glauben. Die UN erklärte die erste Februarwoche jedes Jahres zur Woche der interreligiösen Harmonie, um Regierungen, Institutionen und die Zivilgesellschaft zu ermutigen, Programme und Initiativen zu unterstützen, die diese Ziele fördern.
Veranstalter der Tagung
Die Veranstaltung wurde organisiert von der Universal Peace Federation (UPF), UNCAV, der Koalition glaubensbasierter Organisationen, Jugend und Studenten für den Frieden, der Frauenföderation für den Weltfrieden und weiteren Partnerorganisationen.
Quelle: https://worldinterfaithharmonyweek.com/; Vortrag Marie-Theres Igrec