Klöster in NÖ: Wie Profis Weihnachten feiern
Stift Göttweig: Wie „Profis“ Weihnachten feiern
„Gleich vorweg, weil das so viele Menschen fragen: Ja, auch wir feiern Weihnachten!“, lacht P. Pius Nemes vom Benediktinerstift Göttweig. „Wir haben sämtliche Arbeiten am 23. Dezember abgeschlossen, der 24. Dezember gehört der Gemeinschaft“, berichtet er. Der Ordensmann erzählt, wie sein Konvent den Heiligen Abend feiert. Vieles kann man sich davon abschauen: Es geht ruhig und familiär zu, und die Gemeinschaft konzentriert sich auf das Wesentliche: das Fest der Menschwerdung Gottes in der Geburt Jesu.
Der 24. Dezember beginnt wie jeder andere Tag auch: Laudes, Heilige Messe, Mittagshore. Freilich ist der Tag ruhiger, weil die Arbeiten abgeschlossen sind. Auch der Christbaum ist schon geschmückt und die Krippenfiguren sind bereits an ihrem Platz. Nach einem einfachen Mittagessen bereiten sich die Priester auf die abendlichen Metten vor, denn die allermeisten sind in den umliegenden Pfarren im Einsatz.
(c) Wolfgang Zarl
Das traditionelle „Ausräuchern“ gebe es zu Weihnachten nicht. Das mag vielleicht überraschend klingen, weil es für viele Familien eine wichtige Tradition ist. Dagegen gebe es am 5. Jänner eine Prozession durch alle Bereiche des doch recht großen Stiftareals: Krankenstation, Prälatur, Jugendhaus oder die Betriebe. Und man staune: der Abt zeichnet auf Türen, was von den Sternsingern bekannt ist: 20-C+M+B-18 – übersetzt: „Christus segne dieses Haus“.
Nach der Vesper versammelt sich die Gemeinde zum Krippengang, daran nehmen auch Benediktiner aus den Umlandpfarren teil sowie kranke Priester, die im Stift gepflegt werden, und Angestellte des Stiftes. P. Pius: „Wir versammeln uns um den Christbaum, um Weihnachten zu feiern. Es flackern nur die echten Kerzen, sonst ist es ganz dunkel.“ Gesungen werden dabei die „Klassiker“ wie „Vom Himmel hoch da komm ich her“ oder natürlich auch „Stille Nacht“. Abt Columban Luser hält eine Ansprache über die Menschwerdung Gottes und das berühmte Weihnachtsevangelium wird gelesen. Vieles erinnert an Weihnachten in der Familie. Das sagt auch P. Pius: „Erinnerungen werden wach, wie man selber das Fest als Kind gefeiert hat.“
Was kriegen eigentlich die Göttweiger Benediktiner? Hier ist es üblich, dass Abt Columban seinen Mitbrüdern allen das Gleiche schenkt sowie eine Karte mit persönlichen Worten. Und was gibt es zu essen? Die Speisen seien üppiger als sonst, berichtet P. Pius. Es gebe meist Fisch, was ihn persönlich eigentlich nicht so begeistere, schmunzelt er. Trotzdem finde auch er allerlei Leckereien vor. Der Gemeinschaft sei es wichtig, dass die Bediensteten mit ihrer Familie daheim Weihnachten feiern können, darum sei der Abend für diese frei. Ab 19.30 Uhr brechen die meisten auf, weil sie die Weihnachtsmette in umliegenden Gemeinden feiern. Im Stift selbst ist um 22.00 Uhr der feierliche Gottesdienst, den Abt Columban zelebriert.
Das eigentliche Weihnachtsfest bei den Göttweigern ist der 27. Dezember. Da kommen fast alle der 43 Ordensmitglieder und das ist wirklich Weihnachten: ohne Sitzung, ohne Tagung, ohne Beratungen – und die Ordensmänner haben dann die oft anstrengenden und stressigen Feiertage in den Pfarren hinter sich. In den nächsten Tagen besuchen die Benediktiner ihre Familien: Eltern, Geschwister usw. Zu Weihnachten legt Bibliothekar P. Franz immer jene Bücher auf, die der Konvent geschenkt bekommt. Das sei ein ziemlich großer Haufen. Das mache bewusst, dass „auch wir Beschenkte sind“, so P. Pius. Und es tue gut zu sehen, wie viele Freunde das Stift Göttweig habe.
Weihnachten bei den fröhlichen Marienschwestern von Klein Erla
„Einmal haben wir zu Weihnachten eine Glückwunschkarte bekommen, die beim Aufmachen das Lied ‚Stille Nacht‘ spielte. Irrtümlicherweise nahmen wir sie mit in unsere Kapelle. Und als es gar nicht gepasst hat, kam das Lied wie von selbst und hörte nicht mehr auf“, schmunzelt Sr. Margret Grill von der Kongregation (Gemeinschaft) der Marienschwestern vom Karmel von Klein Erla (Bezirk Amstetten). Bei ihnen wird der 24. Dezember bzw. der Heilige Abend fröhlich begangen. Viele Menschen sind oft überfordert, wie sie diesen besonderen Tag begehen könnten. Daher geben sie gerne Impulse und Tipps wie sie als „Profis“ feiern.
(c) Wolfgang Zarl
Der Tagesablauf bei den acht Ordensfrauen von Klein Erla beginnt mit der Laudes, dem morgendlichen Gebet. Anschließend werken sie – je nach ihren Talenten – um einen stimmungsvollen Abend zu ermöglichen. Es wird gekocht, dekoriert und auf den Musikinstrumenten geübt. Zu Mittag gibt es ein fleischloses Mahl, auch in vielen Haushalten wird gefastet. Berühmt ist die Rahm- oder Stosuppe, die gut zubereitet wunderbar schmeckt, bei Kindern aber nicht wirklich populär ist. Der Nachmittag wird dann eher in Stille verbracht, es ist eine bewusste Vorbereitung auf das Geburtsfest Jesu.
Mit einer Feier in der hauseigenen Kapelle beginnt der Heilige Abend, danach nehmen sie das Jesus-Kind aus der Weihnachtskrippe und ziehen damit in das Refektorium, dem Speise- und Aufenthaltssaal. Was vor der Weihnachtskrippe gewünscht werde, werde übrigens besonders von Gott erfüllt, so Sr. Maria Angela. Das sei Ausdruck des Glaubens, dass Gott jeden Menschen begleitet. Im Refektorium gibt es Worte des Dankens von Oberin Sr. Rosa Wieser und die Frauen freuen sich über ihre gute Gemeinschaft. Das wird an diesem Abend besonders betont. Ein weiterer Höhepunkt ist das Singen von „Stille Nacht“ – ganz ohne störende Hilfe durch das Glückwünsch-Billet. Was wird es zu Weihnachten zu essen geben? Es gebe immer zwei Variationen – und das ganz klassisch: entweder Bratwürstel mit Krautsalat oder Karpfen. Das gemeinsame Mahl ist den Ordensfrauen besonders wichtig, das ist fest verankert in der klösterlichen Tradition aller Orden. Am Abend wird viel musiziert und es werden zahlreiche Witze und Anekdoten erzählt. Weiters wird mit einem Glaserl Wein auf das Geburtstagskind Jesus angestoßen. Oberin Sr. Rosa teilt kleine Geschenke aus, etwa Schnitzereien aus Bethlehem, dem Geburtsort Jesu. Auch Geschenke aus der Bevölkerung werden überreicht. Dann besucht der Konvent eine Christmette in einer der naheliegenden Pfarren, meistens ist es St. Valentin, wo man sich immer über die wunderbare Gestaltung durch Pfarrer Johann Zarl freue. Die große Gottesdienstgemeinschaft in dieser Nacht sei jedenfalls eine wichtige Bereicherung.
Die Marienschwestern vom Karmel betonen den religiösen Aspekt des Festes: Gott wurde Mensch, Jesus ist der Retter, der Erlöser. Das werde zu Weihnachten gefeiert. Bei den tiefgründigen liturgischen Texten gebe es Gänsehaut-Stimmung, ebenso durch die wunderbare Musik. Daher könne es gar nicht passieren, dass Weihnachten nicht etwas Besonderes ist. Dazu kommen Weihrauch- und Kekserlduft oder die drei Christbäume beim Hauseingang, Refektorium und in der Kapelle. Das Fest bereitet noch immer innere Freude wie in der Kindheit.
Übrigens das traditionelle Ausräuchern am Heiligen Abend gibt es nicht. Das wird am Fest der Epiphanie, am 6. Jänner nachgeholt. Denn das wird in dem großen Gebäude mit dem Segen für die Internatsräume für die 70 Schüler nachgeholt. Die insgesamt 130 Jugendlichen kommen nach den Ferien wieder und so ist das große Schul- und Internatsgebäude in der Weihnachtszeit wirklich eine Zeit der Stille.
Weihnachten bei den Franziskanerinnen von Seitenstetten
Seit einigen Jahren leben und wirken elf Franziskanerinnen Missionarinnen Mariens (FMM) in Seitenstetten. „Für uns ist der Heilige Abend ein besinnlicher Tag, weil wir uns die Vorbereitungen immer gut einteilen“, erzählt Hausoberin Sr. Theresia Schwentner und gibt Einblicke in den Tagesablauf des 24. Dezember.
Für die Ordensfrauen beginnt der 24. Dezember mit dem Feiern der Heiligen Messe in der Seitenstettner Stiftskirche und anschließender Laudes – dem Morgengebet, dann gibt´s Frühstück und anschließend gehen alle ihrer Arbeit nach. „Zwischendurch haben wir Anbetung“, so Sr. Theresia. Um 11:45 Uhr gibt es das Mittagsgebet und das Essen. Am Heiligen Abend wird Fisch zu Mittag aufgetischt, etwas Einfaches. Dann werden die letzten Vorbereitungen auf das Fest gemacht. Um 17:30 Uhr feiern die Frauen die Vesper und die Haussegnung – also das bekannte „Ausräuchern“ in allen Räumen.
(c) Wolfgang Zarl
Als Festspeise gibt es immer eine Kalte Platte und Punsch. Heuer feiert eine Ordensschwester aus Polen mit – sie bringt Schmankerl und Kekse aus ihrer Heimat mit. Anschließend wünschen sich die Frauen Frohe Weihnachten. Um Mitternacht feiern die Ordensleute die Weihnachtsmette im Stift mit, bei der sie manchmal verschiedene Aufgaben wie das Kommunionausteilen oder die Lesung übernehmen. Dann geht’s zurück in das Ordenshaus, das am Fuße des Stifts liegt. Nach dem Weihnachtsgottesdienst sitzen sie bei Kakao zusammen und musizieren gemeinsam und haben gute Stimmung. Da werden alle Talente eingebracht: Gitarre, Flöte oder Zither. Die Ordensoberin Sr. Theresia: „Wir versuchen, diesen Tag, an dem wir die Geburt Jesu feiern, als Tag der Freude zu leben.“ Dazu zähle, Hektik zu vermeiden.
Wie sieht es mit Geschenken aus? Diese werden am 25. Dezember geöffnet. Die Frauen bekommen viele Packerl von Verwandten, von Seitenstettnern oder von Eichgrabnern, wo die Schwestern früher lebten. Sr. Theresia erzählt: „Wir geben alle Packerl auf den Tisch und öffnen sie gemeinsam und da wir keinen persönlichen Besitz haben, wird alles verteilt, so wie es jede eben brauchen kann.“ Und was schenkt man Ordensfrauen? „Meist Kerzen, Bücher oder Gewand“, so Theresia Schwentner.
Bei der bekannten Sr. Michaela Gehart, die seit Herbst Pastoralassistentin in Seitenstetten und St. Michael ist, braucht es schon ein gewisses Maß an Zeitenmanagement, da sie voll eingespannt ist. Ua. feiert sie mit Kindern aus St. Michael eine Krippenandacht und in Seitenstetten am Vormittag die „Kinderkirche“, zu der immer besonders viele Menschen kommen. Sie spürt: „Die Menschen haben noch Sehnsucht, Weihnachten zu feiern.“
Und sie beschenkt vier Flüchtlingsfamilien, die sie mitbetreut, mit Überraschungen. Manche von diesen baten Sr. Michaela bereits, ihnen von Jesus Christus zu erzählen und sie singen mit ihr auch Weihnachtslieder.
Bei aller Freude über Traditionen und Brauchtum ist Sr. Michaela aber auch eines wichtig: den Inhalt des Weihnachtsfestes zu erkennen. Sie war früher im Missionseinsatz in Mauretanien. Und dort feierten sie in einem schlichten Zelt und hatten nur ein paar Figuren der Krippe. Auch Muslime seien gekommen und hätten sich stark dafür interessiert, was die Christen dort feierten. Es sei heiß – und damit ungewohnt - gewesen und sie habe Sehnsucht nach dem Weihnachten hierzulande bekommen. Aber dann begriff sie: Es geht bei Weihnachten nicht so sehr um das Rundherum, sondern um das Wesentliche: um die Menschwerdung Gottes und die Geburt Jesu – dem Erlöser.
Weihnachten bei den Benediktinern in Seitenstetten
„Unter uns Benediktinern von Seitenstetten gibt es Fachleute, die mit ihren Kenntnissen zu einem besonderen Weihnachten beitragen“, erzählt Prior P. Laurentius. Da wäre etwa P. Martin Mayrhofer. Er hat in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Krippen geschnitzt und Weihnachtskarten erzeugt. P. Laurentius findet, dass Krippen einfach zu Weihnachten dazugehören, weil da die Menschwerdung Gottes gefeiert werde.
Eine der eindrucksvollen Krippen von P. Martin findet Platz im Speiseraum des Konvents, da packen die jungen Benediktiner mit an, um sie hinzutransportieren.
P. Laurentius ist froh, dass es „bei uns Nachwuchs gibt. Manche sind nicht gleich nach der Schulzeit zu uns gekommen, sondern haben verschiedene Berufe erlernt: vom Bäcker über den Koch bis hin zum Schauspieler. Ich denke, die Atmosphäre ist gut“. Es werde viel gelacht und bei Bedarf auch Klartext gesprochen. Wer sich für ein Leben in dieser lebendigen Gemeinschaft interessiert, könne sich jederzeit bei P. Laurentius melden (Tel.: 0676/826635400, Mail: laurentius@stift-seitenstetten.at ). Das Stift bietet die Möglichkeit zu „Kloster auf Zeit“ oder zu „Tag der Stille“ rund um Silvester. Bei allen Festlichkeiten wird das im Jahr 1112 gegründete Stift Seitenstetten als geistliche Oase des Mostviertels bezeichnet, das sich in den Bereichen Bildung, Kunst, Kultur und Spiritualität große Verdienste erworben hat.
„Wir feiern Weihnachten nicht pompös, sondern eher schlicht und bodenständig“, sagt der Prior. Er gibt Familien den Tipp, dass sie sich nicht überfordern an diesem Tag. Am Heiligen Abend kommen alle der 33 Seitenstettner Benediktiner ins Stift, die in 14 Pfarre der Umgebung wirken. Der Tag beginnt um 6:30 Uhr mit dem Gottesdienst, dann holen sie das Friedenslicht vom Bahnhof und um 10.00 Uhr laden die Ordensleute zur Kinderkirche als Einstimmung auf Weihnachten. Dann um 12 Uhr gibt es das Mittagsgebet und Essen – traditionell Rindfleisch mit Semmelkren. Anschließend werden Weihnachtslieder geübt. Später um 15.00 Uhr freuen sich die Ordensleute auf eine volle Kirche zur Kindermette. Nach der Feier der Vesper wird ausgeräuchert. Um 17:30 Uhr gibt es die Weihnachtsfeier des Konvents mit Bescherung. Vorher hält Abt Petrus Pilsinger noch eine Ansprache. Was bekommen die Geistlichen vom Stift? P. Laurentius verrät: „Meist sind es Bücher, CDs oder Autobahn-Vignetten.“ Dann werden kranke Mitbrüder besucht. Nach der Vigil um 20.00 Uhr, stimmt man sich auf die Christmette ein, die um 24.00 Uhr beginnt. Um 1.00 Uhr ist dann nach Betzeit die Bettzeit. Der nächste Tag startet ja auch schon wieder um 6.00 Uhr.
Das christliche Weihnachten werde weiterhin stark gesucht, so P. Laurentius. Woran merke man das? Unter anderem am großen Interesse an den adventlichen Rorate-Messen, an den vermehrten Beichten und an den übervollen Kinder- und Christmetten. Denn Weihnachten sei ein Fest, das „mit der Ankunft von Jesus Christus die Herzen berührt“.