Ordenskleider unterscheiden lernen

Novizentag in Wien (c) ÖOK/msb
Das lateinische Wort Habit meint Haltung und Gestalt, aber auch Kleidung. Der Habit wird auch Ordensgewand, Kutte (bei Franziskanern), Ordenstracht oder Ordenskleid genannt. Wichtig ist, dass es ein schlichtes Gewand ist ohne teure oder exklusive Stoffe oder Schmuck – denn die Ordensleute haben ein Armutsgelübde abgelegt. Es gibt unterschiedliche Farben und Schnitte bei den Gewändern, die zeigen, zu welchem Orden jemand gehört. Innerhalb einer Gemeinschaft tragen alle Brüder die gleichen Kutten oder Trachten. In Österreich gibt es 192 Ordensgemeinschaften, davon 106 weibliche und 86 männliche Ordensgemeinschaften. Insgesamt sind das 5.033 Ordensfrauen und Ordensmänner, davon sind 3.352 Ordensfrauen und 1.681 Ordensmänner (1.225 Priester und 430 Brüder).
Benediktiner
Die Benediktiner gelten als älteste Gemeinschaft des westlichen Ordenslebens. Gegründet hat sie Benedikt von Nursia im Jahr 529. Die Benediktiner tragen zwei Arten von Gewändern: den Habit und ein Obergewand, die "Kukulle". Beide Gewänder sind komplett schwarz und haben eine Kapuze. Manche Benediktiner tragen zusätzlich am Hals einen weißen Kragen. Der Habit ist das Alltagsgewand. Er besteht aus einem an den Armen eher eng anliegenden Untergewand und darüber dem bodenlangen "Skapulier". Das Skapulier ist eine Art breiter Stoff-Schal, das man sich so über den Kopf zieht, dass es vorne und hinten am Körper gerade herabfällt – die Arme bedeckt es nicht. Zwischen Habit und Skapulier tragen sie einen Gürtel, der bei Ordensmännern "Zingulum" heißt. Bei Missionsbenediktinern ist das ein schwarzes Stoffband um die Hüften, bei vielen anderen Benediktinern ein schwarzer Ledergürtel. Die Kukulle ist das Festgewand. Sie ist ein knöchellanges Übergewand mit sehr weiten Ärmeln, das die Ordensmänner beim Gottesdienst und bei Versammlungen über ihren Habit werfen. Ein Ordensmitglied bekommt die Kukulle erst nach einigen Jahren bei der sogenannten "ewigen Profess" überreicht, das ist der Moment, in dem man verspricht, für immer im Orden zu bleiben. Für die Arbeit haben Benediktiner teilweise spezielle Gewänder, etwa welche, die nicht bodenlang sind, damit sie bei schweren Arbeiten nicht stören oder beschädigt werden.

Der Habit der Benediktiner: Links nur der Habit samt Skapulier, rechts mit dem Überwurf, der Kukulle heißt und sehr weite Ärmel hat. (c) katholisch.de/Caroline Wegener/@CarOLONIAcrossMedia
Franziskanische Orden
Die Franziskaner sind ein Bettelorden, den der heilige Franz von Assisi im Jahr 1209 gegründet hat. Vor rund 500 Jahren entwickelten sich zwei neue Ordenszweige; alle drei zusammen haben heute knapp 30.000 Mitglieder. Jeder der drei Zweige hat ein leicht unterschiedliches Ordensgewand: Der älteste Ordenszweig, die Minoriten (auch Franziskaner-Konventualen genannt), hat für die Brüder einen schlichten schwarzen Habit mit einem Schulterüberwurf samt Kapuze. Die heutigen Franziskaner sind ein Zusammenschluss mehrerer Reformbewegungen, die sich strenger an die Ordensregel hielten. Sie tragen ein braunes Gewand mit Kapuze und oft auch das sogenannte Tau-Kreuz um den Hals – denn braun war im Mittelalter die Farbe der Armen. Die von ihnen abgespalteten Kapuziner tragen kastanienbraune Gewänder mit einer langen, spitzen Kapuze, die direkt am Habit angenäht ist und den Kapuzinern zu ihrem Namen verhalf. Über ihre Ordenskleidung reden die Brüder ganz unbefangen: Zum Gewand sagen sie häufig "Kutte" und zum Zingulum, dem weißen Strick um die Hüften, schlicht "Kordel". Diese Kordel hat drei Knoten – sie stehen für die Gelübde der Armut, Keuschheit und des Gehorsams.

Illustration der Habite von Kapuzinern (links, mit langer Kapuze direkt am Habit), Minoriten (mitte, schwarz) und Franziskanern (rechts), der drei Zweige des Franziskanerordens. Braun war im Mittelalter die Farbe der Armen. (c) katholisch.de/Caroline Wegener/@CarOLONIAcrossMedia
Dominikaner
Wie die Franziskaner sind auch die Dominikaner ein Bettelorden. Das Ordensgewand der Dominikaner ist weiß. Wie bei den Benediktinern gibt es über dem Untergewand das Skapulier und eine Kapuze – nur eben in Weiß. Warum wurden die Dominikaner aber in England "Black Friars" genannt, also schwarze Brüder? Ganz einfach: Sie tragen beide Farben. Der Habit ist weiß, aber schwarz sind der Ledergürtel und der große Rosenkranz, der am Gürtel hängt, und vor allem der Mantel, den die Dominikaner tragen. Zu verschiedenen Anlässen ziehen sie den langen schwarzen Chormantel an, der eine Kapuze hat und nur vorne offen ist. Auch auf dem schwarz-weißen Wappen des Ordens ist das Gewand abgebildet; es bedeutet, dass man über dem weißen Habit der Freude und der Reinheit den schwarzen Mantel als ein Zeichen der Demut und der Bereitschaft zur Umkehr trägt.

Der Habit der Dominikaner ist weiß mit schwarzem Zingulum und Rosenkranz. Der Chormantel ist hingegen schwarz. Das Ordenswappen geift die Ordenskleidung in stilisierter Form auf. (c) Caroline Wegener; gemeinfrei; Montage:katholisch.de
Karmeliten
Auch die im Jahr 1150 gegründeten Karmeliten sind ein Bettelorden, Sie haben keinen Gründer, sondern sind nach dem Berg Karmel in Israel benannt. Der Habit samt Kapuze, Skapulier und einem Gürtel ist braun, der Chormantel ist weiß. Das Skapulier ist bei den Karmeliten besonders bekannt. Denn sie haben nicht nur das vorn und hinten am Gewand fast bis zum Boden reichende Tuch, sondern auch das "kleine Skapulier". Das sind zwei kleine viereckige Stoffstücke, die mit Schnüren so verbunden sind, dass man eines auf der Brust und eines auf dem Rücken tragen kann. Auch Nicht-Ordensleute können das "brauen Skapulier" der Karmeliten tragen, wenn sie sich der Spiritualität des Ordens verbunden fühlen.

Der Habit eines Karmeliten ist hellbraun; der Chormantel aber weiß. (c) katholisch.de/Caroline Wegener/@CarOLONIAcrossMedia
Kamaldulenser
Die Chance einem Kamaldulenser (gegründet zu Beginn des 11. Jahrhunderts) zu begegnen ist gering. Insgesamt gibt es weltweit noch 94 Mitglieder dieses Ordens, Jeder hat ein Zellenhäuschen samt Garten für sich allein und darum herum eine Klausurmauer, die ihn von den anderen trennt. Dort betet und arbeitet er; nur zu einigen Gebeten kommt ein Kamaldulenser mit seinen Ordensbrüdern zusammen. Sie leben nach den Regeln ihres Gründers, des heiligen Romuald von Camaldoli, und nach der Benediktsregel. Ihr Ordensgewand ist farblich umgekehrt wie das der Benediktiner: weiß mit Kapuze, einem weißen Stoffgürtel und dem Skapulier. Darüber tragen sie das weiße Obergewand mit den breiten Ärmeln, die Kukulle.

Der Habit der Kamaldulenser ist weiß. Das Zingulum wird über dem Skapulier getragen. (c) katholisch.de/Caroline Wegener/@CarOLONIAcrossMedia
Zisterzienser
Die Zisterzienser sind Ordensmänner, die im Jahr 1098 als eine Reform des für sie zu reichen und prachtvollen Benediktinerordens entstanden. Sie hatten in der Gegend Citeaux in Frankreich ihr eigenes Kloster, das karg eingerichtet war. Die Zisterzienser sind daran zu erkennen, dass ihr Habit zwei Farben hat: Das Untergewand, die Tunika, ist weiß, und das Skapulier, das sie drüber werfen, ist schwarz. Ein schwarzer Stoffgürtel über dem Skapulier sorgt dafür, dass der Überwurf auch bei Wind nicht zur Seite rutscht. Die Novizen bekommen allerdings ein weißes Skapulier und sind somit ganz weiß gekleidet. Die meisten Zisterzienser – und die von ihnen abgespaltenen Trappisten – haben eine Kapuze am Gewand, manche aber nicht, etwa die Ordensmänner aus Heiligenkreuz. Zu festlichen Anlässen, also etwa zum gemeinsamen Chorgebet, tragen die Zisterzienser mit ewiger Profess eine weiße Kukulle – diese hat dann auf jeden Fall eine Kapuze.

Das Habit eines Zisterziensers besteht aus einem weißen Untergewand und einem schwarzen Skapulier, das übergeworfen wird. Ein schwarzes Stoffband um die Hüften, das Zingulum, hält alles zusammen. katholisch.de/Caroline Wegener/@CarOLONIAcrossMedia
[mschauer]