Ausstellung der Erzabtei St. Peter im Salzburger Domquartier
2018 erwarb die Salzburger Erzabtei St. Peter die zwölfteilige Serie "Corpus delicti". Sie kann derzeit im Nordoratorium des Salzburger DomQuartiers betrachtet werden. (c) Dieter Huber
Mit "Spirit" versucht Huber, die großen Sinnfragen unserer Zeit künstlerisch abzuhandeln. Die Ausstellung im Nordoratorium des Salzburger Doms behandelt vier Themenkomplexe, die mit verschiedenen künstlerischen Medien, wie Malerei, Fotografie, Objekt, Installation, Film, Computerarbeit sowie Typografie ausgedrückt werden. Die Werke stammen aus dem Zeitraum von 1987 bis 2023.
In den ersten beiden Räumen der Ausstellung sind die materiellen Leidensthematiken des Menschen in "Corpus delicti" zu sehen. Der Kreuzweg in zwölf Stationen entstand von 1987 bis 1989 als erster größerer Werkzyklus des Künstlers. 2018 kaufte die Erzabtei St. Peter die zwölf großformatigen Flügelaltäre an - das gab den Impuls zur Ausstellung. Erzählen im Normalfall 14 Stationen die Leidensgeschichte Jesu, zeigt Huber in seinen zwölf Stationen einen Leidens- bzw. Kreuzweg der Menschheit. Er ist aus dem Tagesgeschehen der Gegenwart in den späten 1980er-Jahren heraus interpretiert. Das Leiden des Menschen endet dabei mit dem Tod, der zwölften Station des christlichen Kreuzwegs.
Der Tod als Lehrmeister
Für den Vorsitzenden der Österreichischen Ordenskonferenz, Erzabt Korbinian Birnbacher, ist der Tod "immer auch Lehrmeister", wie er kürzlich in einem Interview mit den "Salzburger Nachrichten" anlässlich der Ausstellung erklärte. Der Tod lehre gutes Leben, denn: "Wenn der Tod kommt, ist die letzte Chance vergeben. Nur bis zum Tod - sei es dem eigenen oder dem eines Mitmenschen - kann ich tun, was wichtig ist. Diese Chance kehrt nie mehr zurück. Das Erkennen der Macht des Todes ist eine Erschütterung, die in mir etwas auslöst, dass ich endlich etwas tue, was ich längst hätte tun müssen."
In "Corpus delicti" wird das System des Triptychons, das drei gleich hohe Bilder zu einer Einheit zusammenschweißt und traditionell für Altarbilder verwendet wurde, angewendet. Die Bilder zeigen diverse Leidenschaften, Lüste und Laster, die schicksalsbestimmend und unausweichlich zum Tod hinführen. In der Neuaufstellung im Rahmen der Ausstellung wird bewusst auf die ursprünglich frontale Konfrontation mit dem Werk verzichtet, die meisten Triptychen werden also nicht ganz geöffnet präsentiert.
Ein Ausdruck der Leichtigkeit: Die 24 sich im Kreis drehenden Objekte der Installation "Spirit". (c) DQS
Fortgesetzt wird die Ausstellung mit "Spirit" in Raum drei mit 24 schmalen, lichtdurchlässigen und reflektierenden Objekten aus den geometrischen Grundformen Kreis, Dreieck und Quadrat. Die eingefrästen Begriffe oder Begriffspaare materialisieren dabei Geistiges und geben Wegweisung und Richtung. Weiter geht es im vierten Raum mit "Renaissance" und einem Kurzfilm, der der Frage nach der Essenz und dem bleibenden Wert von Kunst nachgeht. Im Innenhof der Residenz findet die Ausstellung mit "Smiling Damokles" ihr augenzwinkerndes Finale.
Ausdruck von Leichtigkeit
Im Interview mit den "Salzburger Nachrichten" auf "Spirit" und die sich im Kreis drehenden Scheiben angesprochen meinte Erzabt Birnbacher: "In Gut Aich habe ich vor kurzem den Satz gehört, der sehr benediktinisch ist: 'In der Leichtigkeit besteht die Stabilität.' Das würde ich mit diesem Kunstwerk verbinden." Ein Kunstwerk müsse nicht schwer und massiv dastehen, diese Leichtigkeit drücke "Spirit" aus. "All das hat ein Gewicht, aber auch eine heitere Dynamik, eine Leichtigkeit, die über die Schwere des Lebens und des Todes eine Annäherung ermöglicht, die ich für sinnvoll halte."
Erzabt Korbinian Birnbacher sprach im Interview mit den "Salzburger Nachrichten" über die Ausstellung im Salzburger DomQuartier. (c) ÖOK/msb
Das Nordoratorium sei zwar heute kein expliziter Sakralraum mehr, der Altar mit der Darstellung des Todes des heiligen Rupert stehe aber noch an seinem Ursprungsort. "Hier kommt dieses Bewegliche mit dem Statischen zusammen, dem Unveränderlichen, dem 'unabänderlichen Gesetz der Meder und Perser', wie es in der Danielsgeschichte des Alten Testamentes heißt. Dieses Unveränderliche kann zum Ballast werden - sei es der Kirche oder einer anderen Institution. Auch das Bewegliche kann etwas bedeuten: Da dreht sich tatsächlich etwas in dieser Kirche!"
Die entscheidende Frage im persönlichen Leben eines jeden formulierte Birnbacher im Interview folgendermaßen: "Wie halte ich etwas in Bewegung und im Fluss? Und was soll bleiben, was ist unveränderlich? Was ist der Kern der guten Botschaft? Was ist gleichsam das 'Evangelium' im Evangelium? Und was muss man hingegen ändern, damit man beweglich bleibt, das Schöne und Gute aber erhalten bleibt?"