Dialog im Stift Schlägl
Der Saal der Stiftsbibliothek war bis auf den letzten Platz besetzt, als Abt Martin Felhofer die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 7. DIALOG-Veranstaltung begrüßte, die mit der Flüchtlingskrise ein brandaktuelles Thema in den Mittelpunkt gestellt hatte. Diskussionsmoderator Matthäus Fellinger, Chefredakteur der Kirchenzeitung der Diözese Linz, sprach zu Beginn über den Eindruck, dass es in Österreich nicht nur Berge, sondern in den letzten Monaten auch viele Gräben gäbe, die von Polarisierungen in Bezug auf die großen Flüchtlingsbewegungen aufgerissen worden sind und die einer Zuschüttung und Überbrückung bedürfen. Österreich und Europa erlebten 2015 Flüchtlings-Völkerwanderungen mit 1,3 Millionen Menschen. So etwas hat es auch nach dem 2. Weltkrieg gegeben, aber die jetzigen Bewegungen wirken auf viele bedrohlich und erzeugen Ängste vor meist muslimischen Fremden. Staat und Kirche sind aufgerufen, Ängste abbauen zu helfen und realistische Problemlösungen und Integrationsstrategien zu entwickeln. Es geht auch darum, die Ursachen der Fluchtbewegungen in den Flüchtlingsländern zu beheben und auf Grund des christlichen Glaubens menschenwürdige Engagements zu finden.
Thomas Stelzer, Landeshauptmann-Stellvertreter von OÖ mit Schwerpunkten Bildung und Integration, zeigte die Herausforderungen auf, vor denen Oberösterreich steht: steigende Arbeitslosenzahlen, Flüchtlingsbewegungen 2015 ohne Registrierung und Sicherheitschecks, Versagen der EU – hauptsächlich Österreich, Deutschland und Schweden nahmen Flüchtlinge auf -, Grundversorgungskosten für Flüchtlinge 2016 in der Höhe von 117 Millionen Euro u. a. So ist die Obergrenze von AsylwerberInnen-Aufnahmen in Österreich von 37.500 für 2016 zu sehen. Das Land tut viel: Quartierbesorgung mit Einbindung der Bezirkshauptmannschaften und Gemeinden, Deutschkurse, Einschulungen, Werteseminare, Arbeitsplatzangebote. Es geht allerdings nur unter dem Grundanspruch „Flüchtlinge fördern und Regeln fordern“. Der Förderung muss auch eine Einhaltung der Werte-Standards folgen, die in unserem Land gelten.
Franz Kehrer, Direktor der Caritas in OÖ, zeigte die Arbeit der Caritas im In- und krisengeschüttelten Ausland auf und betonte, dass von ungemein vielen und engagierten Menschen hier vor Ort privat und öffentlich geholfen wird. Freilich gehen Spaltungen und Polarisierungen bezüglich der Flüchtlingsprobleme auch durch unsere Gesellschaft. Man muss sich als Christ manchmal fest für das Helfen rechtfertigen. Es gibt viel unbürokratisches Engagement für Menschen in Not. Feindbilder und Gräben-Mentalität brauchen eine Entschärfung, und Christsein steht dafür.
Sevinc Allahverdiyeva, Caritas-Mitarbeiterin in der Flüchtlingshilfe mit Rot-Weiß-Rot-Karte, erzählte eingehend und aufrüttelnd vor allem von ihrem und ihrer Familie Flüchtlingsweg nach Österreich. Sevinc heißt auf Deutsch „Glück“ und Sevinc sagte, sie habe in Österreich Glück gehabt.
Abt Martin Felhofer dankte in seinem Schlusswort allen für ihr Kommen und wies auf das gute Klima dieses Dialoges hin mit dem zuversichtlichen Wunsch, dass unsere Gesellschaft insgesamt eine solche Atmosphäre entwickle, um die Flüchtlingsproblematik mit all ihren Schwierigkeiten in christlichem und humanem Geist lösen zu können. Für alle Teilnehmer gab es eine Agape – teilweise von Asylwerbern zubereitet - mit Begegnung und Gesprächen im Seminarzentrum.
[rs]