Linzer Ordensspital bietet neue Hilfe für autistische Kinder
Bei Autismus handelt es sich um eine tief greifende Entwicklungsstörung, die von Geburt an vorliegt und in den ersten Lebensjahren auftritt. Die Störung äußert sich hauptsächlich durch eine Beeinträchtigung der Beziehungs- und Kommunikationsfähigkeit. Darüber hinaus sind motorische, kognitive und affektive Funktionen betroffen. Es bedarf oft Jahre bis zu einer gesicherten Diagnose - ein langer Weg vor allem für Eltern, die von Arzt zu Arzt gehen müssen. Für die betroffenen Kinder vergeht oft kostbare Zeit, obwohl gerade da die Frühförderung wichtig wäre.
Während sich vor allem im angelsächsischen Raum Therapieansätze weiterentwickelt haben, stand Österreich in den letzten Jahren eher als Stiefkind da. Was sich nun aber entscheidend ändern dürfte: Das Konventhospital der Barmherzigen Brüder Linz bietet in seinem Autismuskompetenzzentrums, unter der Leitung von Doz. Dr. Daniel Holzinger und Prim. Priv.-Doz. Dr. Johannes Fellinger, erstmals in Europa eine spezielle Frühfördermethode an. Beim „Zweiten Autismussyposium" der Barmherzigen Brüder Linz am vergangenen Mittwoch wurde das so genannte Early Start Denver Modell (ESDM) den rund 370 Teilnehmer vorgestellt. Gastreferent war der amerikanische Autismus-Forscher Dr. Giacomo Vivanti.
Fortschritte bei allen Kindern
Beindruckend ist vor allem die Erfolgsbilanz nach nur einem Jahr Frühförderung: Sieben Kinder mit einer Autismus-Spektrum-Störung nahmen an dem wissenschaftlichen Projekt rund um das Team des Autismuskompetenzzentrums der Barmherzigen Brüder in Linz teil. Fellinger: „Bei sechs Kinder konnten vor allem im Bereich der Sprache, Kommunikation und sozialen Kompetenz deutliche Fortschritte erzielt werden."
Das Early Start Denver Model (ESDM) ist ein strukturiertes entwicklungsorientiertes Programm, das insbesondere die sozio-emotionale Entwicklung aber auch die kognitive und sprachlich-kommunikative Entwicklung des Kindes fördert. Es richtet sich an Kinder im Alter zwischen zwei und fünf Jahren.
Rund ein Jahr lang wurden mit den sieben „Therapie-Kindern" in bis zu acht Wochenstunden mit einem multiprofessionellen Therapeuten-Team und gemeinsam mit den Eltern trainiert. Durch das Intensivprogramm sollen die sozialen Fähigkeiten, die Autisten fehlen, aber die Grundlage für die weitere Entwicklung darstellen, neu aufgebaut werden. Der Erfolg sei sogar im EEG sichtbar, erklärt Priv-Doz. Dr. Daniel Holzinger, Leiter des Zentrums für Kommunikation und Sprache. Während autistische Kinder - im Gegensatz zu gesunden - stärker auf Gegenstände als auf Personen reagieren, ändere sich das nach einer Therapie.
Große Erleichterung bei Eltern
Beeindruckend belegt wurde dies im Rahmen des Symposiums auch mit mehreren Video-Sequenzen aus dem Therapiealltag. Autistische Kinder, die zu Beginn kaum Notiz vom therapierenden Gegenüber genommen haben, suchen nach gut einem halben Jahr plötzlich den unmittelbaren Kontakt. Besonders auffallend dabei ist die positive Sprachentwicklung.
Die Erleichterung ist aber vor allem auch auf Elternseite groß: Für viele war der Alltag mit einem autistischen Kind vor Therapiebeginn kaum zu schaffen. „Die Fortschritte nach der Therapie sind unglaublich. Ich kann heute mit meinem Sohn Kontakt aufnehmen, ihm viele Dinge erklären. Die Therapiezeit war anstrengend und intensiv. Aber es hat sich gelohnt", schildert eine Mutter das neu gewonnene Familienglück.
Quelle Foto: Konventhospital der Barmherzigen Brüder Linz
[rs]