Präsentation der IPP-Studie im Stift Kremsmünster
Das Münchener Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) hat aufgrund vieler Interviews und Recherchen die Fragen gestellt: Wie waren diese Missbrauchsfälle überhaupt möglich? Warum konnten die Taten nicht verhindert werden? Warum hat es so lange gedauert, bis diese ans Licht der Öffentlichkeit kamen? Warum existieren so viele unterschiedliche Wahrnehmungen von Schülern an die gleiche Zeit in Kremsmünster? Mit diesem Ausgangsfrange wurde zwei Jahre an der Studie "ohne Vorgaben und völlig frei" gearbeitet.
Im Prozess der Aufarbeitung und des Lernens
Abt Ambros Ebhart betonte bei der Pressekonferenz: „Mit dieser Studie wird ein wesentlicher Beitrag zur Aufarbeitung dieser Zeit geleistet. Mit den Ergebnissen dieser Studie des IPP München werden wir den Prozess des Lernens in zweifacher Weise weitergehen: Erstens, wir stellen uns der Vergangenheit. Zweitens, die Studie hält uns einen Spiegel vor. Mit dieser Studie können wir im Aufarbeitungsprozess weitergehen.“
Vorbehaltlose Aufklärung und Hilfestellungen
Prior Maximilian Bergmayr, der in der Begleitgruppe seitens des Stiftes die IPP-Studie begleitet hatte, stellte fest: „Ich gebe zu: Es war und ist von Stiftsseite nicht leicht, seit 2010 so eine Situation zu bewältigen. Die Klostergemeinschaft ist noch nicht fertig mit der Aufarbeitung. Wir haben versucht, den betroffenen Opfern gerecht zu werden. Es fanden persönliche Gespräche mit Betroffenen statt, auch Gegenüberstellungen von Opfern und Tätern. Wir sind vorbehaltslos den Empfehlungen der Klasnic-Kommission gefolgt und haben finanzielle Hilfen geleistet. Wir haben eine Gedenktafel im Stiftsbereich angebracht, die das Leid von Betroffenen auch für uns sichtbar benennen soll und Auftrag für die Zukunft ist. Schließlich wurde die Studie heute präsentiert.“
Bergmayr sagte weiters: „Welche Wege den Betroffenen am besten helfen bzw. geholfen haben, das lässt sich schwer sagen. Vieles, was an Unterstützung für die Opfer geschehen ist, ist so konkret nicht benennbar und geschieht oft im kleinen, zwischenmenschlichen oder auch therapeutischen Rahmen. Die Studie beleuchtet sozusagen mit einem heutigen Scheinwerferlicht die Erfahrungen von damals. Mit ihr wird eine ausführliche Darstellung dessen gegeben, wie Betroffene das Internat und die Schule erlebt haben. Es ist – auch für mich – beschämend und schmerzhaft, sich diesen Tatsachen zu stellen.“
Empfehlungen werden umgesetzt
Der Prior des Stiftes Kremsmünster benennt vier positive Funktionen der Studie: „Betroffene sind damals zu wenig gehört worden. Mit der Studie haben Betroffene eine Stimme bekommen, die sie damals zu wenig hatten. Die Studie zeigt eine ungeschminkte und transparente Darstellung des Geschehenen. Die darin enthaltenen Analysen sind hilfreich für die Reflexion der eigenen Lebens- und Klostergeschichte. Es finden sich darin implizit und explizit wichtige Empfehlungen für die Zukunft, für Schule und Klostergemeinschaft, die wir aufgreifen.“ „Aus der Studie leiten wir als Auftrag für die Schule und die Klostergemeinschaft ab: Sie bedeutet für das Präventionskonzept an unserer Schule, dass wir immer wieder dazu lernen wollen und wachsam sind für die Persönlichkeit und die Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen. Für die Gemeinschaft bedeutet es, dass wir die Studie zum Anlass nehmen, u.a. unsere Gesprächskultur weiterzuentwickeln, sowie eingefahrene Strukturen immer wieder zu hinterfragen“, sagte Bergmayr.
Hier ist die gesamte Studie auf der Website des Stiftes Kremsmünster online zu finden.
[fk]