Das Nekrologium als Instrument der Erinnerungskultur am Beispiel des Deutschen Ordens
Vortrag gehalten bei der Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft der Ordensarchive Österreichs am 5. Mai 2025 in Linz.
Abb. 1: Der Vortragende P. Ewald Volgger © ÖOK/rm
Wie der Toten gedacht wird, sagt auch etwas über die Lebenden aus. Eine christliche Gemeinschaft gedenkt ihrer Toten, nicht weil sie tot sind, sondern weil sie vor Gottes Angesicht leben und mit den irdisch Pilgernden in Dank, Lobpreis und Bitte verbunden sind. Die Identität einer Gemeinschaft lebt von ihrer Vergangenheit. Was sie aus der Vergangenheit kommend prägt und verpflichtet, wird Patrimonium. Gewordenes und Identität leben gleichermaßen von gelungenen und positiven Wegstrecken, wie von desaströsen und schwierigen. Dabei werden geschichtliche Ereignisse unterschiedlich eingeordnet und gedeutet. Sie können auch zum Zankapfel werden und zu kontroversen Auseinandersetzungen führen, die belasten und eine notwendige Aufarbeitung behindern. Mitglieder von Ordensgemeinschaften waren auf verschiedentliche Weise engagiert und verstrickt in Ereignisse und Vorgänge, die in der Aufarbeitung redlich und deutlich aufgezeigt sowie bewertet werden müssen.
Der Deutsche Orden war als Hospitalgemeinschaft im Heiligen Land während des Dritten Kreuzzuges (1189/1190) vor Akkon gegründet worden. Diese Gemeinschaft erhielt mit der In-Schutz-Stellung von Papst Clemens III. (amt. 1187–1191) am 6. Februar 1191 den Namen des deutschen Hospitals in Jerusalem mit der dazugehörigen Marienkirche „Brüder vom Deutschen Haus Sankt Mariens in Jerusalem“.[1] 1198 erfolgte die Umwandlung in einen ritterlichen Orden, 1199 bestätigte Papst Innozenz III. (amt. 1198–1216) diesen Schritt. Der Orden breitete sich im europäischen Raum mit hunderten von Ordenshäusern, Kommenden genannt, und Strukturen aus. Besonders hervorzuheben ist der Deutschordensstaat in Preußen mit seinem Sitz auf der Marienburg bei Danzig (PL). Die politischen und kriegerischen Auseinandersetzungen erfolgten als Teil der Missionsarbeit im Auftrag und in Absprache mit dem Heiligen Stuhl. Jene Vorgänge werden heute kirchlich und theologisch anders bewertet als im hohen und ausgehenden Mittelalter. Die Reformation mit ihren Folgen brachte das Ende des Ordensstaates auf preußischem Gebiet mit sich. Durch die Politik Napoleons erfolgte die Aufhebung des Ordens in den Staaten des Rheinbundes. Lediglich im Kaiserreich Österreich konnte sich der Orden nach dem Wiener Kongress (1814–1815) zu neuem Leben entwickeln. Im 19. Jahrhundert kam es zur Wiederbelebung des Schwesterninstitutes im Orden mit den Aufgaben in der Krankenpflege und in den Schulen. Zugleich erfolgte die Wiedererrichtung der Priesterkonvente als Voraussetzung für die Stärkung des Priesterzweiges. Dieser sicherte, gemeinsam mit dem inkorporierten Schwesternzweig, nach der Umwandlung des Ordens in eine rein klerikale Gemeinschaft 1923/1929 die Zukunft.[2]
Der eine Deutsche Orden in der österreichischen Monarchie musste sich in Folge des Ersten Weltkrieges und der neuen Staatenbildung aufteilen in die Ordensprovinzen in Italien, Österreich, Slowenien und in der Tschechoslowakei. Die totalitären Systeme des Faschismus, des Nationalsozialismus und der kommunistischen Systeme mit ihrem großen Leid, der Gewalt und den Verfolgungen brachte große Herausforderungen mit sich, welche sich in Ohnmacht und Untersagungen, Widerstand und Entgegenhaltungen bis hin zur staatlichen Aufhebung des Ordens äußerten. Dabei mussten viele Mitglieder des Ordens Verfolgung und Überwachung, Gefängnis und Folter erleiden. Manche haben ihr Leben im Konzentrationslager, im Vernichtungslager oder, wie im Falle der Brüder in Slowenien, durch die gegenseitigen Verfolgungen der Bevölkerung und das Spiel der Großmächte verloren. Es gehört zur Pflicht einer Gemeinschaft, diese Zeiten nicht zu vergessen, sie aufzuarbeiten und dabei auch kritisch die eigene Mitwirkung am Bösen im Blick zu haben. Ganz besonders aber soll der Einsatz gegen die lebenswidrigen und menschenfeindlichen Mächte bis hin zum Martyrium gewürdigt werden. Es bedarf dabei der vielfältigen Wege und Schritte einer klaren und gerechten Sicht auf das Vergangene und eine ebenso gerechte und würdigende Einordnung. Daraus ergibt sich auch die Frage, wie sich eine Gemeinschaft ihrer Toten erinnert, die zu Opfern von totalitären Systemen geworden sind und denen das Leben in der Nachfolge Christi nicht zugestanden wurde. Insbesondere stehen dabei jene vor Augen, die – inspiriert von den Werten und Impulsen der Bergpredigt – das Lebensbeispiel Jesu bis ans Kreuz ernst genommen haben.

Abb. 2: Buchtitel Nekrologium © Ewald Volgger
Das Nekrologium des Deutschen Ordens als Beitrag zu einer Erinnerungskultur
Wie wohl jede Ordensgemeinschaft pflegt auch der Deutsche Orden die Tradition des Totengedenkens[3], wozu ein kalendarisches Verzeichnis der Verstorbenen angelegt und gepflegt wird – auch Nekrologium genannt. Während die Verstorbenen in der Regel lediglich mit Namen, Sterbeort und -datum, gegebenenfalls mit ihren Funktionen im Orden eingetragen werden, sollte den Märtyrern und Glaubenszeugen als Opfer der totalitären Regime eine kurze Biografie gewidmet werden. Von manchen gibt es nur wenige Informationen, umso wertvoller war es, diese zu sammeln und zu erhalten.
Das Nekrologium.Martyrologium
Ein Forschungsprojekt, angesiedelt am Institut für Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie der Theologischen Fakultät der Katholischen Privat-Universität Linz, übernahm unter meiner Federführung die Aufgabe, die bestehenden Nekrologien der einzelnen Häuser der Brüder und Schwestern in Slowenien, Tschechien, Österreich, Deutschland und in Italien zu sammeln, zu sichten und mit den Daten in den Ordensarchiven, auf den Friedhöfen, in Mitteilungsblättern u. ä. und in weiteren Archiven (z. B. Heeresarchive, Staatsarchive) abzugleichen. So soll eine möglichst lückenlose Dokumentation der Verstorbenen vom Beginn des 18. Jahrhunderts bis in die Gegenwart gewährleistet werden.[4] Das Forschungsprojekt[5] konnte 2017 mit der Veröffentlichung des Nekrologium.Martyrologium des Deutschen Ordens abgeschlossen werden.[6] Eingebunden in das von der Generalleitung in Auftrag gegebene Projekt waren der Generalrat, die Provinzoberen der Brüder und der Schwestern, aber auch der einzelnen Häuser sowie einzelne Brüder und Schwestern.

Abb. 3: Buchcover Nekrologium © Ewald Volgger
Die Gestaltung des Nekrologiums als Buch ist geprägt von einem weißen Ledereinband mit dem typischen schwarzen Kreuz auf der Titelseite. Dies vergegenwärtigt jene Tradition des Ordens, die besagt, dass der Sarg der verstorbenen Ordensmitglieder mit dem Bahrtuch des Ordens, d. h. dem weißen Wolltuch mit schwarzem aufgelegtem Kreuz, bedeckt wird. Denn: „In das Kreuz unseres Heiles und das Zeichen des Ordens, für dessen Ideale sie ein Leben lang gelebt und gebetet haben, werden unsere Toten gehüllt.“[7]
Abb. 4: Herbert Friedl, Gedenkkreuz mit weißem Winkel, 1998 © Bildrecht, Wien 2025
Mit zwei Grafiken des Künstlers Herbert Friedl (*1943, †2018), einerseits Gedenkkreuz mit weißem Winkel,[8] und andererseits Menschenrechtsverletzung[9], die im besonderen P. Gvido Krisch (*1883, †1941) und Sr. Irmgardis Šmuck (*1884, †1940), den Opfern der Aktion T4[10], gewidmet sind, wird den Opfern der totalitären Regime auch ein künstlerisches Denkmal gesetzt. Herbert Friedl sah in den Häftlingen Menschen, die im übertragenen Sinn gekreuzigt wurden. Dies sollte nicht vergessen werden, daher Gedenkkreuz. Häftlinge aus verschiedenen Gruppierungen (Juden, Politische, Zeugen Jehovas, Zigeuner, Zwangsarbeiter) wurden auf ihrer Häftlingskleidung mit jeweils einem zugeordneten färbigen Winkel gekennzeichnet. Weiße Winkel gab es nicht. Der weiße Winkel auf diesem Kreuz steht nun dafür, dass alle Opfer, auch jene, die nicht eigens eingeordnet waren, sowie jene des Euthanasieprogramms im Gedenken eingeschlossen sind. Die Häftlingsnummer ist eine willkürliche Zahl, die Opferanzahl steht nicht wirklich fest, sie ist sehr groß und unterlag der Willkür der Peiniger. Beide Arbeiten drücken die Auffassung von Erinnerung, von Leidbewältigung und Vermeidung, von Leidwiederholung aus. Friedl zeigt keine Opfer, aber er verweist auf sie. „Das Vergessen des Bösen ist die Erlaubnis zu seiner Wiederholung“, meint Friedl, und weiter: „Obwohl dieses Gedenkkreuz vordergründig unspektakulär wirkt, führt es in eine Tiefe hinein, die berührt. – Weiß und Schwarz erscheinen als Pole von Geburt und Tod, Freude und Trauer, zwischen denen sich das Leben bewegt. Für viele entflohene Häftlinge ein Weg vom Schwarz zum Nichts, für Wenige vom Schwarz zum Weiß – von der Aussichtslosigkeit zur Hoffnung.“
Ein Druck – Tod des hl. Joseph (um 1725) von Johann Georg Schmidt (*1685, †1748), genannt „Wiener Schmidt“ – beeindruckt wegen der dargestellten, besonderen Intimität des Sohnes mit seinem Nährvater.[11] Dieser befindet sich in der Priesterseminarkirche Linz (vormals Deutschordenskirche) und markiert im Buch den Übergang vom einführenden Teil zum eigentlichen kalendarischen Totengedenken. Ein alphabetisches Verzeichnis der Verstorbenen steht am Ende des Buches.

Abb. 5: Herbert Friedl, Menschenrechtsverletzung, 1998 © Bildrecht, Wien 2025
Das tägliche Totengedenken
Für einen Kalendertag ist jeweils eine Seite vorgesehen. Unter dem Tagesdatum sind das Todesjahr, der Name des bzw. der Verstorbenen und der Sterbeort angeführt. An manchen Tagen werden weitere wichtige Ereignisse aus der Geschichte des Ordens festgehalten, die für das Selbstverständnis der Gemeinschaft Bedeutung haben. Wenn Märtyrer:innen oder Glaubenszeug:innen an diesem Tag genannt werden, folgt auf der nächsten Seite die Kurzvita.
Das Nekrologium sieht mehrere Möglichkeiten für das tägliche Totengedenken in einer Hausgemeinschaft vor. Dieses kann etwa in die Komplet oder in die Feier der Eucharistie eingebunden werden. Dazu eignet sich besonders die Vesper, da die letzte Fürbitte für die Verstorbenen vorgesehen ist. Es kann aber auch als besonderer Moment nach dem gemeinsamen Essen, in den Konventen des Ordens traditionellerweise nach dem Abendessen, stattfinden. Wo es als eigenständiges Element gefeiert wird, sind Eröffnung – Nennung der Verstorbenen – Psalm – Gebet – ggf. Ultima (Marianische Antiphon). Hervorzuheben ist ein eigener zweistimmiger Psalmton (Tonus Jacobi) und die eigens geschaffene Antiphon Eph 5,14 mit einer Melodie des Musikers Wolfgang Reisinger.
Die besonderen Gedenktage mit Kurzvita
Unter den vielen verstorbenen Brüdern (Ritterbrüder, Priester, Laienbrüder), geistlichen Schwestern sowie Familiar:innen und Wohltäter:innen des Ordens gibt es seit Beginn des 19. Jahrhunderts 33 Persönlichkeiten, von denen in einer Kurzvita berichtet wird. Nicht alle davon sind im eigentlichen Sinne Märtyrer:innen, wohl aber Zeugen des Glaubens und zugleich Opfer von Unmenschlichkeit, Hass und Menschenverachtung geworden. Solche Persönlichkeiten wurden in der Tradition der Kirche „Bekenner und Bekennerinnen“ genannt. Ihnen wird über das Medium Nekrologium und tägliches Totengedenken ein Monument gesetzt, welches sie jährlich der gesamten Ordensgemeinschaft beim Gebet für die Verstorbenen neu in Erinnerung ruft. Die erstellte Kurzvita, die bei Tisch oder ggf. auch in der Lesehore vorgelesen werden kann, ermöglicht eine kompakte Vergegenwärtigung ihres Zeugnisses.
Als Beispiel einer solchen Darstellung wird der Tod von P. Gvido Krisch beschrieben, weil daraus ersichtlich wird, dass damit auch viele Informationen zu den Umständen und Hintergründen der Ermordung des Mitbruders festgehalten sind. So wird eine Lebensdarstellung auch zu einem zeitgeschichtlichen Dokument.

Abb. 6: P. Gvido Krisch OT © Deutschordenszentralarchiv/Ewald Volgger
P. Gvido Krisch OT
P. Gvido (Johann) Krisch wurde am 14. Mai 1883 in Rieg bei Gottschee (Kočevska Reka) in der Krain als Gottscheer Deutscher geboren. Er absolvierte die Gymnasialstudien in Laibach und trat am 12. Oktober 1902 in das Noviziat ein, legte am 13. Oktober 1903 die einfachen, am 15. Oktober 1906 die Feierlichen Gelübde ab. Am 15. Juli 1907 wurde er in Laibach zum Priester geweiht. Anschließend war er als Priester in Laibach tätig, dann als Kaplan in Tschernembl. Am 1. August 1918 wurde er aus gesundheitlichen Gründen durch das Priorat in Laibach in den Konvent Križanke zurückgerufen. Am 1. Januar 1932 wurde er in die Nervenanstalt von Novo Celje aufgenommen.
Nachdem die deutschen Truppen auch die slowenische Steiermark besetzten, erfolgten im Frühjahr 1941 sofort die Vorbereitungspläne für die Assimilierungsmaßnahmen, deren Ziel es war, eine gänzliche Germanisierung und Nazifizierung des Landes und aller seiner Bürger zu erreichen. Das slowenische Volk als ethnische Einheit sollte ausgelöscht werden. […] Das verwerfliche Ziel der Nationalsozialisten war die Bildung eines „rassenreinen“, erbgesunden und leistungsfähigen deutschen „Volkskörpers“. Man zielte darüber hinaus auf die völlige Ausschaltung der so genannten „Minderwertigen“ und des „lebensunwerten Lebens“ ab. Adolf Hitler gewährte Reichsleiter Bouhler und seinem Leibarzt Dr. Brandt mit dem „Gnadentoderlass“, „dass nach menschlichem Ermessen unheilbar Kranken bei kritischster Beurteilung ihres Krankheitszustandes der Gnadentod gewährt werden kann“. Die Zentrale für die Organisation und Durchführung der NS-Euthanasie richtete man in Berlin, Tiergartenstraße 4, daher auch „T4“ genannt.
Im Frühjahr 1940 adaptierte man neben den ausgewählten Einrichtungen Grafeneck, Brandenburg, Pirna-Sonnenstein, Bernburg und Hadamar auch Schloss Hartheim in der Nähe von Linz in Oberösterreich zu einer Euthanasieanstalt und zur Durchführung der „Aktion T4“. Die Bewohner und Bewohnerinnen sollten zu den ersten Opfern der Tötungsanstalt Hartheim werden. Der erste Transport von Mordopfern erreichte Hartheim am 20. Mai 1940. Am 9. Juni 1941 wurden aus der Nervenklinik in Novo Celje von deutschen Soldaten 357 Patienten in Bussen nach Spielberg bei Graz gebracht, von wo sie in Zügen weiter in die Nähe von Linz transportiert wurden, um schließlich wiederum in Bussen ins Schloss Hartheim in Alkhoven bei Linz überstellt und dort gemäß dem Euthanasieprogramm und den nationalsozialistischen Theorien von der Rassenreinheit vernichtet zu werden. Es ist dokumentiert, dass auch P. Gvido Krisch diesem Transport nach Hartheim zum Opfer fiel. Er ist an den Tagen unmittelbar nach dem 9. Juni 1941 in der Gaskammer ermordet worden, seine Leiche wurde verbrannt. Am Gedenkort im Schloss Hartheim ist P. Gvido neben vielen anderen Namen angeführt. P. Gvido ist erwähnt im Verzeichnis der ermordeten Priester in Palme Mučeništva/Palme des Martyriums (Celje 1995) der slowenischen Kirche.[12]
Ein Fast- und Abstinenztag im Gedenken an die Glaubenszeugen
Da kein eigener liturgischer Gedenktag für die Glaubenszeug:innen des Ordens möglich ist, wenngleich diese am jährlichen Totenanniversarium mitbedacht werden können, ist es der Ordensgemeinschaft ein Anliegen, dieser mit einem eigenen Fast- und Abstinenztag im Gedenken an die Glaubenszeugen (Märtyr:innen und Bekenner:innen) des Deutschen Ordens zu gedenken. Dazu wurde der 26. Februar gewählt, weil am 25./26. Februar 1952 in Opava (Troppau/CZ) die Gerichtsverhandlung gegen neun Ordensschwestern und einen Familiarenpriester stattfand, die alle zu ungerechtfertigten Haftstrafen und dem Verlust der bürgerlichen Rechte verurteilte, woraufhin jahrelange Haft, Folter, Demütigungen und Psychoterror folgten. „Dieser Fast- und Abstinenztag soll die unermesslichen Leiden und den gewaltsamen Tod vieler Brüder, Schwestern und Familiaren unseres Ordens würdigen und durch Fasten und Gebet das Anliegen hochhalten, alles zu tun, damit Verbrechen gegen die Würde des Menschen und seine Freiheit vermieden und die Ausübung gesunder religiöser Überzeugungen gewährleistet seien“, so lädt das Direktorium des Deutschen Ordens zur Gestaltung des Fasttages ein.
Die beiden Priester P. Benno Šetřil (†1944) und P. Emmerich Helfert (†1945), von den schlesischen Mitbrüdern, waren zum Militärdienst eingezogen worden und sind in Rumänien verschollen. Im Zuge des Forschungsprojektes ist es gelungen, über das Wehrmachtsarchiv Berlin auch zu diesen beiden Mitbrüdern Informationen zu finden und ihren Verbleib zu vermerken. Auch diese als Sanitätsoffiziere tätigen Priester waren Opfer der Kriegsereignisse der totalitären Systeme geworden.
Abb. 7: P. Emmerich Helfert OT, † 1944 © Deutschordenszentralarchiv/Ewald Volgger
Ergebnis des Projektes
Im Zuge des Forschungsprojektes ist es gelungen, die bislang in der Ordensgemeinschaft vorhandenen Informationen zusammenzuführen und das Anliegen der Erinnerung zu gestalten. Die daraus entstandenen Kurzbiographien der Ordensmitglieder, deren Sterben als Martyrium bzw. besonderes Glaubenszeugnis gewertet werden kann, werden mit Interesse wahrgenommen. Mit dem Nekrologium.Martyrologium konnte über Ordensprovinzen hinweg wahrnehmbares Interesse am Schicksal der Ordensmitglieder generiert werden. Durch die besondere Gestaltung des Buches mit Ledereinband und Ordenskreuz, aber auch durch die darin eingebrachten künstlerischen Elemente sowie die gottesdienstliche Feiermöglichkeit ist ein bleibendes Werk der bewussten Erinnerungsstiftung geschaffen worden. Diese ist eingebunden in das tägliche Totengedenken, das in den Häusern des Ordens gepflegt wird. Im Gebetbuch des Deutschen Ordens wird eine eigene Andacht für die Zeugen und Zeuginnen des Glaubens geboten, was einerseits als Frucht aus diesem Projekt zu werten ist, andererseits aber ein fortwirkendes Gedächtnis ermöglicht. Der Fast- und Abstinenztag hat bei Vielen Anklang gefunden, wird aber auch von manchen als zu stark bzw. herausfordernd empfunden. In Slowenien läuft derzeit das Bemühen um die Seligsprechung von P. Ivan Salmič (*1914, †1943), einem im eigenen Dorf ermordeten Priester. Es wäre wünschenswert, wenn zu einer ausgewiesenen Märtyrergestalt die weiteren als „Gefährten“ hinzugefügt werden könnten. Das Anliegen, das auch mit dem Festtag ausgesprochen wurde, konnte mit diesem Projekt Gestalt annehmen. Ein Ziel des Projektes war es, die Gefahren von Totalitarismen deutlich vor Augen zu führen.
Ewald Volgger OT studierte Philosophie und Theologie in Brixen, Wien, Oxford und Rom. Die Feierliche Profess erfolgte 1985, 1987 die Priesterweihe. Er ist seit 1993 Professor für Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie in Brixen bzw. in Linz (www.ku-linz.at ). Von 2000–2015 war er Generalsekretär des Deutschen Ordens. Seit seinem Studium beschäftigt er sich mit Themen seiner Ordensgemeinschaft und ist Vorsitzender der Liturgiekommission und Moderator der Eigenrechtskommission des Ordens.
Kontakt: ewald.volgger@deutscher-orden.at
Literaturverzeichnis:
[1] https://deutscher-orden.at/site/orden [Zugriff: 28.07.2025].
[2] Vgl. dazu die kurze und prägnante Darstellung der Ordensgeschichte von Klaus MILITZER, Die Geschichte des Deutschen Ordens (Kohlhammer Urban Taschenbücher 713, Stuttgart, 22012).
[3] Das Ordensbuch. Die Regeln und Statuten des Ordens der Brüder und Schwestern vom Deutschen Haus Sankt Mariens in Jerusalem. Deutscher Orden, im Auftrag des Hochmeisters überarbeitet, ergänzt und herausgegeben von Ewald VOLGGER OT (Wien 2019) 57 und 98–100 (BR 57, BSt 21–26).
[4] Vgl. Ewald VOLGGER, Bericht zur Erstellung des Nekrologium.Martyrologium des Deutschen Ordens, in: Mitteilungen des Deutschen Ordens 1/2017 (Wien 2017) 44–63.
[5] Das Nekrologium.Martyrologium des Deutschen Ordens wurde an der Katholischen Privat-Universität Linz im Rahmen des Forschungsprojektes „Nekrologium des Deutschen Ordens“ unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Ewald VOLGGER OT erarbeitet.
[6] Nekrologium. Martyrologium des Deutschen Ordens. Für die Brüder und Schwestern des Ordens vom Deutschen Haus Sankt Mariens in Jerusalem sowie für das Institut der Familiaren, erarbeitet und herausgegeben von Ewald VOLGGER OT im Auftrag des Hochmeisters (Wien 2017).
[7] Rituale des Deutschen Ordens. Für die Brüder und Schwestern vom Deutschen Haus Sankt Mariens in Jerusalem sowie für das Institut der Familiaren, herausgegeben von der Liturgiekommission des Deutschen Ordens im Auftrag des Hochmeisters (Wien 2010) 31, Nr. 80.
[8] Nekrologium.Martyrologium (wie Anm. 5) 18–19. Herbert Friedl, 1998, Gedenkkreuz mit weißem Winkel
Aquatintaradierung, 42,5 cm x 43 cm.
[9] Nekrologium. Martyrologium (wie Anm. 5), 238–239. Herbert Friedl, 1998, Menschenrechtsverletzung,
Aquatintaradierung verbunden mit Chinesischer Collage, 9,5 x 9,5 cm. Am 10. Dezember 1948 genehmigte und verkündete die Generalversammlung der Vereinten Nationen in Paris die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Artikel 3: Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person. Artikel 4: Niemand darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden; Sklaverei und Sklavenhandel sind in allen ihren Formen verboten.
[10] https://www.gedenkstaettesteinhof.at/de/ausstellung/08-aktion-t4 [Zugriff: 30.07.2025].
[11] Nekrologium.Martyrologium (wie Anm. 5) 46–48.
[12] Nekrologium.Martyrologium (wie Anm. 5) 236f.