P. Jakob Gapp SM (1897–1943): Der Reliquienschatz der Marianisten

Der Primiz-Kelch und der goldene Profess-Ring von P. Jakob Gapp werden als Reliquien zweiter Klasse verehrt. (c) Marianisten
Von größter Bedeutung für die Marianisten der Region Österreich-Deutschland sind die erhalten gebliebenen Reliquien des seligen P. Jakob Gapp SM (1897–1943), der während des Nationalsozialismus als Märtyrer des Glaubens starb. Vor allem da sein Leichnam nach der Hinrichtung am 13. August 1943 in Berlin-Plötzensee an einer unbekannten Stelle begraben wurde und daher keine Reliquien erster Klasse (= vom Körper stammend) erhalten sind, erfahren sein goldener Profess-Ring (1925), sein Primiz-Kelch (1930) und sein Priestertalar als Reliquien zweiter Klasse (= echte Berührungsreliquien) besondere Verehrung.
Der Ring der Treue
Wie jeder Marianist, der die ewigen Gelübde ablegt, erhielt auch Jakob Gapp am 27. August 1925 einen goldenen Ring, der seine Zugehörigkeit zur Gesellschaft Mariä versinnbildlicht, mit den Worten: „Accipe, vir devote, annulum zelationis et discretionis, ut tibi sit signum fidei quam Deo et Beatae Mariae Virgini spopondisti.“ (Empfange, Ordensmann, den Ring des Eifers und der Klugheit, damit er dir das Zeichen der Treue und der Klugheit sei, die du Gott und der seligsten Jungfrau Maria versprochen hast.)[1]
Diesen Ring trug P. Jakob Gapp SM während seines ganzen, an Zweifel und Hader nicht armen Ordenslebens, bis zu seinem letztlich mutigen und im Glauben gefestigten Todes unter dem Fallbeil: „Ich glaube ich konnte mich heiligen in dieser schweren Zeit.“[2]
Ursprünglich vermachte P. Jakob Gapp SM seine spärlich Habe, die ihm als zu Unrecht verurteilter Häftling geblieben war – wie zum Beispiel „sein Ordensring, sein Rosenkranz, sein Gebetsbuch und einige Kleidungsstücke wie sein Talar“[3] – dem Gefängnisseelsorger Peter Buchholz (1888–1963), der allerdings zu Gunsten der Angehörigen darauf verzichtete.[4] Diese wiederum gaben den goldenen Profess-Ring und den Priestertalar weiter an die Marianisten, welche beide Reliquien am Greisinghof in Tragwein, wo Jakob Gapp sein Noviziat (1920) absolvierte, bis heute verwahren.[5]
Primiz-Kelch und Patene
Anders steht es um den Primiz-Kelch mit Patene (= Hostienschale) von P. Jakob Gapp SM, der diese zwei liturgischen Gefäße zu seiner Heimatprimiz in Wattens, am 20. Juli 1930, geschenkt bekam. Beide werden seit der Flucht von P. Jakob Gapp SM vor den Nationalsozialisten in der Roanerkapelle am Umlberg bei Terfens verwahrt und sind dort nur unter schwierigen Umständen für Gläubige zu besichtigen. Nach mehreren erfolglosen Versuchen in der Vergangenheit, den Kelch und die Patene zurück in den Besitz der Gesellschaft Mariä zu bekommen – wohin sie auch gehören –, gibt es seit August 2025 wieder verstärkte Bemühungen in diese Richtung. Ziel dabei ist aber nicht nur die Rückholung des Primiz-Kelches samt der dazugehörigen Patene, sondern auch die wissenschaftliche Erforschung derer eigenen Geschichte – Beauftragung, Anfertigung, Verbleib –, welche bis dato nur teilweise bekannt ist.
Zusammenfassend lässt sich also feststellen, dass die Marianisten in der Region Österreich-Deutschland einen kleinen, aber nicht wenig bedeutsamen Reliquienschatz besitzen, der hoffentlich in naher Zukunft um einen wichtigen Neuzugang – den Primiz-Kelch mit Patene von P. Jakob Gapp SM – reicher sein wird.
Quellen
Martin Kolozs: Für Christus zu leiden, ist eine Ehre – Lebensbild des seligen Paters Jakob Gapp, 2022 u. 2025
Werner Kunzenmann (Red.): Pater Jakob Gapp SM – Ein Märtyrer des Glaubens, 1996
P. Josef Levit SM: Ich will ein guter Priester sein – Jakob Gapp, 1990
P. Josef Levit SM: Jakob Gapp – Zeuge seines Glaubens, 1988
Autor: Martin Kolozs
[1] Kunzenmann, S. 28
[2] Kolozs, S. 61
[3] Kolozs, S. 68
[4] Kolozs, S. 110 (Anmerkung 167)
[5] Anmerkung: Teile des Talars von P. Jakob Gapp SM sind u. a. in der Pfarrkirche Heiliger Geist (Telfs) und im Ägydiusdom (Graz) beigesetzt.