Der unbeirrbare Visionär. Wie Arnold Janssen die Welt mit einer Idee veränderte

Der Ordensgründer, Arnold Janssen. (c) SVD.
Arnold Janssen wurde 1837 in der Nähe von Düsseldorf in dem Örtchen Goch geboren. Die Kindheit war geprägt von tiefer Religiosität und einem Pflichtbewusstsein, das ihn sein Leben lang begleiten sollte. Er besuchte das Bischöfliche Gymnasium in Gaesdonck und studierte anschließend Philosophie, Mathematik, Naturwissenschaften und Theologie.
1861 wurde er zum Priester geweiht und unterrichtete am Gymnasium in Bocholt. Doch statt sich dauerhaft mit Formeln und Lehrplänen zu begnügen, spürte er, dass seine eigentliche Berufung an einem anderen Ort lag. 1873 gab er seine sichere Lehrerposition auf, um sich ganz dem Aufbau einer deutschen Missionsausbildung zu widmen. In Deutschland war der Kulturkampf unter Bismarck ein Hindernis, doch Janssen wich nicht zurück.
1874 wagte er den entscheidenden Schritt und kaufte ein altes Wirtshaus im niederländischen Steyl. Es wurde sein Tor zur Welt. 1875 gründete er offiziell das „Missionshaus St. Michael“. Von hier aus machten sich junge Männer auf, die Welt zu verändern – mit Bibel, Bildung und Bescheidenheit im Gepäck.

Vom kleinen Wirtshaus zum großen Missionshaus: Das Klosterdorf Steyl ist gewaltig gewachsen. (c) SVD
Janssens Werte waren klar: Glaube ohne Fanatismus, Bildung ohne Überheblichkeit, Mission ohne Kolonialgeist. Statt mit dem Finger zu zeigen, reichte er die Hand. Die Steyler Missionare, wie sie bald hießen, wuchsen rasant. Von Steyl nach Rom, Mödling, Polen, Argentinien, China, Togo – das Evangelium ging auf Reisen. Bald kursierte ein augenzwinkernder Spruch: „SVD? Das heißt doch: Sie Verreisen Dauernd.“
Doch Janssen dachte größer. 1876 gründete er eine Druckerei. Worte wurden seine Missionare auf Papier. Zeitschriften wie der „Kleine Herz-Jesu-Bote“ oder „Die Heilige Stadt Gottes“ (ab 1878, später unter dem Titel „Stadt Gottes“) verbreiteten nicht nur religiöse Inhalte, sondern luden ein zur Auseinandersetzung – über Grenzen und Konfessionen hinweg.

Ab 1878 gab Arnold Janssen in der ordenseigenen Druckerei der Steyler Missionare die Zeitschrift „Stadt Gottes“ heraus, die Vorgänger-Zeitschrift von „Leben Jetzt“. (c) SVD
Und er dachte inklusiv: 1889 rief er die „Dienerinnen des Heiligen Geistes“ (Steyler Missionsschwestern) ins Leben, sieben Jahre später die „Rosa Schwestern“, Frauen, die mit Gebet und sozialem Engagement die Mission trugen. Für Janssen war klar: Mission ist keine Männerangelegenheit. Sie ist Menschensache.

Auf Helena Stollenwerk (Sr. Maria) und Hendrina Stenmanns (Sr. Josefa) gehen die weiblichen Zweige der Steyler zurück: die Missions- und die Anbetungsschwestern. (c) SVD
Arnold Janssen starb 1909 in Steyl – als stiller Architekt einer weltumspannenden Bewegung. 2003 wurde er von dem damaligen Papst Johannes Paul II heiliggesprochen – ein Narr, wie sein Bischof einst mutmaßte, war er nie. Aber ein Heiliger mit einem klaren Kompass: Glaube, Dialog, Weltverantwortung.
Quelle: Steyler Missionare ‚Leben jetzt‘ 7/8 2025