Spitalkirche in Zwettl erstrahlt nach vier Jahren in neuem Glanz

Für Pater Bernhard war es wichtig, eine angenehme Lichtstimmung und für optimale Akustikanlage zu sorgen. Hier sollen auch Jugendgottesdienste stattfinden. (c) Sonja Eder
Kaum wieder zu erkennen ist die Spitalkirche im Stift. Diese war traditionell als „Winterkirche“ verwendet. Vor über vier Jahren übersiedelten die Gottesdienste ins Cellarium, wo sie gefeiert werden, wenn die Stiftskirche „Winterpause“ hat. Nach vier Jahren Renovierung ist die Spitalkirche jetzt fertig – und besticht durch Schlichtheit und stimmungsvolles Licht.
Beeindruckend ist die neue Verglasung der Fenster. Diese – vorher durchsichtig – wurden von Bruder Thomas aus dem Europakloster Gut Aich gestaltet. „Ich habe mir ein Pfingstmotiv gewünscht, dieses zeigt den Heiligen Geist, ein Flammenmotiv“, erzählt Abt Johannes Maria Szypulski.
Stolz ist er auch auf den neuen Komfort, den eine barrierefreie Rampe von der Parkplatz-Seite bietet. Nun wird es für die Bestatter leichter, wenn Andachten für Verstorbene abgehalten werden, und auch ist die Kirche nun bequem mit Rollator, Rollstuhl und Kinderwagen vom Hinterhof erreichbar.
Moderne trifft auf romanischen Ursprung
Ab Sommer – so der Abt – werden in der Spitalkirche dann wieder Messen abgehalten. Zur Eröffnung wird es eine Festmesse und eine große Feier geben, avisiert er.
Auch sei es wichtig gewesen, das ursprünglich Romanische der Kirche zu erhalten so wurde der original romanische Altar wieder aufgebaut.
Die neuen Bankreihen sind laut Pater Bernhard aus Eichenholz gefertigt, das in den Stiftswäldern geschlägert wurde. Für Komfort im Winter sorgen Infrarotheizungen in den Bankreihen. Eine Fußbodenheizung war aufgrund der historischen Bodenbeschaffenheit und Auflagen des Denkmalschutzes nicht möglich, bedauert Abt Johannes, daher wurden die bestehenden Heizkörper nur erneuert. Der historische Fußboden konnte nicht restauriert werden und erhielt eine Auflage aus Steinfliesen.
Die Spitalkirche soll jungen Menschen für Jugendgottesdienste zur Verfügung stehen, daher war es Pater Bernhard wichtig, eine optimale Akustikanlage zu installieren. „Die Herausforderung in der Spitalkirche ist nämlich der Hall“, so Pater Bernhard. Daher werden in den Gängen Teppiche aufgelegt und die Sitzbänke mit Sitzauflagen ausgestattet, was den Hall schlucken soll.
Die Akustikanlage ist so konzipiert, dass sie für Sprach- und Musikverstärkung geeignet ist. „Daher sind die Boxen etwas größer, um die Musik gut herauszubringen", so Pater Bernhard. Gesteuert werde das Mischpult nun via Laptop aus der letzten Bankreihe.
Nun sei die Spitalkirche für alle Formen von Feierlichkeiten bestens gerüstet.
Eine Kirche mit langer Geschichte
Schon in der „Bärenhaut“, dem berühmten Stiftungenbuch des Klosters Zwettl aus dem Beginn des 14. Jahrhunderts, finden sich Erwähnungen der Kirche: Euphemia, die Witwe des zweiten Stifters Hadmars II. von Kuenring, soll nach dem Tod ihres Gatten im Jahr 1217 das Hospital vor die Klosterpforte verlegen haben lassen, „um leichteren Zugang zu haben, um Arme und Kranke zu trösten“.
Auch wenn die Untersuchungen am Bau der Spitalkirche die Entstehung des Gebäudes aktuell in die Zeit um 1250 verlegen, stand die Kapelle über Jahrhunderte in Verbindung mit einer wohltätigen Stiftung, bei der – bis nach dem 2. Weltkrieg – Alte und Bedürftige aus der Umgebung ihren gesicherten Lebensabend verbringen konnten. Überhaupt lässt sich sagen, dass die Renovierung viel Neues zum alten Gebäude zutage gefördert hat.
Dachstuhl und Bausubstanz wurden penibel untersucht und mit naturwissenschaftlichen Methoden datiert. So steht fest, dass der Dachstuhl großteils in der Zeit des berühmten Abtes Bernhard Linck in der Mitte des 17. Jahrhunderts entstand. Aus dieser Zeit wurde im Dachbodenbereich auch ein schöner Stuckfries entdeckt, der für etwa hundert Jahre den Kirchenraum nach oben hin abschloss. Erst danach entstand die bis heute bestehende, barocke Stuckdecke, die sich mit ihren zurückhaltenden Ornamenten und dem eleganten Weiß dezent in den romanischen Kirchenraum einfügt.
Quelle: NÖN Zwettl