Schlusskapitel nach 128 Jahren: Aus „Missionsbote“ wird Rundbrief

1896, 1913 und 2024 - der „St. Josefs Missionsbote“ wird nach 128 Jahren eingestellt. (c) Missionsbote
Das Missionshaus der St. Josefs-Missionsgesellschaft in Absam schließt – damit wird auch der „St. Josefs Missionsbote“ eingestellt. „Das Bötl“ erschien zum ersten Mal im Januar 1896 und endet nach 128 Jahrgängen. Ab Januar 2025 erscheint er in verkürzter Version als „Rundbrief der St. Josefs-Missionare“.
Bewegte Geschichte
Das Missionshaus der St. Josefs-Missionsgesellschaft in Absam (Tirol) gehörte zur ältesten Niederlassung im deutschsprachigen Raum, jener in Brixen. Von hier aus zogen viele Missionare in die Welt. Im „St. Josefs Missionsboten“ berichteten sie von ihrer Arbeit in aller Welt, geprägt vom Dienst für Menschen in Not. Die erste Ausgabe des „St. Josefs Missionsboten“ erschien vor 128 Jahren, am 25. Jänner 1896, unter der Leitung des Missionars Alois Stotter in Tirol. Als Leserkreis der Zeitschrift hatte er die Bewohnerinnen und Bewohner von Welschtirol (dem heutigen Südtirol) und das Bundesland Tirol im Blick. Als Ziel der Zeitschrift nannte er: „das Missionswerk der Kirche zu fördern durch Information und durch Anwerben von Berufen, treu dem Auftrag des Herrn“. Aus diesen Landesteilen sind etwa 200 Josefsmissionare hervorgegangen, Priester und Laienbrüder, hinzu kamen Berufungen aus Deutschland und Schlesien.
Um den Missionsboten unter die Leute zu bringen und Familien für die Mission zu begeistern, besuchten die Missionare die Pfarren, hielten Missionspredigten und -vorträge und suchten Förderinnen und Förderer zum Werben und Verteilen des Missionsboten. Diese Förderinnen und Förderer waren das Herzstück der Verbreitung der Zeitschrift. Viele taten dies mit viel Freude und den persönlichen Kontakt zur Leserschaft genossen.
„Das Bötl“: Eine Erfolgsgeschichte
„Das Bötl“, wie es oft genannt wird, hat die Herzen der Tiroler von Nord, Ost, Süd und West erobert. Seinen Erfolg und die weite Verbreitung werden auch den vielen Förderinnen und Förderern zugeschrieben: „Unser Dank gilt all den engagierten Menschen, die uns gefördert haben und die Zeitschrift verteilt haben. Manche von ihnen haben bis zu 200 Missionsboten verteilt“, bedankt sich Rektor Anton Steiner bei allen Unterstützer:innen der St. Josefs-Missionare.
Ende des Jahres 2024 schloss das Missionshaus in Absam. Die acht Missionare übersiedelten im Jänner 2025 zu den Barmherzigen Schwestern in Innsbruck. Rektor Anton Steiner, der das Missionshaus seit 2019 leitete, sieht das Ende als Erleichterung, aber blickt auch mit Wehmut zurück, etwa wenn ihm Leser:innen und Förder:innen schreiben, dass sie den Missionsboten vermissen werden.
Der Missionsbote zählte mit seiner Entstehung im späten 19. Jahrhundert zu den ältesten Ordenszeitschriften im deutschsprachigen Raum. Er ist damit nur etwas jünger als etwa die Zeitschrift „Die heilige Stadt Gottes“ (später nur noch „Stadt Gottes“), die von 1878 bis August 2020 vom Orden der Steyler Missionare herausgegeben wurde und seitdem unter dem Namen „Leben jetzt“ erscheint oder das Blatt „Echo aus Afrika und anderen Erdteilen“, das seit 1890 von einem Frauenorden, nämlich der St. Petrus Claver Sodalität herausgegeben wird.
KOBi
Dass Ordenszeitschriften zentrale Quellen für die Ordens- und Gesellschaftsgeschichte sind, wird zunehmend erkannt. Schließlich geben sie Auskunft über das Leben und Wirken von Ordensfrauen und -männern in der Gesellschaft, im In- und Ausland, und stellen somit wertvolle Zeitdokumente aus der Mitte des Ordenslebens dar. Sie sind ein greifbares Zeugnis für die Fülle und Vielfalt der Orden. Um sie für die Nachwelt zu bewahren und der Forschung zugänglich zu machen, entstand im Frühjahr 2014 aus einer Kooperation der Österreichischen Ordenskonferenz und der Erzabtei St. Peter das sogenannte „Zeitschriftenarchiv der Orden“ . In diesem werden – neben vielen anderen Ordenszeitschriften – auch die vorhandenen Ausgaben des „St. Josefs Missionsboten“ archiviert. Der Bestand in St. Peter ist mit wenigen Klicks im „Katalog der Ordensbibliotheken“ (KOBi) online recherchierbar.
Alte Jahrgänge verschollen
Während die seit 2002 erschienenen Ausgaben des „St. Josefs Missionsboten“ lückenlos vorhanden sind, bestehen leider noch Lücken bei den älteren Jahrgängen: Es fehlen alle Hefte der Jahrgänge 1 (1896) bis 62 (1959) und alle Hefte der Jahrgänge 64 (1961) bis 105 (2001). Falls jemand diese abzugeben hat, freuen wir uns über eine Nachricht an: kultur@ordensgemeinschaften.at
Irene Kubiska-Scharl