Aufarbeitung des Archivs im Klinikum Wels
(v.l.n.r) Provinzoberin Sr. Petra Car, Projektmitarbeiterin Iris Völker, Provinzarchivarin Sr. Illuminata Blümelhuber, Iris Fichtinger (c) ÖOK/es
Im Klinikum Wels-Grieskirchen wird derzeit das historische Archiv neu organisiert. Erfasst und erschlossen werden die Archivalien des Klinikums Wels, nicht jedoch der Standort Grieskirchen.
Die Provinzarchivarin der Kreuzschwestern, Sr. Illuminata Blümelhuber, ist gemeinsam mit Projektmitarbeiterin Iris Völker dafür zuständig, die Archivstruktur Schritt für Schritt aufzubauen. Dabei folgt sie einem klaren Ablauf: erfassen, bewerten, ordnen, erschließen und aufbewahren. Ziel ist es, aus einer bloßen Sammlung von Akten, Plänen, Chroniken und Fotos ein geordnetes und dauerhaft nutzbares Archiv zu schaffen.
Inventar des KH Wels 1907/1908. (c) ÖOK/es
Meilenstein der Krankenhausgeschichte
Die systematische Aufarbeitung ist ein Meilenstein. Bisher wurden Krankenhausarchive von Ordensgemeinschaften nur selten erschlossen. Dabei sind gerade diese Bestände wertvolle Quellen: Sie dokumentieren nicht nur die Arbeit der Orden im Krankenhäusern, sondern eröffnen auch einen soziokulturellen Blick in die Vergangenheit.
Die Erschließung eines so vielseitigen Bestandes ist aufwändig und erfordert die Zusammenarbeit von archivischem Fachpersonal und Ordensleuten mit profundem Wissen um die Materie. Der Einsatz lohnt sich: Die Archivalien sind wertvolle Grundlagen sowohl für die eigene Ordensgeschichte als auch für Forschungen in Medizingeschichte, Baugeschichte oder Sozialgeschichte außerhalb eines universitären Umfelds.
Erzherzogin Marie Valerie Mathilde Amalie von Österreich hat im Gästebuch unterschrieben. (c) ÖOK/es
Gästebuch als besonderer Schatz
Besondere Schätze des Welser Bestandes sind etwa ein Gästebuch von 1903–1929 mit prominenten Unterschriften, wie jene von Erzherzogin Marie Valerie Mathilde Amalie von Österreich, die anlässlich der Einweihung der Krankenhauskapelle das Haus besuchte. Auch Generaloberin Sr. M. Ancieta Regli hat im Zuge der Generalvisitation unterschrieben. Auch mehrere Inventare aus den Jahren 1907/08 und 1921 sind überliefert.
Einblick in das Gästebuch: Generaloberin Sr. M. Aniceta Regli hat anlässlich der Generalvisitation ebenfalls unterschrieben. (c) ÖOK/es
Visionärin mit Hands-on-Charakter
Ein Fotoalbum dokumentiert die Baugeschichte der 1960er Jahre mit Bildern von Sr. Gebhardine Hauser (1914–1984), die von 1960 bis 1975 Oberin war. Sie erwies sich als mutige Visionärin mit großem Gottvertrauen, die Neuerungen nicht nur offen gegenüberstand, sondern sie auch aktiv vorantrieb. In ihre Amtszeit fallen zahlreiche Neu- und Umbauten, die das Erscheinungsbild des Krankenhauses bis heute prägen – darunter die beiden Bettentrakte (1964 und 1979). Neue medizinische Fachabteilungen wurden eingerichtet, 1980 zog der erste Computer ins Krankenhaus ein.
Sr. Gebhardine Hauser - Oberin und Organisatorin des Welser Krankenhauses in den 1960er Jahren. (c) ÖOK/es
Zahlen, Daten, Fakten
Mehr als 400 Ordner wurden bereits von Sr. Illuminata Blümelhuber erfasst und durch fachliche Unterstützung bewertet. Sie werden nun von Frau Völker weiter bearbeitet. Iris Fichtinger, Referentin für Archive im Bereich Kultur und Dokumentation der Österreichischen Ordenskonferenz, half bei der Vermittlung von Fr. Völker und begleitet das Projekt fachlich. Der aktuelle Stand:
- 186 Ordner sind weitestgehend erschlossen,
- 14 Ordner befinden sich in fortgeschrittener Bearbeitung,
- 35 Ordner sowie Pläne, Fotos, Dias, Zeitungsausschnitte, Chroniken, Bücher und Gegenstände stehen noch aus.
Darüber hinaus wird in den laufenden Registraturen der Krankenhausabteilungen weiteres Material vermutet.
Mit der Ersterschließung des Welser Krankenhausarchivs wird ein bedeutendes Stück Ordens- und Medizingeschichte für die Zukunft gesichert – und ein wichtiger Beitrag geleistet, damit die Vergangenheit nicht in Vergessenheit gerät.