Festakademie und Festschrift für den Kirchenhistoriker Andreas Sohn

Festliche Runde: Asztrik Várszegi OSB (Alterzabt von Pannonhalma und Titularbischof von Culusum), Korbinian Birnbacher OSB (Erzabt von St. Peter und Präsident der Benediktinischen Akademie Salzburg), Michaela Sohn-Kronthaler (Universität Graz, Herausgeberin der Festschrift), Andreas Sohn (Universität Paris XIII, Päpstl.-Philosophische Hochschule Heiligenkreuz), Jacques Verger (Universität Paris IV, Herausgeber der Festschrift), Maximilian Heim OCist (Abt von Heiligenkreuz), Raimund Schreier OPraem (Abt em. von Wilten, Großprior der Statthalterei Österreich des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem) - v.l.n.r. © Erzabtei St. Peter
Als „Vater und Lehrmeister Europas“ hat der Salzburger Benediktiner-Erzabt Korbinian Birnbacher den Ordensgründer Benedikt von Nursia (um 480-547) gewürdigt. Benedikt und dessen Ordensregel stünden „für eine Standhaftigkeit und Stabilität in einer Gesellschaft, die auseinanderzubrechen droht“, sagte der Vorsitzende der Österreichischen Ordenskonferenz und Erzabt von St. Peter am 13. Juli 2024 beim Festakt zum 65. Geburtstag des international renommierten Historikers Prof. Andreas Sohn in der Abtei Heiligenkreuz. Für gut 1.000 Jahre - von ca. 800 bis ca. 1800 - sei das Benediktinertum ein maßgeblicher Stabilitätsfaktor für Europa und die lateinische, römisch-katholische Kirche gewesen, so Birnbacher bei der Feier, in deren Rahmen auch die Festschrift „Europa und Christentum“ überreicht wurde.
Historiker und Kenner des Heiligen Benedikt
Jubilar Andreas Sohn von der Universität Sorbonne Paris Nord hat sich durch Abhandlungen über den Benediktinerorden und dessen prägender Rolle für Europa einen Namen gemacht. Zu einem Zeitpunkt, als das zuvor jahrhundertelang als Garant für Friede und Gerechtigkeit dienende Römische Reich zu zerfallen drohte, habe Benedikt von Nursia einen Weg aus der Krise aufgezeigt, sagte Birnbacher in seinem Festvortrag über den 1964 zum Patron von Europa erhobenen Heiligen. „Er zeigte einen Weg auf, der nicht primär an den alten, innerlich hohl gewordenen Strukturen festhielt, sondern der mit der inneren, geistig-geistlichen und moralisch-ethischen Ordnung eines Klosters ein neues, gangbares Lebensmodell für alle geschaffen hat“, so der Erzabt und Präsident der Benediktinischen Akademie Salzburg.
Verlässlichkeit und Dauer
Birnbacher erhellte das benediktinische Kloster in seinen synodalen Strukturen und Werten, die auch das geeinte Europa teile: Rat und Räte, Partizipation, Eigentumsrecht (Abtei als eigenständiger Besitz), Formation, das rechte Maß, die Humanitas und die Stabilitas, die „Verlässlichkeit und Dauer, die in Benedikts Kloster Bestand hat“. Benedikt habe nicht bloß ein oberflächliches Sanierungskonzept für ein marodes Wirtschafts- und Sozialgefüge geliefert, sondern biete eine tiefgründige Anleitung für ein gelungenes Leben der Gottsuche, so Birnbacher. „Man könnte sein Modell als den Weg der kleinen, aber verlässlichen Schritte bezeichnen. Dabei ist der Patron Europas nicht realitätsfern, sondern achtet darauf, dass die „Starken finden, wonach sie verlangen, und die Schwachen nicht davonlaufen“, zitierte der Erzabt von St. Peter aus der Benediktsregel.
Birnbacher überreichte bei dem Festakt die neue Medaille der Benediktinischen Akademie Salzburg an Andreas Sohn und dankte diesem für seine Arbeiten, deren Ergebnisse „die benediktinische Welt bereichern“. Auch der Heiligenkreuzer Abt Maximilian Heim und der Großprior der Statthalterei Österreich des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem, der emeritierte Wiltener Abt Raimund Schreier, würdigten Sohn, der seit Jahresbeginn auch Mitglied des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaften ist.

Eine Festschrift zum Geburtstag: Dem Jubilar wurde während der Veranstaltung ein Exemplar des für ihn verfassten Buches „Europa und Christentum“ überreicht. © Canva/Aschendorff-Verlag
Festschrift mit prominenten Autoren
Im Rahmen der Veranstaltung wurde die 500-seitige Festschrift „Europa und Christentum“ von den beiden Herausgebern vorgestellt – dem emeritierten französischen Mediävist Professor Jacques Verger und der Grazer Kirchenhistorikerin Prof. Michaela Sohn-Kronthaler, der Ehefrau des Jubilars. Geleitworte für die Beiträge einer internationalen Autorenschaft aus Europa und den USA steuerten Kardinal Walter Kasper, Erzbischof Franz Lackner, Erzabt Birnbacher und der frühere Europaparlaments-Präsident Hans-Gert Pöttering bei.
Kardinal Kasper spricht darin Andreas Sohn „Anerkennung und Dank“ für Forschung und Publikationen aus, die Europa und dem Christentum galten. Erzbischof Lackner betonte, dass die Festschrift einen hervorragenden Beitrag zum tieferen Verständnis der mannigfaltigen Komplexitäten der heutigen Zeit leiste und Europa und Christentum kommunizierende Gefäße seien. Zu den Autorinnen und Autoren der Festschrift zählen unter anderem der emeritierte Linzer Bischof Maximilian Aichern, die Archivarin und frühere enge Mitarbeiterin von Kardinal Franz König Annemarie Fenzl, der Innsbrucker Liturgiewissenschaftler Reinhard Meßner, der Alterzabt von Pannonhalma Asztrik Varszegi und der ehemalige Präsident des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaften, Bernard Ardura.
Die Beiträge behandeln beispielsweise „Die Geburt Europas aus der Liturgie“, „Kardinal Franz König und die christlichen Wurzeln Europas“, „Europa und Christentum - eine Schicksals- und Weggemeinschaft“ und „Glaube und Widerstand im deutschen Widerstand gegen Hitler“.
Quelle: kathpress