Tagung zu Ludwig von Pastor (1854–1928)

Ansicht der Wiltener Pfarrkirche, an deren südlicher Außenmauer Ludwig von Pastor begraben liegt, mit Blick Richtung Bergisel. (c) Gerald Hirtner
Ludwig von Pastor wurde 1854 in Aachen geboren. Nach Studien in Löwen, Bonn, Berlin, Wien und Graz berief ihn die Universität Innsbruck 1887 zum Ordinarius für Allgemeine Geschichte. Bereits ab 1886 erschien sein Hauptwerk, die „Geschichte der Päpste seit dem Ausgang des Mittelalters“. 1901 wurde Pastor zum Direktor des Österreichischen Historischen Instituts in Rom bestellt. Er pflegte zahlreiche Kontakte nicht nur in wissenschaftlichen Kreisen, sondern auch in Kirche und Politik. Von daher rührte seine diplomatische Tätigkeit als Botschafter der Republik Österreich am Heiligen Stuhl in den 1920er Jahren. Begraben wurde Pastor 1928 an der südlichen Außenwand der Wiltener Pfarrkirche. Im Rahmen der Tagung wurde Ludwig von Pastor an seiner Grabstätte gedacht.
Bereits 2018 war Pastors Wirken mit einer in Rom veranstalteten Tagung und dem 2020 erschienen Tagungsband gewürdigt worden. Die aktuelle, hochrangig besetzte Tagung schärfte das Bild. Sie zeigte die Persönlichkeitsentwicklung Pastors auf, Verschiebungen in der Kontaktpflege, Veränderungen in der konfessionellen Haltung und die Entwicklung eines differenzierteren Blicks auf seine wissenschaftlichen Gegenstände. Es war das Ziel dieser Tagung, den gesellschaftlichen Kontext des geschichtswissenschaftlichen Werks und des diplomatischen Wirkens besser zu beleuchten. Intensive Archivrecherchen der Referent:innen waren die Grundvoraussetzung dafür, diesem Ziel näher zu kommen. Dabei bleiben stets offene Fragen und editorische Desiderata, wie Prof. Andreas Sohn abschließend resümierte.
Aus Sicht der Orden erregte insbesondere der Beitrag von Prof. Dr. Christof Paulus von der Universität München Interesse. In seinem Beitrag „Geistliche Gemeinschaften im Werk Ludwig von Pastors“ zeichnete Prof. Paulus die Rezeption der Orden in der Papstgeschichte von Pastors nach. Pastor bettete die Beschreibung herausragender (Ordens-)Persönlichkeiten zur wirkungsvollen konfessionellen Verteidigung in seine Papstgeschichte ein. In der Darstellung Pastors dienen Orden insgesamt als Spiegel der Kirche.
Miriam Trojer, die Leiterin des Wiltener Stiftsarchivs und der Stiftsbibliothek präsentierte ausgewählte Objekte aus den Beständen des Archivs. (c) Gerald Hirtner
Auf den angekündigten Tagungsband darf man gespannt sein. Sicherlich wird darin auch die herzliche Gastfreundschaft, die die Tagungsgemeinde durch die Vertreter:innen des Stifts Wilten erfuhr, eine angemessene Würdigung finden. Als Abschluss der Tagung wurde den Teilnehmenden die Ehre zu teil, von Miriam Trojer, Leiterin des Stiftsarchivs und der Stiftsbibliothek Wilten, durch die barocke Stiftsbibliothek und das im März 2023 eingeweihte neue Stiftsarchiv geführt zu werden. Für Fachkundige war es eine Freude, die perfekt geordnete Situation eines neu eingerichteten und wohlausgestatteten Archivs erleben zu dürfen. Mit Originalquellen zur Geschichte des Tagungsorts und zu Ludwig von Pastor gab Miriam Trojer der gelungenen Veranstaltung einen würdigen Ausklang.
[Gerald Hirtner, Erzabtei St. Peter]