Eine neue/alte Äbtissin für das Stift Nonnberg?
Urkunde 291 (c) Erzabtei St. Peter
Bei einem Projekt, das zum Ziel hatte, die Zusammenfassungen (Regesten) der Urkunden bis 1323 zu verbessern und zu erweitern, wurde eine neue Äbtissin von Nonnberg entdeckt.
Der bisherige Forschungsstand zur Äbtissinnenliste war, dass auf die Äbtissin Margretha I. von Gebing (1307 bis 1321) direkt Anna I. von Bergheim (1321 bis 1323) folgte. Dank der Urkunde 291 im Archiv von St. Peter kennen wir jetzt allerdings den Namen einer weiteren Äbtissin, die zwischen Margretha und Anna für kurze Zeit das Abbatiat innegehabt haben muss: Offmey beurkundete 1322, dass die Kinder, die aus der Ehe des Nonnberger Eigenmannes Otl der Staengl mit der St. Petrischen Hörigen Margareta, Tochter des Meinrat Ratgeber, hervorgehen würden, gerecht zwischen den beiden Stiften geteilt werden sollten.
Sogar Offmeys Siegel hängt noch recht gut erhalten an der Urkunde an, aber von diesem einen Dokument abgesehen hat, soweit bekannt, kein anderer Hinweis auf ihr Leben bis in unsere Zeit überdauert. Da von ihr, anders als bei ihren Vorgängerinnen und Nachfolgerinnen im Amt, kein Epitaph überliefert ist, liegt die Vermutung nahe, dass sie nicht als Äbtissin starb, sondern möglicherweise zurücktrat, abgesetzt wurde oder in ein anderes Kloster wechselte.
Der Name Offmey (im Siegel wird er Offmie geschrieben) ist schon lange nicht mehr gebräuchlich, war aber im Mittelalter eine gelegentlich vorkommende Version des Namens Euphemia (eine Märtyrerin des 3. Jahrhunderts), was auf Griechisch „guter Ruf“ bedeutet.
Kleine Funde wie dieser verdeutlichen, dass man auch in eigentlich gut erschlossenen Archivbeständen immer wieder kleine Schätze finden kann, anhand derer man der Geschichte wichtige Details hinzufügen kann.
Quelle: erzabtei.at; Eva Riedlsperger [p.t. Mitarbeiterin im Archiv der Erzabtei St. Peter]