Die Bibliothek des Admonter Nonnenklosters
Um 1116/1120 gründete Abt Wolfhold von Admont ein Frauenkloster nach der Benediktsregel, das dem seit 1074 bestehenden Männerkloster angeschlossen und von dessen Abt mitverwaltet wurde. Die ersten Nonnen dürften vom Nonnberg in Salzburg gekommen sein. Sie lebten in strenger Klausur am linken Ufer des Admontbaches, bis Abt Gottfried 1144 südlich des Männerklosters größere Gebäude mit einer Kirche erbauen ließ. Die innere Leitung des Nonnenklosters oblag einer magistra.
Codex 62 © Benediktinerstift Admont, Archiv und Bibliothek
Der Frauenkonvent unterstand im 12. Jahrhundert und auch später dem Abt des Männerklosters, der hinsichtlich Klosterdisziplin und Seelsorge die Aufsicht hatte. Eine neue Meisterin konnte nur mit Einwilligung und Bestätigung des Abtes gewählt werden, die Einkleidung der Nonnen und deren Profess waren Sache des Abtes. Ebenfalls war die Frauengemeinschaft in wirtschaftlichen Dingen vom Männerkloster abhängig. Abt Wolfhold dotierte das Frauenkloster um 1130/35, wonach der Unterhalt der Nonnen sich aus Einkünften und Zehnten sowie aus Deputaten (Wolle, Pelze) ergab. Nach der überlieferten Dotationsurkunde erhielten die Frauen weiter fast die gesamte klösterliche Flachsernte, eine Mühle, eine Stampfe, außerdem Schaf- und Ziegenherden. Damit wurde den Schwestern, nicht nur das Notwendige an die Hand gegeben, um für sich Kleidungsstücke anzufertigen, auch die gesamte Verantwortung für die klösterliche Textilherstellung lag bei den Frauen. Dazu kam der Besitz von vielen Frauen des süddeutschen Adels, der beim Klostereintritt als Mitgift dem heiligen Blasius, den Patron der Abtei, übergeben wurde.
Die Admonter Nonnen zeichneten sich durch hohe Bildung, vorbildliche Frömmigkeit und literarische Tätigkeit aus. Das Admonter Frauenkloster war ein Zentrum hochmittelalterlicher Schriftkultur im süddeutschen und österreichischen Raum. Eine eigene Bibliothek war im Nonnenkloster jedenfalls vorhanden. Man geht davon aus, dass diese im 14. Jahrhundert 360 Bände umfasst hat, während in der Bibliothek der Mönche zu dieser Zeit 425 Bände untergebracht waren. Einige der heute im Stiftsarchiv verwahrten Handschriften enthalten Besitzvermerke des Nonnenklosters: „monasterium sororum nostrarum MCCCCIX‘‘. Aus den Admonter Nekrologien kennen wir die Namen von Bibliothekarinnen und Schreiberinnen.
Codex 17 fol. 393 © Benediktinerstift Admont, Archiv und Bibliothek
Die bekanntesten sind die Schwestern Regilind und Irmengard. Die Nekrologien verzeichnen die Namen von drei weiteren als Schreiberinnen tätigen Admonter Nonnen: Adlheit armaria, Mahthilt scriba und Diemudis scriptrix. Aber die Nonnen verfassten nicht nur zahlreiche Handschriften für ihre Bibliothek, sondern führten auch einen regen Briefwechsel wie herausragenden Theologen der Zeit, wie zum Beispiel mit Propst Gerhoh von Reichersberg. Viele solcher Texte sind in Admonter Codices überliefert.
Einblick in die Ausstellung, Museum Stift Admont © Thomas Sattler
Unter dem Admonter Kommendatarabt Christoph Rauber (1508-1536) begann schließlich der völlige Niedergang der Frauengemeinschaft, wobei auch reformatorisches Gedankengut seine Wirkung entfaltete. Nonnen verließen das Kloster und heirateten; 1550 gab es vier Frauen im Kloster, 1562 nur noch zwei. 1570 wurde das Frauenkloster als unbewohnbar bezeichnet, 1582 starb mit Benigna Zwickl die letzte Nonne in einem Haus im Markt Admont.
Einblick in die Ausstellung, Museum Stift Admont © Thomas Sattler
In der Ausstellung 2023 wird nicht nur die Geschichte des Nonnenklosters bis zu seiner Auflösung um 1580 beleuchtet, sondern es werden auch prachtvoll gestaltete Handschriften aus der Buchproduktion des Admonter Skriptoriums der Nonnen gezeigt.
[Mag. Dr. Karin M. Schamberger M.A. (LIS), Archiv & Bibliothek Benediktinerstift Admont]
Weiterführende Links:
https://www.ordensgemeinschaften.at/kultur/40-miko/1457-die-frauenorden-in-der-dioezese-graz-seckau