An die ewige Schönheit

Ausstellungseröffnung in der Krypta der Karmelitenkirchen Linz durch P. Paul Weingartner OCD. (c) Roland Mayer
Zeitgenössische Kunst und Kirche
Unter den zahlreichen Aktivitäten, Ausstellungen, Vorträgen, Symposien und Publikationen rund um die Jubiläumsjahre der Karmeliten - 400-jähriges Bestehen des Karmels in Österreich (2022) und 350-jähriges Jubiläum der Kirchengründung in Linz (2024) - gibt es auch eine Auftragsarbeit des Karmels an eine zeitgenössische Künstlerin, Sonja Meller. Das Kunstprojekt sollte ein zeitgenössischer Akzent im Hier und Jetzt sein, etwas Neues, Lebendiges, Persönliches zum Orden und seinem Ordenscharisma. Der Wunsch des Ordens war eine Installation, die Bezug auf die Spiritualität des Karmel nimmt und diese versinnbildlicht. Sonja Meller hat das in bemerkenswerter Weise, treffend wie einfühlsam in ihrer Installation umgesetzt. "Sonja Meller hat bereits sehr früh den Kirchenraum als Ort für Kunst entdeckt und ihre Kunst gerne in geistlichen Räumlichenkeiten umgesetzt" unterstreicht Daniela Wageneder-Stelzhammer, Künstlerin und Kuratorin, in ihrer Vorstellung von Sonja Meller und deren Werk.
P. Paul Weingartner OCD begrüßt die zahlreichen Gäste und zitiert in seiner Eröffnungsrede Edith Stein:
" [...] man fühlt sich im Innersten von dem Gegenwärtigen, berührt.
Das ist es, was wir Gotteserfahrung im eigentlichen Sinn nennen.
Sie ist der Kern alles mystischen Erlebens,
die Begegnung mit Gott von Person zu Person." (Edith Stein)
Die reduzierte Szenerie, die beleuchtete Installation inmitten der Dunkelheit der Krypta führt bei der Eröffnung dazu, dass die Besucher:innen sich vor dem Beginn der Veranstaltung nur im Flüsterton unterhalten. Nach der Eröffnung wird die Stille durchbrochen, spannende Gespräche und Begegnungen finden statt. Diese Dynamik ist eine schöne Analogie zur Spritualität der Karmeliten, für die das stille Gebet, Kontemplation und das Zuhören ein wesentlicher Teil ihres Selbstverständtnisses ausmacht. Der Kontext der Installation und die Art und Weise der Präsentation öffnet den Zugang zur Spiritualität der Karmeliten und erzählt von ihrem Ordenscharisma.
Besucher der Eröffnung der Kunstinstallation in der Krypta der Linzer Karmelitenkirche (c) Claudia Rapberger
Im Dunklen der Krypta erstrahlt das Objekt
Zwei verschieden große ineinandergeschobene Zylinder aus filligranem Messingdraht formen Textauszüge zweier Heilige, die für den Karmel eine besondere Bedeutung haben. Für den äußeren Zylinder verwendet die Künstlerin ein Zitat von Edith Stein (Teresa Benedicta a Cruce OCD), während sie für den Inneren ein Gedicht von Teresa von Ávila in der Originalsprache auf Spanisch wählt. Das Objekt ist der Versuch sich dem Unbegreiflichen auf sinnlich-visuelle Weise zu nähern. Die Texte sind in ihrer gestalteten Form nicht mehr lesbar – aber dennoch präsent. Der subtile und mystische Charakter der Installation regt die Frage an, welche Bedeutung dahinterstecken könnte, und führt auf diese Weise zu einer neuen Begegnung mit den Texten der beiden heiligen Frauen.
Installation von Sonja Meller in der Krypta der Karmelitenkirchen in Linz (c) Claudia Rapberger
[Claudia Rapberger, Historikerin, Koordinatorin und Kuratorin der "Jubiläumsjahre" des Karmelitenkonvents Österreich, sb]