Kultur & Dokumentation

Die Münzsammlung von Stift St. Florian

Seit einigen Jahren werden die Münzen und Medaillen des Augustiner-Chorherren Stiftes St. Florian geordnet. Die Arbeiten werden von Dr. Bernhard Prokisch durchgeführt, Leiter der Sammlung Numismatik am Schlossmuseum Linz und Dozent an der Universität Wien. Das nachfolgende Gespräch über das Münzprojekt und über die Geschichte der St. Florianer Münzsammlung führte der Bibliothekar Friedrich Buchmayr, der seine Arbeit im Haus begleitet.

Herr Dr. Prokisch, wenn das Gespräch auf die Münzsammlung des Stiftes St. Florian kommt, denkt man unwillkürlich an das einstige Aushängeschild – die Sammlung antiker Münzen des kaiserlichen Hofpoeten Apostolo Zeno, die in der Barockzeit für das Stift angekauft und in den 1950er Jahren wieder abgeben wurde. Wie bedeutend ist die noch in St. Florian verbliebene Münzsammlung?

Abgesehen von diesem spektakulären und bedauerlichen Verkauf sind die mittelalterlichen und neuzeitlichen Reihen ungeschmälert erhalten geblieben, sodass sich noch immer sagen lässt: St. Florian besitzt eine der bedeutendsten und umfangreichsten numismatischen Sammlungen Österreichs in Ordensbesitz.

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 Medaille 1852 von Carl Radnitzky mit Darstellung Hl. Florian / Stiftskirche (c) Stift St. Florian

Gab es auch unter den Chorherren Münzkenner?

Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts legte man im Stift großes Augenmerk auf den Ausbau der Sammlung und sorgte immer für eine fachkundige Betreuung aus den eigenen Reihen. Zu den bekanntesten Kustoden zählten der Historiker Franz Kurz und der Archäologe Joseph Gaisberger. Von besonderer Bedeutung war die enge Zusammenarbeit mit dem k. k. Münz- und Antiken- Kabinett. Der langjährige Direktor Josef Arneth war ein Bruder des Propstes Michael Arneth und hielt sich regelmäßig im Stift auf. Somit war die St. Florianer Münz- und Medaillensammlung mit Sicherheit die am „professionellsten“ betreute österreichische Stiftssammlung.

1941 wurde das Stift beschlagnahmt und enteignet. Die Münzsammlung kam nach Linz und sollte Teil des ‚Führermuseums‘ werden. Wurde die Sammlung bei ihrer Rückstellung nach 1945 wieder in den vorherigen Zustand gebracht?

Leider nein. Einerseits fehlten 12 Goldmünzen, andererseits legte man die Stücke teils ungeordnet in die alten Kästen oder deponierte sie in provisorischen Behältnissen. Einige Teile der Sammlung befanden sich noch bis vor kurzem in der Verpackung aus der Zeit der Kriegsverlagerung.

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Altötting, Medaille o. J. (18. Jh.), unbekannter Hersteller  mit Darstellung von Engeln gehaltenes
Medaillon mit Gnadenbild / Hl. Antonius von Padua (c) Stift St. Florian

Im Jahr 2010 startete das Projekt zur Neuordnung der Münzsammlung. Die in der Haustischlerei angefertigten Münzschränke bieten Platz für rund 50.000 Münzen und Medaillen. Was ist seither genau geschehen?

Wir versuchen, die Bestände erneut zu ordnen, zu bestimmen und schließlich zu katalogisieren, um den Sammlungskomplex dauerhaft zu dokumentieren und weitere Verluste hintanzuhalten. Aus Kapazitätsgründen kann dies derzeit nur in kleinen Schritten erfolgen. Zunächst galt es, eine weitmaschige Erstordnung herzustellen. Dann wurden die neuzeitlichen Münzen des österreichisch-böhmischen, bayrischen, fränkischen und schwäbischen Reichskreises geordnet und bestimmt, mit Unterlagszetteln versehen und in den Münzkästen aufgelegt.

Sind Sie auch schon zu den Medaillen vorgedrungen?

Ja, hier konnten die knapp 1.500 religiösen Medaillen bearbeitet werden, wobei über die Bestimmung hinaus bereits ein Katalog mit Abbildungen fast aller Stücke erstellt wurde, der auch für eine künftige Drucklegung vorgesehen ist.

Dr. Prokisch am Beginn der Ordnungsarbeiten im Münzkabinett (c) Stift St. Florian

Und wie steht es um die Münzfunde?

Von den bedeutenden Fundkomplexen, die im Stift aufbewahrt werden, konnte bereits der hochmittel- alterliche Schatz von St. Valentin publiziert werden. Weitere Bestände, wie der umfangreiche spätmittelalterliche Fund von Rohrbach, harren noch einer Bearbeitung.

Welche Arbeiten sind momentan im Gange?

Derzeit erfolgt eine Sichtung der über Spenden und Nachlässe hinzugekommenen neueren Bestände. Hier sind zahlreiche Dubletten und Mehrfachbelege enthalten, sodass eine Auswahl zu treffen sein wird, die den Altbestand der Sammlung sinnvoll ergänzt. Danach wer- den die Ordnungs- und Bestimmungsarbeiten fortgesetzt, als deren – allerdings noch in weiter Ferne liegendes – Ziel eine durchgehende Katalogisierung der Bestände angestrebt wird.

[Quelle: Augustiner-Chorherrenstift St. Florian, siehe auch "florinside" #27 Mai]

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