Kultur & Dokumentation

Berühmte Gäste, geheimnisvolle Codes, wertvolle Globen

Von Marie Antoinette, Mozart und Napoleon über das älteste Buch Österreichs bis zum Sextant von Johannes Kepler: Österreichs Klöster locken dieser Tage mit interessanten Ausstellungen und spannenden Einblicken.

Der Sommer steht vor der Tür, und viele sehnen sich nach Abwechslung im Alltag. Da kommt das vielseitige Kunst- & Kultur-Angebot des „Klösterreichs“ wie gerufen. Auch heuer findet wieder eine Vielzahl an Ausstellungen statt, und zahlreiche Klöster öffnen ihre Türen, um Gäste willkommen zu heißen. Die wunderschöne Architektur und jahrhundertealte Kunstschätze ermöglichen es, hier eine unvergessliche Zeit zu verbringen.

Prominente Klostergäste: In Stift Lambach haben unter anderem Marie Antoinette, Mozart und Napoleon übernachtet. (c) Stift Lambach/Franz Schoeffmann

Prominente Klostergäste: In Stift Lambach haben unter anderem Marie Antoinette, Mozart und Napoleon übernachtet. (c) Stift Lambach/Franz Schoeffmann

Weltbekannte Gäste in Stift Lambach

Marie Antoinette, Mozart und Napoleon – im Stift Lambach an der Traun machten im Laufe der Jahrhunderte viele Prominente Station. Ihnen kann man nun in einer neuen Dauerausstellung im Benediktinerkloster begegnen. „Unsere Kostümführung mit den berühmten Gästen ist eine Besonderheit, die sehr beliebt ist“, so Florian Schöberl von der Stiftsverwaltung Lambach. „Da sie nur zu bestimmten Zeiten angeboten werden kann, haben wir uns entschieden, diesen Aspekt in einer neuen Ausstellung erlebbar zu machen – täglich, auch am Wochenende.“ Besucherinnen und Besucher können somit selbstständig ohne Guide durch das Stift Lambach flanieren, die hervorragend erhaltenen romanischen Fresken bewundern, den Musikgang entlang schlendern und ein Rendezvous mit den berühmten Gästen genießen. Historische Dokumente, Erläuterungen und Filmausschnitte nehmen die heutigen Gäste in ihre jeweilige Zeit mit und lassen sie in ihre Welt eintauchen. So erzählt Marie Antoinette in einer Sequenz über ihre Brautfahrt nach Frankreich. Ihr Tross mit 57 Kutschen und 235 Personen machte damals bei den Benediktinern Halt und wurde in den Räumen untergebracht, verköstigt und mit einem eigens für die spätere französische Königin geschriebenen Theaterstück unterhalten. Alte Pläne dokumentieren, welche Zimmer für den hohen Besuch als Audienz-, Ankleide- und Schlafzimmer reserviert und wo die Kammerdienerinnen untergebracht waren. Neben diesen logistischen Herausforderungen zeigt der Kurzfilm eine andere Facette des Besuchs auf. Die von einer Schauspielerin verkörperte 15-jährige Marie Antoinette berichtet über die amüsante Theateraufführung zu ihren Ehren, schildert aber auch ihr Heimweh nach Wien. „Wie gerne würde ich mit meinen Schwestern tauschen, die mich beneiden, weil ich Königin von Frankreich werde. Dann könnte ich zuhause bleiben, anstatt diese politisch so wichtige Ehe einzugehen.“ Die historischen Fakten bekommen so ein menschliches Antlitz und wirken dadurch umso eindringlicher. Die neue Dauerausstellung im Stift Lambach ist täglich von 9.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Tickets für Erwachsene kosten 6,- Euro, für Kinder 3,- Euro – sie können bequem am Automaten erworben werden.

Ältestes Buch Österreichs: Der frühmittelalterliche Ambrosiuscodex aus dem 5. Jahrhundert wird in der Benediktinerabtei St. Paul im Lavanttal aufbewahrt. (c) Stift St. Paul

 Ältestes Buch Österreichs: Der frühmittelalterliche Ambrosiuscodex aus dem 5. Jahrhundert wird in der Benediktinerabtei St. Paul im Lavanttal aufbewahrt. (c) Stift St. Paul

Bücher, Codes und Zaubersprüche

Für viele Menschen gilt das Internet als Wissensspeicher schlechthin. Dennoch ist manches, was einst geniale Köpfe erdachten, heute nicht mehr bekannt und schlummert in vergessenen Schriften vergangener Jahrhunderte. Dass die Beschäftigung damit so spannend wie ein Thriller sein kann, zeigt die Ausstellung „Bücher, Codes und Zaubersprüche“ im Stift St. Paul im Lavanttal. Das Benediktinerkloster in Kärnten birgt in seiner Bibliothek Schätze, die 1.500 Jahre Schreibgeschichte widerspiegeln, darunter das älteste Werk Österreichs, den Ambrosius-Codex aus der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts, und das älteste gedruckte Buch der Welt von Johannes Gutenberg. Wer Umberto Ecos „Der Name der Rose“ oder Dan Browns „Da Vinci Code“ mag, wird die Ausstellung im Stift St. Paul lieben. Sie lässt die Besucherinnen und Besucher in das Erlebnis geheimer Bücher und obskurer Schriftzeichen eintauchen. Bei einem Rundgang werden die Geister unzähliger Generationen wach und lassen die Gegenwart an den Erkenntnissen der Vergangenheit teilhaben. Abseits von Google & Co. spürt man der Faszination historischer Schriften nach, erlebt Abenteuer im Kopf und erweckt Verlorenes zu neuem Leben. Die Ausstellung ist bis 31. Oktober von Mittwoch bis Sonntag sowie feiertags von 10.00 bis 17.00 Uhr geöffnet, ein kostenloser Audioguide kann auf das eigene Smartphone geladen werden. Der Eintritt kostet für Erwachsene 13,- Euro, für Seniorinnen und Senioren 12,- Euro und für Kinder (6 bis 16 Jahre) 6,50 Euro. Im Rahmen des St. Pauler Kultursommers gibt es zudem noch ab 26. Mai die Sonderschau Wortspectrum, die den beiden Kärntner Autorinnen Gertrude Schmirger (1900-1975) und Christine Lavant (1915-1973) gewidmet ist. Die Texte der beiden Wortartistinnen, die beide Bücher liebten, zeigen, wie Buchstaben zu großer Literatur werden, bewegen und wirken.

20230524 Stiftsbibliothek Kremsmünster c wikicommons 700

Der Schöpfung auf der Spur: Im Stift Kremsmünster faszinieren u.a. eine wertvolle Globensammlung, beeindruckende Fernrohre und ein Sextant von Johannes Kepler. (c) wikicommons

Sternwarte-Führungen in Stift Kremsmünster

Wer die acht Stockwerke, die zur Sternwarte im Stift Kremsmünster, hinaufführen, erklommen hat, wird mit einem wunderbaren Ausblick ins Kremstal belohnt.  Auf dem Weg dorthin wartet eine spannende Reise durch Zeit und Natur: Zahlreiche präparierte Vögel, Fische und andere Tiere faszinieren die Kinder, wie z.B. das Skelett eines Höhlenbären, der einst hier lebte, oder eine echte Mumie. Darüber hinaus befinden sich im naturhistorischen Museum ca. 12.000 Mineralien, die in einzigartigen Kästen aus dem 18. Jahrhundert gelagert sind. Eine wertvolle Globensammlung fasziniert im astronomischen Saal, wo sich unter den beeindruckenden Fernrohren auch ein Sextant von Johannes Kepler befindet. Die Sternwarte kann nur im Rahmen einer Führung besucht werden, eine Führung dauert ca. 90 Minuten. Der Eintritt kostet für Erwachsene 11,- Euro, für Kinder 3,- Euro. Familien erhalten eine vergünstigte Familienkarte um 19,- Euro.

20230524 Heiligenkreuz Ausstellung cPater Raphael Statt 700

Künstlermönch: Pater Raphael Statt zeigt seine Werke von 18.6. bis 1.7. in der Aula des Stiftshofs von Heiligenkreuz. (c) P. Raphael Statt

Filigrane Figuren als Sinnbilder des Lebens

Kunst aus Naturmaterialien schafft Pater Raphael Statt. Der Zisterzienser aus dem Stift Heiligenkreuz setzt vom Baum gefallene Rindenstücke zu neuen plastischen Formen zusammen. „Ich versenke mich zutiefst in die einzelnen Teile, die nicht von Menschenhand geformt sind, sondern durch Wachsen und Werden entstehen“, erläutert der Künstlermönch. Die wunderschönen filigranen Figuren sind realistisch und abstrakt zugleich – faszinierende Geschöpfe von großer Ausdruckskraft. „Aus toten Fragmenten werden Sinnbilder des Lebens“, so der Künstler. Zu seinem 65. Geburtstag gibt es eine Ausstellung mit den Skulpturen von Pater Raphael in der Aula im Stiftshof von Heiligenkreuz – eine der seltenen Gelegenheiten, seine Kunstwerke öffentlich zu sehen. Die Schau wird am 18. Juni um 11.00 Uhr eröffnet, die Ausstellung kann bis zum 1. Juli kostenfrei besichtigt werden (Mo bis Sa von 9.00 bis 11.30 Uhr und 14.30 bis 17.00 Uhr).

Quelle: Kloesterreich


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[markus lahner]

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