Kultur & Dokumentation

Erfolgreiche Eröffnung des neuen Stiftsarchiv Wilten

Nach zwei Jahren Umbauzeit wurde am 30.3.2023 das neue Stiftsarchiv in Wilten feierlich im Rahmen der Veranstaltung „Unser Stiftsarchiv in neuen analogen und digitalen Räumen“ eröffnet.

Abt Raimund Schreier begrüßte an diesem Abend die über 120 Gäste, darunter Personen aus Politik, Kultureinrichtungen, Universität und anderen Ordensgemeinschaften. Nachdem das Stiftsarchiv, das sich bis vor Kurzem noch im so genannten Schneidergang des Prämonstratenser Chorherrenstifts Wilten in Innsbruck befand, aus allen Nähten platzte, wurden in den letzten beiden Jahren die Räumlichkeiten des ehemaligen Besinnungszentrum im Südwesttrakt des Stiftes adaptiert. Die knapp 220 Quadratmeter Fläche ergaben ein modernes Archiv: ein großes Depot mit einer Rollregalanlage, ein kleineres für das Sammlungsgut und für Büro,- Manipulations- und Benutzerräumlichkeiten.

Abt Raimund Schreier bedankte sich bei den zahlreichen Förderern, da ein derartiges Umbauprojekt nicht ohne die Hilfe von finanziellen Mitteln aus öffentlicher Hand umzusetzen wäre.

Abt Raimund Schreier begrüßt die Gäste zur Eröffnung des neuen Stiftsarchivs © Maximilian J. Markschläger

Das Wort erging anschließend an Mag. Miriam Trojer, der neuen Leiterin des Archivs und der Bibliothek von Stift Wilten. Diese wurde vom Stift vor dem Umbau engagiert und ihr erster Auftrag war eben jener Bau: beratend und planend stand sie dem Architekten Benedikt Gratl zur Seite. Gleichzeitig, so betont Trojer in ihrer Rede, ist es das Ziel des gesamten Teams, sich nicht nur in den neuen Räumlichkeiten einzurichten, sondern das Archiv auch inhaltlich und konzeptionell ins 21. Jahrhundert zu führen. Die Aufgabe des Archivs ist es, den Orden einst wie heute in seiner täglichen Arbeit, seinem Charisma, dem apostolischen Wirken, aber auch der wirtschaftlichen Gestion zu dokumentieren. Dafür ist das Wissen um den Orden, um die inneren Strukturen und vor allem um die Personen das wichtigste Instrument ihrer Arbeit.

Trojer weist jedoch auch darauf hin, dass diese Dokumentation nur in der Betrachtung der Gesamtheit aller Kulturgüter des Stiftes möglich ist. Die Bewahrung dieser Kulturgüter ist eine große Verantwortung, der sich das Stift Wilten sowie auch andere Orden täglich stellen muss. Dieser Verantwortung, das kulturelle Erbe zu bewahren, ist sich das Stift definitiv bewusst, was man anhand dieser Eröffnung eines neuen Archivs deutlich sehen kann.

Miriam Trojer, Leiterin des Archivs und der Bibliothek in Stift Wilten © Maximilian J. Markschläger

Am Eröffnungsabend wollte man sich aber nicht nur den neuen - „analogen“ -Räumlichkeiten widmen, sondern auch neuen digitalen Räumen, die man derzeit durch verschiedene Projekte betreten kann. In enger Zusammenarbeit mit der Abteilung für Sondersammlungen der Universitätsbibliothek Innsbruck und dem ÖAW-Projekt „manuscripta.at“ wurden zwischen November 2021 und Februar 2022 die mittelalterlichen Handschriften der Stiftsbibliothek Wilten digitalisiert und online zur Verfügung gestellt. Gleichzeitig wurden an der Universitätsbibliothek jene Handschriftenbestände digitalisiert, welche ehemals der Stiftsbibliothek angehörten und heute dort zu finden sind. Zusammen mit den Komplementärbeständen ergeben diese Digitalisate eine virtuelle Zusammenführung der ehemaligen Stiftsbibliothek.

Führung durch die wieder zugängliche Stiftsbibliothek © Maximilian J. Markschläger

MMag. Anna Pinter (Universitätsbibliothek Innsbruck) stellte hierzu eine neue Plattform vor, an der die Universitätsbibliothek und die Abteilung Digital Services der Universität in Zusammenarbeit mit dem Stift Wilten gearbeitet haben und welche bald online gehen wird: eine virtuelle Vereinigung der mittelalterlichen und neuzeitlichen Bibliothek von Stift Wilten, ausgelegt auf ein breiteres Publikum, mit vielen anschaulichen Tools und einer großen Anzahl von interessanten Artikeln zu den Inhalten ebenjener Bibliothek. Ziel ist es, zu einem späteren Zeitpunkt auch Digitalisate von Inkunabeln und neuzeitlichen Handschriften hinzuzufügen, um ein Gesamtbild des damaligen Wissenstempel geben zu können.

Nach dieser Präsentation stellte Dr. Mag. Maria Stieglecker vom Projekt „manuscripta.at“ der ÖAW die seit 2009 bestehende Plattform vor. Indem sie erzählte, dass der Tweet über die Online-Stellung der Digitalisate der ehemaligen Wiltener Bibliothek am Tag zuvor in kürzester Zeit über 2000 Reaktionen hervorrief, zeigte sie eindeutig, die Bedeutung, die der Digitalisierung von mittelalterlichen Handschriften in der Forschung beigemessen wird.

Abschließend sprach Dipl.Ing.(HTL) Walter Peer, Landesdirektor der Wiener Städtischen Versicherung Tirol als Sponsor zum Publikum. Er untermauerte anschaulich die Bedeutung der Digitalisierung des kulturellen Erbes in der heutigen Zeit und beteuerte, wie wichtig dieses kulturelle Erbe für die Wiener Städtische Versicherung schon immer war, weshalb derartige Projekte sehr gerne gesponsert werden.

Als Höhepunkt der Veranstaltung wurden schließlich die Pforten des neuen Archivs und die nach zwei Jahren Bauzeit wieder zugängliche Stiftsbibliothek geöffnet. Die Gäste hatten die einmalige Möglichkeit, hinter die Kulissen der Archivarbeit zu blicken, die neuen Räumlichkeiten zu bestaunen und durch Mitarbeiter:innen, aber auch Chorherren, geführt zu werden. Natürlich wurden einige „Gustostückeln“ aus den Beständen gezeigt, wie etwa zwei Peter-Anich-Globen oder die Tagebücher von Abt Alois Röggl (1820-1851), jener Abt, welcher für die Kulturgüter des Stiftes eine so tragende Rolle spielte.

Die Gäste bestaunen zwei Peter-Anich-Globen © Maximilian J. Markschläger

 

Die Gäste können hinter die Kulissen der Archivarbeit blicken © Maximilian J. Markschläger

[Text: Miriam Trojer]

 

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