Im Kloster der Salesianerinnen am Rennweg ist ein Konvolut von über 80 Thesenblättern aus dem 17.–18. Jh. erhalten. Die bemerkenswerten grafischen Objekte waren teilweise als Bestand vorhanden, der Großteil kam nach der Aufhebung des Jesuitenordens (1773) in den Besitz der Salesianerinnen und befindet sich in den Klostergängen.
Sie wurden wichtiger Bestandteil für das Leben der Schwestern und dienen unter anderem der Bildbetrachtung während der Rekreation. Frauen die für eine Zeit der Stille und Vertiefung im Kloster Mitleben, nützen gerne die Möglichkeit der Betrachtung dieser Kunstwerke und deren spirituellen Inhalte.
Detail Thesenblatt "Hl. Familie mit Maria Magdalena" (c) Akademie der Bildenden Künste
Der Erhaltungszustand der Thesenblätter hat sich im Laufe der Zeit zunehmend verschlechtert und eine umfassende Restaurierung war erforderlich. Es erfolgte eine Befundung durch das Institut für Konservierung–Restaurierung der Akademie der bildenden Künste in Wien. Die Fachbereichsleiterin für Papier Mag. Dr. Sigrid Eyb-Green besuchte mit Studierenden das Kloster der Salesianerinnen und erfasste den Zustand aller Thesenblätter. Diese bestehen zumeist aus mehreren zusammengesetzten Bögen handgeschöpften Papiers. Die Darstellungen sind in Mezzotinto-Technik in Kombination mit Kupferstich ausgeführt. Ende des 19. Jahrhunderts wurden viele Blätter von den Schwestern im Kloster sorgsam restauriert und neu montiert.
Detail eines Thesenblattes vor der Restaurierung mit Wasserschaden, Risse und Fehlstellen (c) Akademie der Bildenden Künste
Auf Basis der ersten Bestandsaufnahme und einer exemplarischen Restaurierung erfolgt eine Zeit- und Kostenschätzung sowie die Planung eines ersten Projektablaufes. Nach erfolgten Probe-Restaurierungen begann im letzten Jahr die Umsetzung der ersten Projekt-Etappe sowie die Restaurierung von elf Thesenblättern. Die Grafiken wurden vor Ort ausgerahmt und an das Institut für Konservierung–Restaurierung zur weiteren Bearbeitung gebracht. Durch Klimaschwankungen und teilweise Fixierung waren die Blätter teilweise stark verwellt. Weitere Schadensphänomene waren Oberflächenverschmutzung, Schimmelbefall, Fraßspuren von Silberfischchen, Risse, Fehlstellen und Verlust von Festigkeit des Papiers.
Das Restauratoren-Team Sigrid Eyb-Green, Robert und Julia Geyer-Kubista, Gerhard Zimmermann mit Sr. Eva Maria Voglhuber (c) ÖOK
Jedes einzelne Blatt stellt besondere Szenen aus dem Leben Heiliger Männer und Frauen oder historische Begebenheiten dar, gerahmt und mit originalem barockem Glas geschützt. Mit fachlicher Unterstützung von Robert Geyer-Kubista als Experte für historisches Glas konnten die Thesenblätter behutsam ausgerahmt und nach der Restaurierung wieder eingerahmt werden. Der Restaurator Gerhard Zimmermann bearbeitete die profilierten Holzrahmen.
Nach rund acht Monaten konnte nun die erste Projekt-Etappe der Restaurierung durch das Restauratoren-Team mittels gesammelter Spenden und finanzieller Unterstützung durch das Bundesdenkmalamt erfolgreich abgeschlossen werden. Der Bestand konnte durch die Maßnahmen gesichert werden und die Brillanz der Blätter wurde wieder deutlich gehoben.
Restauriertes Thesenblatt "hl. Franz von Sales als Totenerwecker", Bartolomeo Altomonte, datiert 1720 (c) Akademie der Bildenden Künste
Die Thesenblätter als Gesamtkunstwerk mit unschätzbarem Wert bereiten den Salesianerinnen große Freude und die zweite Projekt-Etappe der Restaurierung weiterer Blätter ist bereits in Planung. Die Einzigartigkeit, Kunstwerke in ihrem gelebten Umfeld zu erforschen und dabei das Leben der Schwestern im Kloster kennenzulernen, begeistert das Restauratoren-Team. Spenden für dieses außergewöhnliche Erhaltungsprojekt werden gerne entgegengenommen!
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