Konventhof samt Äbtegalerie und Kreuzgang im Stift Rein renoviert
Seit 2019 wurden dabei insbesondere der Konventhof und die ihn umgehende Äbtegalerie samt gotischem Kreuzgang renoviert. Wichtig war den Verantwortlichen, dass die historische Bausubstanz sicht- und lesbar wird. Durch die Freilegung des Steinmauerwerks sieht man jetzt tatsächlich Mauerwerk, das 900 Jahre alt ist, erklärte Landeskonservator Christian Brugger dem ORF Steiermark (Wochenende).
Auch gotische Elemente wurden sichtbar gemacht, sagte Architekt Alfred Bramberger. So liege jetzt ein Eingangsportal, viel tiefer; "aber wir haben auch die Schwellen freigelegt - man kann sich also wieder ein Bild machen, wie hier dieser Umgang in der Gotik ausgesehen hat", so der Architekt. Ebenso skizziert wurde die Stelle, an der das ehemalige Brunnenhaus, also der Waschraum der Mönche, war. Durch archäologische Arbeiten sei nun "alles wissenschaftlich belegt".
Die Besucherinnen und Besucher sollen in ihrer Fantasie nachvollziehen können, wo die alten Elemente des mittelalterlichen Klosters waren. Renoviert wurde auch der für die Mönche wichtige Kreuzgang, der eine vollständige Galerie der 54 Äbte von Rein umfasst und eine wichtige spirituelle Funktion hat, wie Abt Philipp Helm erklärte. "Wir alle lieben den Gang. Es heißt es ja 'Kreuzgang', weil das ein Prozessions-Gang ist, und das ist eigentlich eine interne Vorbereitung für den Gottesdienst." Der Kreuzgang sei somit ein Symbol dafür, wie wichtig es ist, sich immer neu auf den Weg zu machen.
Stiftung durch Markgraf Leopold von Steyer
Am 25. März 1129 erfolgte die Gründung von Stift Rein durch das Mutterkloster Ebrach in Franken (Bayern), das selbst von der Abtei Morimond in Frankreich gegründet wurde. Erster Abt war Gerlach, der mit 12 Mönchen Rein besiedelte und das klösterliche Leben aufnahm. Die Zisterziensermönche siedelten sich im stillen Waldtal von Rein an, um in aller Abgeschiedenheit von der Welt gemäß der Regel des Heiligen Benedikt "Ora et labora et lege" (bete, arbeite und lese) zu leben. Markgraf Leopold der Starke von Steyer stiftete dazu Grund und Boden. Der Orden prägte die Menschen in religiöser und kultureller Hinsicht und mit seinen technischen und ökonomischen Leistungen auch das Bild Europas und der Steiermark. So erzählt es die Klostergeschichte, nachzulesen auf der Webseite von Stift Rein.
1158 ist das Gründungsjahr der Wallfahrtskirche Maria Straßengel, dessen Besitz auf eine Schenkung vom 8. Juni 1147 zurückgeht. Am 19. September 1276 besiegelte der "Reiner Schwur" das Ende der böhmischen Herrschaft in der Steiermark. 1453 weihte Kardinal Aeneas Silvio Piccolomini, der spätere Papst Pius II., die Ulrichskirche im Stift Rein in Anwesenheit von Kaiser Friedrich III. 1682 wurde die Marienkapelle errichtet, welche noch heute die Reiner Madonna aus dem 14. Jahrhundert und die Grabstätte des Stifters von Rein beherbergt.
Architektonische und bauliche Arbeiten u. a. in Renaissance, Klassizismus und Spätbarocks, bis heute trugen zum heutigen Wesen des Stifts bei. Dieses hat auch schwere Zeiten überdauert: Das nationalsozialistische Regime beschlagnahmte und enteignete 1941 das Stift. Einzig der Pfarrer von Rein durfte im Kloster verbleiben.
1975 verursachte eine Hochwasser-Katastrophe im Klosterareal schwere Schäden. Heute beten, leben und arbeiten 12 Mönche in und um das Kloster von Rein. Sie sind in der Seelsorge tätig und öffnen die Klostertüren für Besuchende.
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[elisabeth mayr-wimmer]