Workshop zum Thema Urheberrecht bei Fotos
Mehr als zwanzig Teilnehmer:innen konnten die beiden Vorstandsvorsitzenden der AGOA, Sr. Christiane Roth OSB und Dr. Clemens Brodkorb, im Gästehaus der Oberzeller Franziskanerinnen bei Würzburg begrüßen. Der AGOA-Workshop fand bereits zum sechsten Mal in diesem Rahmen statt und bot wiederum die Möglichkeit, archivische Fragen in ungezwungener Atmosphäre zu stellen und den fachlichen Austausch zu pflegen. Erstmals nahm mit Dr. Gerald Hirtner, dem derzeitigen Vorsitzenden der ARGE Ordensarchive, auch ein Teilnehmer aus Österreich an dieser Veranstaltung teil und wurde im Kreis der deutschen Kolleg:innen herzlich aufgenommen.
Das Thema Urheberrecht bei Fotos ist ein archivfachlicher „Dauerbrenner“, wie die engagierten Diskussionsbeiträge und zahlreichen Fragen zeigten. Um sie alle angemessen beantworten zu können, war der Archivar und Jurist Dr. Mark Steinert vom LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum in Pulheim bei Köln als Gastsprecher eingeladen. Bereits bei der Jahrestagung in Schmochtitz im April 2022 war sein Vortrag mit dem Titel „Fotos im Archiv: Was darf ich und was darf ich nicht?“ auf reges Interesse gestoßen. In Oberzell konnte die intensive Diskussion eine Fortsetzung finden. Dr. Steinert versuchte vor allem, den Teilnehmer:innen Unsicherheiten im Umgang mit Rechtsfragen zu nehmen. Ein grundsätzliches Problembewusstsein, Rechteeinholung und Dokumentation sowie ein sensibler Umgang in strittigen Fragen hilft in den meisten Fällen rechtliche Probleme zu vermeiden. Solche können sowohl von Urheber:innen selbst und deren Angehörigen als auch von Dritten (z. B. bei Verlust der Gemeinfreiheit von Objekten durch Veröffentlichung) aufgeworfen werden. In der Praxis erweist sich übertriebene Sorge in diesem Fall aber zumeist als unbegründet.
Grundsätzlich sind in der Bundesrepublik Deutschland das Urheberrechtsgesetz (UrhG) und das Kunsturhebergesetz (KUG) anzuwenden. In Österreich gilt entsprechend das österreichische Urheberrechtsgesetz (UrhG). Im Großen und Ganzen sind die Rechtsgrundlagen ähnlich und vergleichbar. Auf die teilweisen Unterschiede beider Rechtstraditionen konnte in diesem Rahmen freilich nicht eingegangen werden.
In einer abschließenden Diskussionsrunde wurden etliche andere archivfachliche Themen angeschnitten, darunter die Ordnung und Konservierung von Fotografien, die Handhabung von Personalakten und damit zusammenhängende Rechtsfragen sowie die Übernahme von Ordensarchiven durch andere Archive.
Die Veranstaltung endete mit einem Ausblick auf die kommenden Veranstaltungen. Für Oktober 2023 ist wieder die Abhaltung eines Workshops in Oberzell geplant. Zuvor wird die nächste Jahrestagung der AGOA vom 17. bis 19. April 2023 in Siegburg stattfinden. Die nächste gemeinsame Jahrestagung der AGOA und der ARGE Ordensarchive ist für 8. bis 10. April 2024 in München-Fürstenried geplant.
Die Teilnehmer:innen des AGOA-Workshops 2022 nach getaner Arbeit (c) Sr. Katharina Horn
Die AGOA ist die deutsche Schwesterorganisation der ARGE Ordensarchive Österreichs. Sie wurde 1997 gegründet und umfasst derzeit 153 Mitgliedsarchive, die von einem fünfköpfigen gewählten Vorstand vertreten werden. Vorsitzende ist derzeit Sr. Christiane Roth OSB aus dem Kloster Marienrode in Hildesheim, stv. Vorsitzender ist Dr. Clemens Brodkorb, Leiter des Archivs der Zentraleuropäischen Provinz der Jesuiten in München.
Seit 2009 werden in regelmäßigen Abständen gemeinsame Jahrestagungen veranstaltet. Im Sinne einer guten Zusammenarbeit nehmen Mitglieder der AGOA und der ARGE darüber hinaus wechselseitig an den Jahrestagungen teil.
[Dr. Gerald Hirtner]