Gemälde-Projekt bei den Karmeliten - Ein persönlicher Einblick
Aufgereiht in den langen Gängen des Konvents standen die Bilder dicht an dicht. Sie wurden im Sommer in einem Lagerraum des Konvents wiederentdeckt. Anfangs waren sie mir noch fremd, nur manches erschloss sich mir oberflächlich. Man wusste, es handle sich unter anderem um Kreuzwegbilder, christliche Szenen oder auch um Darstellungen von Heiligen, die für den Orden von besonderer Bedeutung sind, darunter Bilderzyklen aus dem Leben der heiligen Teresa von Ávila oder des Propheten Elija.
Ich betrat Neuland, ist es für mich doch die erste Erfahrung in der Zusammenarbeit mit einer Ordensgemeinschaft und so begann für mich eine spannende Reise. Nach und nach wurden mir die über 100 Bilder vertrauter und ich begann sie mit zunehmendem Einblick in deren Hintergründe und in die Ordensgeschichte der Karmeliten zu entschlüsseln, was natürlich ein stetiger noch laufender Prozess ist. Man könnte es manchmal mit einem Rätsel vergleichen, das es zu lösen gilt.
Ein wesentlicher Teil des Projektes, der noch vor, beziehungsweise parallel zur kunsthistorischen Betrachtung und Einordnung stattfindet, ist die Begutachtung durch die Restauratorin. Die gemeinsame, laufende Zusammenarbeit und Absprache der Arbeitsfortschritte lassen dieses Projekt stetig wachsen und zu einem größeren Ganzen werden. Jedes Bild geht durch ihre Hände, wird fotografiert, abgemessen, gereinigt, schadhafte Stellen werden notgesichert. Der Zustand und die vorgenommenen restauratorischen Maßnahmen werden dokumentiert. In weiterer Folge kommt es zu einer fachgerechten Lagerung der Gemälde in einem eigens dafür eingerichteten Depot.
Ich mache bei meiner Tätigkeit immer wieder die schöne Erfahrung, dass man bei etwaigen Fragen sofort bereitwillige Unterstützung durch die Mitglieder des Ordens bekommt. Man spürt das Wohlwollen und das Bemühen, eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu schaffen, kein Anliegen bleibt ungehört. Meine Arbeit soll abseits eines Inventars als Mittel zur Dokumentation und Zuordnung auch ein möglicher Impuls für den Einstieg in eine Bildbetrachtung und vertiefende Beschäftigung darstellen. Es wäre sicherlich lohnend, in Hinblick auf den Aspekt der Vermittlung sich in einige Werke zu vertiefen und sie für interessierte Bildbetrachter/innen erfahr- und erlebbar zu machen.
Persönlicher Einblick über die kunsthistorischen Arbeiten eines Inventarisierungsprojektes bei den Karmeliten in Linz von Elisabeth Hammer, Dezember 2020
Der Prior des Konvents P. Paul S. Bavakkat hat am 17.12.2020 einen spirituellen Impuls mit einem Marienbild aus der wieder aufgefundenen Sammlung gestaltet. Hier Online nachzusehen.
Elisabeth Mayr aus dem Medienbüro der Ordensgemeinschaften Österreich hat im Dezember 2020 den Karmelitenkonvent in Linz besucht und berichtet in Ihrer Reportage über das spannende Gemälde-Projekt.
[Fotos: Ordensgemeinschaften Österreich (c) Karin Mayer]