Stift Reiner Bücher (suchen) Paten
In den Archiven und Bibliotheken der Klöster schlummert das Wissen der Jahrhunderte. All diese Kulturgüter erzählen die Geschichte eines Landes und seiner Menschen. Seit dem 14. Jahrhundert haben Reiner Mönche in den „Urbaren“ (Grundbücher) über Besitzverhältnisse Buch geführt, Rezepturen zur Herstellung von Tinte und Arzneimitteln niedergeschrieben oder Text und Noten ihrer Choräle aufgezeichnet. Sie helfen bei der Erforschung der Geschichte und bergen noch manche Geheimnisse, die es zu entschlüsseln gilt. Pilzbefall und die lange Nutzung führten dazu, dass wichtige Schriften vom Zerfall bedroht sind. Kunstvoll gestaltete Buchdeckel sind von Mäusen angeknabbert, von Schimmel und Ungeziefer befallen.
Sobald so ein „Patient“ einen Buchpaten gefunden hat, wird man dieses Werk wieder gerne in die Hand nehmen können. Dafür sorgen zwei akademische Buchrestaurator*innen, die mit fachmännischer Behutsamkeit die Schäden beheben. Eine davon ist Mag. Gudrit Sixl-Fuchs: „Als Buch- und Papierrestauratorin habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, alte Bestände zu erhalten und vor dem Verfall zu retten, um ein kulturelles Erbe für die zukünftigen Generationen bewahren zu können. Neben dem Restaurieren stehen das Instandsetzen und das Konservieren. Mit Hilfe eines Restaurierberichts wird jedes Detail der Arbeitsschritte festgehalten und kann auch Jahre später von einem Restauratorkollegen nachvollzogen werden. Eine säurefreie Kassette mit einem Hinweis auf den Buchpaten, welcher die Restaurierung finanziell ermöglicht hat, schützt das restaurierte Buch für die nächsten Jahrhunderte“.
Die exakten Kosten für die Restaurierung eines „Patienten“ und auch alle schon „Geheilten“ und deren Paten werden auf der Webseite des Stiftes verzeichnet. Die Urkunde eines „Reiner Bücher Paten“, unterzeichnet von Abt Philipp Helm, macht nicht nur dem Kloster Freude, sondern auch den Paten, die mitgeholfen haben wichtiges Kulturgut für die nächsten Jahrhunderte zu erhalten.
Mit einem einmaligen Betrag, der steuerlich absetzbar ist, wurde im Stift Rein bisher die Renovierung von ca. 450 Büchern und Archivalien ermöglicht. Die Kosten hängen vom Arbeitsaufwand ab und bewegen sich von 300 Euro aufwärts bis derzeit zu einem zweibändigen gerichtshistorischen Werk von 1558-1596, dessen Restaurierung mit 4.672 Euro veranschlagt ist.
Die Anlässe für eine Buchpatenschaft sind vielfältig. Sie werden auch für Taufen oder Jubiläen verschenkt. „Reiner Bücher suchen Paten“ wird es noch viele Jahre heißen.
Text und Fotos: Pater August Janisch, Zisterzienserstift Rein
august.janisch@stift-rein.at
https://www.stift-rein.at/buchpatenschaften/