Forschungen zu barockem Friedhofsfund bei Elisabethinen
Der Orden hatte dort 1715 ein Spital für Frauen samt Friedhof eingerichtet. Mehr als 300 Bestattungen von Patientinnen konnten die Archäologen freilegen. Es handelt sich bei den Toten vor allem um einfache Frauen. „Das Projekt ist deshalb so spannend, weil wir durch die Skelette eine gesellschaftliche Schicht fassen können, die sonst in den schriftlichen Quellen kaum vorkommen", erläuterte die Anthropologin Michaela Binder die Relevanz des Fundes.
Übersicht über die Grabung (c) Novetus GmbH
Rekonstruktion
Wer die Frauen waren, können Binder und ihr Team anhand von Sterbebüchern rekonstruieren, die im Archiv der Elisabethinen in Linz erhalten sind. Dabei sei man zu dem Schluss gekommen: Die wenigsten der dort begrabenen Frauen stammen aus Wien. ,,Wir können davon ausgehen, dass Arbeitsmigration im 18. Jahrhundert ein wichtiges Thema war und wirklich aus allen Teilen des Reiches Frauen, Familien, einfache Menschen nach Wien gekommen sind, um in der Hauptstadt Arbeit zu finden ", so Binder.
Schachtgrab (c) Novetus GmbH / Crazy Eye OG
Krankheiten
Die hygienischen Bedingungen im barocken Wien seien katastrophal gewesen. So habe es weder eine Kanalisation, Antibiotika noch Desinfektionsmittel gegeben. Anhand der Skelette kann Michaela Binder nun herausfinden, welche Erkrankungen die Frauen zu Lebzeiten plagten, denn diese haben sich in die Knochen eingeschrieben. Häufige Krankheiten seien chronische Lungenentzündungen, Tuberkulose oder Krebs gewesen, so die Anthropologin. Die Skelette würden darüber hinaus starke Anzeichen für hohe körperliche Belastungen aufweisen. Eine genaue wissenschaftliche Auswertung soll ein Forschungsprojekt bringen. Die Ausgrabungen sind abgeschlossen. Gemeinsam mit dem Wien Museum und dem Institut für Österreichische Geschichtsforschung wollen die Archäologen nun alle Skelette beleuchten und die Funde historisch auswerten.
Quelle: Kirchenzeitung der Diözese Linz vom 13. Februar 2020; Novetus GmbH
[Irene Kubiska-Scharl]