Schätze im Münzkabinett des Stifts Kremsmünster entdeckt
Numismatiker entdeckten „Josef-Runkel-Medaillen“
Die Numismatiker Claude Daburon und Wolfgang Szaivert mit dem Fund (c) Stift Kremsmünster, P. Josef Stelzer
Mag. Claude Daburon und Univ.-Prof. i.R. Dr. Wolfgang Szaivert, zwei Numismatiker aus Wien, sind in den letzten Jahren immer wieder im Stift gewesen, um an der Münz- und Medaillensammlung zu arbeiten (sichten, ordnen, dokumentieren,…). Sie freuen sich, wenn sie Kostbarkeiten zeigen und fachmännisch erklären können, wenn Mitbrüder mehr über diese Sammlung wissen und sie „hautnah“ erleben möchten. Kurz vor Weihnachten haben die Numismatiker die erste „Josef-Runkel-Medaille“ entdeckt. Josef Runkel (1817–1899) war Stiftsgärtner und erwarb sich große Verdienste v.a. für die Obstbaumkultur der Region, war Veranstalter der ersten „Blumenausstellung“ im Hofgarten und Ehrenbürger der Gemeinde. Im Rahmen der Weltausstellung 1873 in Wien, bei der es auch eine „Gartenschau“ für Obst- und Nutzpflanzen gab, wurde Runkel mit dieser Medaille ausgezeichnet – ein interessantes Detail zur Gartengeschichte des Klosters. Vor kurzem ist noch eine weitere „Runkel-Medaille“ aufgetaucht, die er für die Verdienste um die Allgemeine Budapester Landesausstellung im Jahr 1885 erhalten hat.
Revers der Josef-Runkel-Medaille anlässlich der Weltausstellung 1873 (c) Stift Kremsmünster, P. Josef Stelzer
Avers der Josef-Runkel-Medaille anlässlich der Weltausstellung 1873 (c) Stift Kremsmünster, P. Josef Stelzer
Runkel-Medaille der Allgemeinen Budapester Landesausstellung 1885 (c) Stift Kremsmünster, P. Josef Stelzer
Runkel-Vitrine in Vorbereitung
Um diese Persönlichkeit, die weit über Kremsmünster hinaus bekannt war, entsprechend zu würdigen, ist derzeit geplant, eine kleine Vitrine mit den „Josef-Runkel-Medaillen“ zu gestalten. Die „Runkel-Vitrine“ wird in die Dauerausstellung integriert und im Rahmen einer Stiftsführung zu sehen sein.
Claude Daburon beschreibt die Münz- und Medaillensammlung des Stiftes
„Den Tassilo-Liutpirc-Kelch, den barocken Fischkalter oder die Sternwarte kennt jeder, aber den (Schatz-) Fund von Pettenbach? Dabei bilden die rund 70 Gold- und 300 Silbermünzen, die 1704 verborgen wurden, den letzten relevanten Zuwachs im Münzkabinett des Stiftes. In seiner Zusammensetzung – er besteht aus den unterschiedlichsten Nominalien vom mehrfachen Taler bis zum Kreuzer sowie vom Doppeldukat bis zum Halbstück – ist der Fund absolut einzigartig, noch dazu, da die meisten Münzen prägefrisch, also nie umgelaufen sind. Seit seiner Wiederentdeckung 1967 und der Einordnung in die Stiftssammlung bildet der Pettenbacher Fund einen absoluten Glanzpunkt im Münzkabinett. Dabei ist dieses wahrlich nicht arm an Besonderheiten. Die etwa 10.500 numismatische Objekte aller Art umfassende Universalsammlung enthält neben Münzen und Medaillen noch Weihemünzen, Marken sowie Orden und Ehrenzeichen. Dazu kommen noch eine umfangreiche Sammlung von österreichischem Notgeld und ein ansehnliches Konvolut von Papiergeld. Der Schwerpunkt der Münzen und Medaillen liegt im österreichischen und süddeutschen Raum, doch es finden sich aus allen Kontinenten Objekte. Der zeitliche Rahmen erstreckt sich von der Antike bis in die Gegenwart, wobei aber die Barockzeit und die Zeit der Türkenkriege sowie das Zeitalter von Kaiser Franz Joseph Höhepunkte bilden. Auch wenn, wie erwähnt, der Pettenbacher Fund als Ensemble einen Glanzpunkt bildet, weist die Sammlung doch zahlreiche herausragende Einzelstücke auf, die aus kunst- und kulturgeschichtlicher Sicht oder aus ästhetischen und künstlerischen Gründen besondere Beachtung verdienen. Einige Münzen sind ob ihrer Seltenheit in wissenschaftlicher Hinsicht von besonderer Bedeutung und stellen wichtige Belegstücke dar. Es sollte die ein Dornröschendasein führende Münzsammlung jedenfalls durch einige ausgewählte Exemplare in einer Schatzkammer einem breiteren Publikum gezeigt werden.“
Einblick in die Münzsammlung (c) Stift Kremsmünster, P. Josef Stelzer
[Text: P. Josef Stelzer, Stift Kremsmünster]
[Red: Irene Kubiska-Scharl]