Röm.-kath. Dom- und Stadtpfarrkirche
St. Andrä 2
9433 St. Andrä im Lavanttal
Gründer/Stifter
Der erste gesicherte Nachweis über ein Augustiner-Chorherrenkloster an einer älteren Andreaskirche und Sitz eines salzburgischen Archidiakons im Lavanttal datiert aus dem Jahr 1225. Drei Jahre später erfolgte die Errichtung eines Salzburger Eigenbistums mit Sitz beim Chorherrenstift St. Andrä, wobei die Chorherren das Domkapitel formten und der Propst das Amt des Archidiakons innehatte. Eine Domschule ist in St. Andrä seit dem 14. Jahrhundert nachgewiesen. Der Bischof, der vom Erzbischof von Salzburg ernannt wurde, residierte zeitweilig in der Burg Lavant im salzburgisches Friesach. Das Stift war nur gering dotiert, der Sprengel des Bistums umfasste lediglich sieben Pfarren.
In der Reformationszeit schrumpfte das Kapitel stark zusammen, die Pröpste wurden, da keine Wahlen mehr abgehalten werden konnten, vom Salzburger Bischof ernannt. Der erste wieder vom Kapitel gewählte Propst war Johannes Maria Gambazi, der im 17. Jahrhundert über vierzig Jahre sein Stift regierte. Ihm und seinen Nachfolgern wurden die Pontifikalien verliehen, er war Mitglied im Ausschuss der Kärntner Landstände und Erneuerer der Klosteranlage. Im 18. Jahrhundert wurde das Stift wegen Steuerrückständen von der Landeshauptmannschaft sequestriert, nach dem Tod des letzten Propstes 1798 war das Stift zahlungsunfähig. Da das Kapitel nur mehr mit zwei Herren besetzt war, erlosch das Ordensleben. 1808 wurde das Stiftsvermögen liquidiert und dem Religionsfonds einverleibt. Der Bischofssitz Lavant bestand noch bis 1859 und wurde dann nach Marburg/Maribor verlegt. Die Domkirche wurde Stadtpfarrkirche. Die Klosteranlage wurde von Erzherzog Maximilian d‘Este für die Gesellschaft Jesu erworben, die dort das Jeusitenkolleg St. Andrä mit Noviziat und Terziat errichtete.
Hannes P. Naschenweng, St. Andrä im Lavanttal, in: Die ehemaligen Stifte der Augustiner-Chorherren in Österreich und Südtirol, hg. von Floridus Röhrig (Klosterneuburg 2005) 357‒398.
Mit der Verlegung des Bistums nach Marburg/Maribor gelangten Teile des Archivs dorthin und befinden sich heute im dortigen Diözesanarchiv. Weitere Urkunden sind in der Allgemeinen Urkundenreihe des Kärntner Landesarchivs, dort auch eine Handschrift des Propstes Adam Seyfried von Sugart, „Collectio multivariarum litterarum“. Reste von Verwaltungsakten des bischöflichen Rentamts in Liegenschaftsangelegenheiten befinden sich im Provinzarchiv der Gesellschaft Jesu.
Mit der Verlegung des Bistums nach Marburg/Maribor gelangten Teile der Bibliothek dorthin, einige Handschriften haben sich in der dortigen bischöflichen Bibliothek erhalten. Ende des 17. Jahrhunderts umfasste die Bibliothek Quellenhinweisen zufolge etwa 1300 Bände, der Verbleib der Stiftsbibliothek nach der Klosteraufhebung ist noch nicht erforscht.