Wertheimerplatz 4
5282 Ranshofen
Im Jahr 1125 bestiftete der Bayernherzog Heinrich IX. den Augustiner-Chorherrenkonvent an einer bereits im Frühmittelalter genannten Pankrazkirche in seiner Pfalz in Ranshofen mit Zehent daselbst. Das Kloster unterhielt eine Schule und hatte ein Skriptorium. Im 15. Jahrhundert wurde es von Dürnstein aus reformiert und erlebte eine humanistische Glanzzeit. Propst Philipp Vetterl (1620-1634) konsolidierte Konvent und Klosterdisziplin nach der Reformationsszeit und begann mit der frühbarocken Erneuerung der Stiftsanlage. 1699 wurde im Stift das Jubiläum des 800jährigen Bestehens der Pankrazkirche gefeiert.
Nach Tod des letzten Propstes 1809 fand keine Newahl mehr statt, die Regierung des damals bayerischen Innviertels verfügte die Aufhebung. 1811 wurden Archivalien und Buchbestände nach München transportiert, Ausstattung und Kunst wurden zerstreut. Die Stiftsgebäude erwarb Graf von Montjoie-Frohberg und adaptierte sie als „Schloss Ranshofen“. Die Stiftskirche blieb als Pfarrkirche erhalten. 1851 kaufte Ferdinand Wertheimer die Herrschaft Ranshofen und machte daraus einen landwirtschaftlichen Musterbetrieb. Wegen ihrer jüdischen Herkunft ging die Familie Wertheimer 1938 ins Exil, der Ranshofener Besitz wurde an die Stadt verkauft, 1939 entstand hier ein Aluminiumwerk. Das ehemalige Klostergebäude befindet sich, soweit es nicht für die Pfarre genützt wird, heute teilweise in Besitz der Stadt Braunau und teilweise in privater Hand.
- Rudolf W. Schmidt, Ranshofen, in: Floridus Röhrig (Hg.), Die ehemaligen Stifte der Augustiner-Chorherren in Österreich und Südtirol (Klosterneuburg 2005) 237‒284.
- Laura Scherr, Studien zur Geschichte des Augustiner Chorherrenstiftes Ranshofen am Inn und seines Archivs, in: Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs 21 (2008) 143ff.
- Peter Gustav Krebs, 880 Jahre Augustiner Chorherren Stift Ranshofen 1125‒2005; eine historische Dokumentation der Geschichte des Klosters und des späteren Gutsbesitzes Ranshofen, gesehen aus verschiedenen Blickwinkeln, hg. von Wolfgang Maxlmoser (Ranshofen/Osternberg 2006).
Das Stiftsarchiv Ranshofen befindet sich heute im Bayerischen Hauptstaatsarchiv München. Ein von Propst Philipp Vetterl 1623 angelegtes Urkundenbuch befinet sich im Pfarrarchiv Braunau. Frühneuzeitliche Handschriften, darunter das Chronikon Ranshofense von 1517, befinden sich im Oberösterreichischen Landesarchiv.
Der größte Teil des Handschriftenbestands der ehemaligen Stiftsbibliothek befindet sich in der Bayerischen Staatsbibliothek in München. Einzelne Handschriften sind weiters nachgewiesen in: Preußische Staatsbibliothek Berlin, Bodlein Library Oxford, russische Staatsbibliothek St. Petersburg, Universitätsbibliothek Straßburg, Oberösterreichische Landesbibliothek, Library of Saint Bonaventura College New York. Frühneuzeitliche Handschriften befinden sich im Oberösterreichischen Landesarchiv.
Gedruckte Bücher gingen nach der Aufhebung in die Priesterhausbibliothek der Diözese Linz und befinden sich heute in der Universitätsbibliothek der Katholisch-Theologischen Privatbibliothek Linz.