Bericht vom Arbeitskreis für Ordensgeschichte 19./20. Jahrhundert 2016
An der Hochschule der Pallottiner in Vallendar trafen einander heuer schon zum 16. Mal fast 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu einer wissenschaftlichen Fachtagung über die Geschichte der Orden im 19. und 20. Jahrhundert. Da Orden ja bekanntlich international tätig sind, kamen auch Aspekte der österreichischen Ordensgeschichte zur Sprache. Prof. Dr. Johannes Meier von der Universität Mainz formulierte ein besonderes Forschungsinteresse an den Bildquellen der missionierenden Orden. Der Aufschwung in der Wertschätzung dieser Quellengattung wurde zuletzt durch die Publikation von Marcel Bauer, Pioniere & Propheten – Mission in frühen Fotografien (EOS Verlag St. Ottilien 2014) deutlich. Es hat sich eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich der Erschließung und Erforschung der Bilder aus den Missionen in Archiven der Orden und Missionsgesellschaften widmet. Da auch in österreichischen Ordensarchiven viele bildliche und schriftliche Unterlagen zu Missionsunternehmen noch völlig unbearbeitet sind, besteht das Interesse einer Kooperation. In der Diskussion wurde besonders seitens der Ordensarchivarinnen und –archivare darauf aufmerksam gemacht, dass die Fotografien in einem engen Kontext mit den schriftlichen Berichten zu sehen sind und Deutung und Auswertung der Bilder unbedingt auch diese Quellen berücksichtigen müssen. Dies ist besonders bei Inventarisierungs- und Digitalisierungsprojekten zu bedenken. Dr. Gerhard Kuck vom Historischen Institut der Kamillianer in Rom stellte die Buchreihe, die zur Geschichte der Kamillianerprovinzen erschienen ist, vor. Eine Aufarbeitung auch der Österreichischen Provinz ist nunmehr, nachdem das Provinzarchiv soeben geordnet und erschlossen wurde, gut möglich. Dr. Bettina Blessing referierte in einem sehr interessanten Vortrag über das Thema ihrer Habilitation, die krankenpflegenden Orden in München im 18. und beginnenden 19. Jahrhundert, insbesondere die Elisabethinen und die Barmherzigen Brüder. Es bestehen bereits enge Kontakte mit jenen österreichischen Kollegen, die über Hospitäler in der Frühen Neuzeit forschen. Prof. Dr. Florian Martin Müller vom Institut für Archäologie der Universität Innsbruck stellte in einem abwechslungsreichen Beitrag sein Forschungsprojekt über die „Laienarchäologen“ in der Geschichte der Tiroler Archäologie vor und widmete sich dabei besonders dem Franziskanerpater Innozenz Ploner (1865–1914). P. Ploner war Gymnasialprofessor in Hall, bevor er begann, sich als Ausgräber historischer Stätten zu betätigen. Ihm gelang die Entdeckung der Fundamente der alten Römerstadt Aguntum in Osttirol, Sensationsmeldungen der Lokalpresse nannten es gar das „österreichische Pompeji“. Die Fachwelt und die Zentralkommission für Denkmalpflege waren ob der eigenwilligen Vorgehensweise des umtriebigen Paters allerdings weniger erfreut. PD Dr. August H. Leugers-Scherzberg und Prof. Dr. Lucia Scherzberg präsentierten eine Mikrostudie über die Benediktinerabtei St. Matthias in Trier, 1922 vom österreichischen Seckau aus besiedelt, und die Übersiedlung eines Teils des Konvents in ein neu gegründetes Kloster im Saarland. Reformationsbestrebungen der Beuroner Benediktinerkongregation nach dem Zweiten Weltkrieg spielten dabei ebenso eine Rolle wie das Bemühen um ein eigenständiges saarländisches Bistum. Die jüngste Geschichte der niederländischen Klarissen, dargestellt von Dr. Jan Sloot aus Utrecht, führten die Runde der anwesenden Historikerinnen und Historiker, etliche davon Ordensleute, in eine Diskussion über die Zukunft von Ordensleben. Wie wird die Geschichte weitergehen?