150 Jahre Kreuzschwestern in Steiermark – Kärnten
Nach einem Besuch des Gründers Pater Theodosius Florentini im Stift Rein 1864 dauerte es noch Jahre, bis die erste Kreuzschwester auf Ersuchen von Prior Alexander Grillwitzer am 4. Februar 1870 von Ingenbohl nach Rein kam. Die Kreuzweberrealität wurde bei einem Besuch der Mitbegründerin Maria Theresia Scherer erworben, wo sich die Schwestern dem Unterricht verwahrloster Kinder widmeten. Auch Hauskrankenpflege war ein Bedürfnis der Zeit, dem Charisma der Kreuzschwestern entsprechend.
Mitte Oktober 1870 sandte die Generaloberin Schwester Concordia Fischer nach Rein, sie wurde 1874 die erste Provinzoberin der neu gegründeten Provinz mit dem Provinzhaus in Bruck an der Mur. Sr. Concordia war eine Pionierin, die immer wieder von der Gemeinschaft in das Amt gewählt wurde, so leitete sie die Provinz bis 1922. Diese umfasste damals Steiermark, Kärnten, Teile von Slowenien, Italien und Ungarn.
Graz Provinzhaus, Kirchweihtag (c) Kreuzschwestern Graz
Viele Neugründungen gab es in den kommenden Jahren, etwa 1879 das Piusinstitut für geistig behinderte Kinder als Auftrag von Mutter Maria Theresia. Neu errichtete Krankenhäuser des Landes Steiermark wurden in den 1880er Jahren übernommen. 1887 erfolgte der Einzug in das neu erbaute Provinzhaus und die Errichtung des Privatspitals in der Kreuzgasse in Graz. In Kärnten übernahmen die Schwestern ab den 1870er Jahren die Privatkrankenpflege, Waisenhäuser, Heime und andere Sozialeinrichtungen. 1907 wurde das Sanatorium „Mariahilf“ errichtet.
In der Zeit um den Ersten Weltkrieg (1914–1918) gab es viele Eintritte, auch aus Italien, Slowenien und Ungarn. Ab 1924 wurde die Provinz kleiner, etliche Niederlassungen kamen zu den angrenzenden Provinzen Ungarn und Slavonien, Im Jahre 1930, mit der Gründung der Provinz Italien, verzeichnete man auch den Verlust einiger Niederlassungen. Dadurch trat eine starke Verringerung der Schwesternzahl ein.
Im Zweiten Weltkrieg (1939–1945) wechselten viele Schwestern in die Krankenpflege, da jede pädagogische Tätigkeit verboten wurde. Besonders gefährdet waren in dieser Zeit die behinderten Kinder des Piusinstitutes.
Bruck an der Mur, Piusinstitut (c) Kreuzschwestern Graz
Nach Kriegsende wurde von den Schwestern viel Aufbauarbeit geleistet, und Kindergärten und Schulen wurden wiedereröffnet. Bis in die 1960 Jahre gab es viele Berufungen, dadurch konnten viele Wirkungskreise wieder- und auch ganz neue übernommen werden. Die Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil war einerseits eine Phase des Aufbruchs, vor allem für die Jungen, anderseits gab es stete Auseinandersetzungen über die Durchführung der Neuerungen für Ordensleute, was zu manchen Austritten aus der Gemeinschaft führte. Ab 1990 fanden nach einer umfangreichen betriebswirtschaftlichen und organisatorischen Analyse Umstrukturierungen in der Provinz statt– diese waren auch mit der Trennung von traditionsreichen Werken verbunden. Nach einem Prozess von drei Jahren wurden im Jahre 2007 sechs Provinzen und ein Vikariat in der neuen Provinz Europa-Mitte zusammengeführt und das Provinzhaus in Wels (Oberösterreich) zum Provinzsitz gemacht.
Das Kloster in Graz hat weiterhin zentrale Bedeutung für diese Region. Es ist ein Ort für Exerzitien, Ordensfeste, Urlaub. Darüber hinaus versteht es sich als Heimat für jene Schwestern, die in der Klosterkirche Profess gefeiert haben, deren Wurzeln hier sind. Der gemeinsame Sendungsauftrag für die Gemeinschaften heute ist das Lob Gottes, das Leben in schwesterlicher, geistlicher Gemeinschaft und die Offenheit für Menschen in der Gastfreundschaft.
In der Region Steiermark/Kärnten leben und wirken heute 85 Schwestern in 9 Gemeinschaften in insgesamt fünf Niederlassungen: in Graz, Kainach und Rein in der Steiermark, sowie in Feldkirchen und Klagenfurt in Kärnten.
Graz Provinzhaus, Ordensausbildung 1954 (c) Kreuzschwestern Graz
In den 150 Jahren seit dem Bestehen legten 1.500 Schwestern Profess ab und 130 Niederlassungen wurden gegründet. Im September 2020 wurde das 150-jährige Jubiläum mit einem Festgottesdienst begangen. Das Motto des Jubiläums ist: „Leben in Fülle ist uns geschenkt-wir sind immer noch auf dem Weg“.
Einen Bericht über den Jubiläumsgottesdienst im September 2020 finden Sie hier und einen Bericht aus der Kleinen Zeitung hier.
Einrichtungen mit Vorreiterrolle:
- erster „Kindergarten“ nach Fröbelmethode in Bad Aussee
- erste Einrichtung für geistig behinderte Kinder in der Monarchie im Piusinstitut in Bruck/Mur
- erste Ausbildung von Kindergärtnerinnen in Bruck/Mur
- erste Schwestern in der Pfarre ohne Priester am Ort in Selzthal
- seit 1984 gibt es Provinzversammlungen mit gezielter Ausrichtung auf die Zukunft
- seit 1976 gibt es die Übergabe von Leitungsaufgaben an kompetente Führungskräfte
[Text: Sr. Maria Bosco Zechner; Fotos: Kreuzschwestern Graz]