Rückkehr von mittelalterlichen Fragmenten ins Stift Kremsmünster
Bei der Aufarbeitung des Nachlasses des 2019 verstorbenen Linzer Stadtarchivars Dr. Wilhelm Rausch ist ein Fragment Kremsmünsterer Provenienz aufgetaucht. Die Linzer Kolleginnen und Kollegen konnten feststellen, daß Prof. P. Willibrord Neumüller OSB seligen Angedenkens, damals Stiftsbibliothekar und Archivar, das zeitgenössische Doppelblatt mit einem Schiedsspruch vom Linzer Fürstentag 1289 an Dr. Rausch zur Bearbeitung übergeben hat, und dieser hat 1958 eine Miszelle im Historischen Jahrbuch der Stadt Linz publiziert. Darin wird auch über den Erhaltungszustand und Inhalt der beiden Fragmente näher Auskunft gegeben. Die Fragmente beinhalten jedenfalls die früheste Erwähnung der Minoritenkirche (...ecclesia fratrum minorum in Linza...). Danach ist das Fragment in Vergessenheit geraten; wie so oft, gibt es im Stift keine Aufzeichnungen über den Vorgang.
Nachdem die Linzer Kollegin MMag. Maria Altrichter das 325 x 230 mm große Fragment am 1. August 2020 persönlich ins Stift gebracht hat, hat es unser Handschriftenbearbeiter Dr. Hauke Fill bearbeitet und unter der Signatur Frag VI/319 eingestellt. Er konnte feststellen, daß es ursprünglich als Einband des Codex CC 335 gedient hat und schon vor 1870 abgelöst worden sein muß, da es P. Hugo Schmid in seinem Handschriftenkatalog nicht mehr erwähnt. Darüber hinaus hat er noch zwei spätere Texte ausmachen können.
[Text und Bild: P. Petrus Schuster OSB, Bibliothekar des Stifts Kremsmünster]