Die Barmherzigen Brüder feierten gestern, am Welttag der Armen, ihr 100-jähriges Bestehen in Salzburg. Beim in der Salzburger Kajetanerkirche gefeierten Festgottesdienst, der live im Fernsehen übertragen wurde, würdigte Erzbischof Dr. Franz Lackner OFM die Fürsorge der Ordensbrüder für die Menschen am Rande, die Armen und Bedürftigen.
Festgottesdienst live im TV: Erzbischof Lackner erinnerte in seiner Predigt an den Ordensgründer Johannes von Gott, der dazu aufrief, Gutes gut zu tun. (c) ORF/canva
Seit 100 Jahren würden die Barmherzigen Brüder in ihrem Spital in Salzburg ihren Dienst an Hilfsbedürftigen verrichten und damit dem am „Welttag der Armen“ besonders ins Licht gerückten Auftrag Gottes entsprechen, sich fürsorglich um die Menschen am Rande, die Armen und Bedürftigen zu kümmern. Sie würden mit ihrem Einsatz zugleich daran erinnern, dass es bei allem „um die ehrliche Absicht und die Aufrichtigkeit des Herzens“ gehe, betonte der Salzburger Erzbischof.
Das Herz befehle
Lackner zeichnete in seiner Predigt das bewegte Leben des Ordensgründers Johannes von Gott (1495-1550) nach, der nach einem „unsteten Leben“ im Zuge einer Predigt ein Bekehrungserlebnis hatte, infolgedessen er seine Berufung entdeckte, sich ganz den Armen und Kranken zu widmen. Über dem ersten, von ihm gegründeten Spital in Granada/Spanien habe sich als Motto eine zentrale „Dienstbeschreibung“ gefunden, die es heute wiederzuentdecken gelte: „Das Herz befehle“ - ein Appell, auf das Herz und das Gewissen zu hören. „Im Leben kann man alles haben und doch nicht glücklich sein. Es fehlt etwas - es fehlt die gute Meinung, die ehrliche Absicht, die Aufrichtigkeit des Herzens“, übersetzte Lackner dies in die Gegenwart.
Musikalisch wurde der Gottesdienst, der in der ORF TVthek nachgesehen werden kann, vom Chor der BAfEP Salzburg umrahmt.
Frisch herausgeputzt: Die Kajetanerkirche, die Spitalskirche der Barmherzigen Brüder, wurde zwischen 2019 und 2023 restauriert und erstrahlt nun wieder in neuem Glanz. (c) Ewald Ehtreiber, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Vom Truppenspital zum top-modernen öffentlichen Krankenhaus
Am 26. Mai 1923 wurde das ehemalige Truppenspital am Kajetanerplatz treuhänderisch an die Barmherzigen Brüder übergeben. Heute - 100 Jahre später - ist die Einrichtung ein top-modernes Krankenhaus mit 228 Betten, das für seine hohe medizinische Kompetenz auch über die Grenzen von Salzburg hinaus bekannt ist. So nimmt es beispielsweise eine führende Rolle bei den Operationen nach der sogenannten SILS -Methode (Single Incision Laparoscopic Surgery) ein, die seit einigen Jahren auch roboter-assistiert erfolgen. Dabei wird der gesamte chirurgische Eingriff nur noch über einen später nicht mehr erkennbaren Schnitt im Nabel durchgeführt.
Wechselvolle Geschichte
Streng genommen sind die Barmherzigen Brüder nicht erst seit 1923 in Salzburg. Bereits 1617 wirkten sie auf der sogenannten „Gstättn“ im Dienste der Armen. Fürsterzbischof Markus Sittikus hatte den Barmherzigen Brüdern damals am linken Salzach-Ufer ein Krankenhaus mit 14 Betten und einer eigenen Apotheke überlassen. Dort kümmerten sich neun Ordensbrüder um bedürftige Kranke. Das Haus war allerdings nur wenige Jahre in Betrieb. Warum die Brüder Salzburg wieder verlassen haben, ist nicht bekannt.
Die Wiederkehr fand erst 1923 statt, als die Brüder die ehemalige "Heilanstalt für Kriegsbeschädigte" - im Volksmund "Truppenspital" - treuhänderisch übernahmen. Vier Jahre später konnte mit der Bundeskrankenkasse ein Finanzierungsvertrag erzielt werden. Im zweiten Weltkrieg wurde aus dem Spital ein Reservelazarett, die Brüder verloren ihre Entscheidungskompetenz. Außerdem wurde ein Teil des Krankenhauses bei einem Fliegerangriff zerstört. Erst 1951 konnte das Spital mit den Brüdern als Hausherren wieder eröffnet werden.
In den 1950er Jahren kam es zu einem ersten Ausbau. Weitere Sanierungen folgten in den Jahren 1990 bis 2000 und von 2004 bis 2012. Im Zuge der letzten Um- und Neubauprozesse wurde eine Tiefgarage errichtet, die den Kajetanerplatz heute autofrei macht. Das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Salzburg ist ein öffentliches Krankenhaus und steht allen Patient:innen unabhängig von ihrer finanziellen Situation, ihrer Religion oder ihrer Herkunft offen.
Hospitalität als Auftrag
„Gutes tun und es gut tun“. Das war das Motto des Ordensgründers Johannes von Gott, an dem sich die Brüder und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihrer Arbeit jeden Tag orientieren. Unter Hospitalität – christlicher Gastfreundschaft – verstehen sie die Zuwendung zum hilfesuchenden Menschen. Sie legen daher in allen ihren Einrichtungen – von Krankenhäusern über Pflegeeinrichtungen bis Drogentherapiestationen – größten Wert auf hohes fachliches Niveau, Menschlichkeit und spirituelle Unterstützung.
Top-modernes Ordensspital: Das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Salzburg ist auch über die Grenzen von Salzburg hinaus für seine hohe medizinische Kompetenz bekannt. (c) Barmherzige Brüder Salzburg, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Über die Barmherzigen Brüder
Die Barmherzigen Brüder betreiben in 52 Ländern und auf allen Kontinenten Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen. Die Spitäler und Pflegeheime des Ordens stehen nach dem Vorbild des Ordensstifters allen Hilfe suchenden Menschen offen – ohne Rücksicht auf deren Religion, Alter, Herkunft oder sozialen Status.
Weltweit werden pro Jahr rund 20 Millionen Menschen durch 63.000 haupt- sowie etwa 31.000 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Barmherzigen Brüder in unterschiedlichsten Einrichtungen (Krankenhäuser, Psychiatrische Spezialkliniken, Alten- und Pflegeheime, Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen, Therapiestationen für Drogenkranke, etc.) behandelt und betreut – viele davon vollkommen unentgeltlich.
Fest-Auftakt am 19. September
Den Auftakt zur 100-Jahr-Feier bildete am 19. September ein feierlicher Dankgottesdient im Salzburger Dom, geleitet von Frater Saji Mullankuzhy OH, Provinzial der Barmherzigen Brüder Österreich, bei dem auch Alterzbischof Alois Kothgasser SDB anwesend war. Anschließend wurde im großen Festzelt am Kapitelplatz gefeiert.
Quellen: kathpress, Barmherzige Brüder Salzburg
Weiterlesen:
Festschrift anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums
Predigt von Erzbischof Dr. Franz Lackner OFM
Festgottesdienst zum Nachschauen (ORF TVthek)
[markus lahner]